Wurmerkrankungen (Helminthiasis) – Einleitung
Helminthiasis ist der Sammelbegriff für Erkrankungen, die durch parasitische Würmer (Helminthen) verursacht werden. In den meisten Fällen betreffen diese Infektionen den Magen-Darm-Trakt, können aber auch andere Organsysteme wie die Lunge, Leber oder das Nervensystem befallen. Zu den Helminthen gehören Nematoden (Fadenwürmer), Trematoden (Saugwürmer) und Cestoden (Bandwürmer).
Synonyme und ICD-10: Wurmbefall, Wurminfestation; Ancylostoma duodenale; Ancylostoma duodenale und Necator americanus (Hakenwürmer); Ancylostomatidae (Hakenwurm); Angiostrongylidae; Angiostrongylus cantonensis (Rattenlungenwurm); Angiostrongylus costaricensis; Anisakis marina; Anisakis simplex; Ascarididae (Spulwurm); Ascaris lumbricoides; Ascaris lumbricoides (Spulwurm); Ascaris lumbricoides; Ancylostoma duodenale und Necator americanus; Bilharziose; Brugia malayi; Brugia timori; Cestoden; Clonorchis sinensis; Cyclophyllidae; Darmegel; Darmparasiten; Dicrocoelium dendriticum; Diphyllobothrium latum (Fischbandwurm); Dracunculus medinensis; Echinococcus oligarthus; Echinostoma; Enterobius vermicularis; Enterobius vermicularis (Madenwurm); Fasciola gigantica; Fasciola hepatica; Fasciolopsis buski; Filiariidae (Fadenwurm); Gastrodiscoides; Helminthiasis; Heterophyes; Hymenolepidae (Zwergbandwurm); Hymenolepis diminuta; intestinale Nematodeninfektionen; Leberegel; Loa loa; Lungenegel; Metagonimus; Necator americanus; Nematoden (Fadenwürmer); Onchocerca volvulus; Opisthorchis felineus (Katzenleberegel); Opisthorchis viverrini (chin. Leberegel); Oxyuren; Oxyuriasis; Oxyuridae (Madenwurm); Paragonimus africanus; Paragonimus heterotremus; Paragonimus iyazakii; Paragonimus kellicotti; Paragonimus mexicanus; Paragonimus uterobilateralis; Paragonimus westermani; Pseudophyllidae; Rhabditidae; Schistosoma haematobium; Schistosoma intercalatum; Schistosoma japonicum; Schistosoma mansoni; Schistosoma mekongi; Schistosomatidae; Schistosomiasis; Spiruridae; Strongyloides fuelleborni; Strongyloides stercoralis; Strongyloides stercoralis (Zwergfadenwurm); Taenia saginata (Rinderbandwurm); Taenia solium (Schweinebandwurm); Toxocara canis/-cati; Trematoden (Saugwürmer); Trichuridae (Peitschenwurm); Trichuris trichiura; Trichuris trichiura (Peitschenwurm); Trichuris trichiura; Vampirolepis nana; Watsonius; Wuchereria bancrofti; Zerkarien; Zestoden (Bandwürmer); Helminthosen: ICD-10-GM B65-B83: Helminthosen
Formen der Erkrankung
Helminthen lassen sich in drei Hauptgruppen unterteilen:
- Nematoden (Fadenwürmer): Beispiele sind Ascaris lumbricoides (Spulwurm), Enterobius vermicularis (Madenwurm), und Trichuris trichiura (Peitschenwurm).
- Trematoden (Saugwürmer): Dazu zählen Schistosoma spp. (Bilharziose), Clonorchis sinensis (Chinesischer Leberegel), und Fasciola hepatica (Großer Leberegel).
- Cestoden (Bandwürmer): Zu dieser Gruppe gehören Taenia solium (Schweinebandwurm), Taenia saginata (Rinderbandwurm), und Echinococcus spp. (Fuchs- und Hundebandwurm).
Ursachen
Helminthiasis wird durch die Aufnahme von Wurmeiern oder -larven ausgelöst, die auf verschiedenen Wegen in den Körper gelangen:
- Kontaminierte Lebensmittel: Verzehr von unzureichend gegartem Fleisch (z. B. Schwein, Rind, Fisch) oder verunreinigtem Obst und Gemüse.
- Fäkal-orale Übertragung: Insbesondere über kontaminierte Gegenstände, Wäsche oder Spielzeug (häufig bei Enterobius vermicularis, Madenwurm).
- Verunreinigtes Wasser: Besonders relevant bei der Bilharziose (Schistosomiasis), die durch Kontakt mit kontaminiertem Wasser übertragen wird.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Beide Geschlechter sind etwa gleich häufig betroffen. Kinder, insbesondere im Vorschulalter, sind jedoch besonders gefährdet, insbesondere bei Enterobius vermicularis (Madenwurm) und Ascaris lumbricoides (Spulwurm).
Häufigkeitsgipfel: Helminthiasis tritt weltweit auf, mit höherer Prävalenz in tropischen und subtropischen Gebieten. Kinder im Vorschulalter sind in stark betroffenen Regionen häufiger infiziert.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Weltweit sind etwa 1,5 Milliarden Menschen mit Helminthen infiziert. In Deutschland ist die Prävalenz von Madenwurminfektionen bei Kindern rund 20 %, bei Erwachsenen nur sporadisch.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Stark variierend je nach Region; besonders hoch in Entwicklungsländern.
Infektionsepidemiologie
Erreger: Abhängig von der jeweiligen Helminthiasis, häufig sind Nematoden (z. B. Ascaris lumbricoides), Trematoden (z. B. Schistosoma spp.) und Cestoden (z. B. Echinococcus spp.).
Erregerreservoir: Menschen und Tiere dienen als Hauptwirte, je nach Wurmart.
Vorkommen: Weltweit verbreitet, aber in Entwicklungsländern mit schlechten hygienischen Bedingungen besonders häufig.
Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Besonders bei Enterobius vermicularis (Madenwurm) über kontaminierte Gegenstände oder Hände.
Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Hoch bei einigen Helminthosen wie der Oxyuriasis (Madenwurmbefall).
Übertragungsweg: Meist fäkal-oral, durch verunreinigte Nahrung oder Wasser. Schistosomiasis wird durch Kontakt mit verunreinigtem Wasser übertragen.
Eintrittspforte: Magen-Darm-Trakt durch kontaminierte Nahrung oder Wasser, bei einigen Helminthosen (z. B. Schistosomiasis) auch durch Hautkontakt.
Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): Variiert je nach Erreger, von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen.
Krankheitsdauer: Chronische Infektionen können ohne Behandlung jahrelang persistieren.
Dauer der Infektiosität: Solange Wurmeier ausgeschieden werden.
Seroprävalenz (Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): In Endemiegebieten besonders hoch, z. B. bei Schistosomiasis.
Erregerspezifische Immunität: Meist keine dauerhafte Immunität, Reinfektionen sind häufig.
Verlauf und Prognose
Verlauf
Der Verlauf einer Helminthiasis variiert je nach Erreger:
- Milde Infektionen: Oft asymptomatisch oder nur mit leichten gastrointestinalen Beschwerden wie Blähungen und Bauchschmerzen.
- Schwere Infektionen: Können zu ernsthaften Komplikationen wie Darmverschluss (Ileus) oder Gallenwegsinfektionen führen. Chronische Infektionen, z. B. Schistosomiasis, können Organschäden verursachen.
- Organmanifestationen: Helminthen können verschiedene Organe befallen, z. B. die Lunge (Lungenbefall bei Echinokokkosen) oder die Leber (Schistosomiasis).
Prognose
- Frühzeitige Behandlung: Die Prognose ist bei rechtzeitiger Behandlung in der Regel gut. Mit Anthelminthika (Wurmmitteln) können die meisten Infektionen folgenlos ausheilen.
- Komplikationen: Ohne Behandlung können schwere, chronische Infektionen zu langfristigen Organschäden führen, insbesondere bei Leber- und Lungenbefall (z. B. Echinokokkose).
- Langzeitprognose: Besonders bei Echinokokkose kann die Prognose von der Schwere der Organzerstörung durch Zysten abhängen.