Virales hämorrhagisches Fieber – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf ein virales hämorrhagisches Fieber (VHF) hinweisen:

Chikungunya-Fieber

Chikungunya-Fieber (Inkubationszeit* 3-12 Tage; Manifestationsrate: 72-95 %) [zweithäufigste importierte Erkrankung]

  • Akuter schneller Fieberanstieg
  • Cephalgie (Kopfschmerzen)
  • Konjunktivitis (Bindehautentzündung)
  • Myalgie (Muskelschmerzen
  • Arthralgie (Gelenkschmerzen; Polyarthralgie/Schmerzen in mehreren Gelenken; )
  • Synovitis (Gelenkinnenhautentzündung) mit Gelenkschwellung (25-40 % der Infizierten)
  • Makulopapulöses (fleckiges, mit Papelbildung einhergehendes) Exanthem/generalisiertes Erythem (flächenhafte Hautrötung) (ca. 50 % der Infizierten)
  • Petechien ‒ punktförmige Hauteinblutungen

*Zeitraum zwischen dem Eindringen eines Krankheitserregers in den Körper und dem Auftreten der ersten Symptome.

Weitere Hinweise

  • Die akuten Beschwerden sistieren ("zum Stillstand kommend") in der Regel nach 2 Wochen.
  • Schwere akute Verläufe mit z. B. Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder Myokarditis (Herzmuskelentzündung) betreffen vor allem Neugeborene, ältere Patienten sowie immunsupprimierte.

Dengue-Fieber

Das Spektrum der Symptomatik des Dengue-Fiebers reicht von milden grippeartigen Symptomen bis zu ernsten Komplikationen wie Hämorrhagien (Blutungen) oder einem schweren Schocksyndrom.

Symptome des klassischen Dengue-Fiebers (DF) (Inkubationszeit: 4-7 (max. 14) Tage) [häufigste importierte Erkrankung]

  • Hohes Fieber (bis 40 °C, 48-96 Stunden) mit kurzem Fieberabfall am 3.-4. Tag (häufig, aber nicht immer biphasisch/"in zwei Phasen ablaufend")
  • Erythem (flächenhafte Hautrötung), vor allem im Gesicht und an der Brust, die wegdrückbar ist; oft mit weißem Dermographismus (wenige Sekunden bis Minuten nach mittelstarker mechanischer Reizung (z. B. durch einen Holzspachtel) sichtbare Hautreaktion)
  • Exanthem (Hautausschlag), makulopapulös (fleckig und mit Papeln, d. h. mit Bläschen):
    • an Hand- und Fußrücken beginnend und sich dann auf die proximalen Extremitäten und den Rumpf ausbreitend (stammbetont), das Gesicht aussparend, das Gesicht aussparend [50 % der Patienten haben dieses nach der vorübergehenden Entfieberung]
    • charakteristisch sind Nappes-claires-artige Aussparungen nicht betroffener Haut („islands of white in a sea of red“) 
  • Milde Blutungszeichen (Petechien/punktförmige Hautblutungen, Blutungen aus Einstichstellen)  
  • Schüttelfrost
  • Kopfschmerzen (frontale und retroorbitale ("hinter der Augenhöhle") Kopfschmerzen/hemmernder Retrobulbärschmerz)
  • Konjunktivitis (Bindehautentzündung)
  • Photophobie (Lichtscheu)
  • Rückenschmerzen
  • Myalgie (Muskelschmerzen) und Arthralgie (Gelenkschmerzen; „Knochenbrecheraspekt"; "breakbone fever"/Knochenbrecherfieber)
  • Generalisierte Lymphadenopathie (Lymphknotenvergrößerung) (insb. nuchal/in der Nackenregion)
  • Splenomegalie (Milzvergrößerung)
  • Konjunktivitis (Bindehautentzündung)
  • Bradykardie ‒ zu langsamer Herzschlag: < 60 Schläge pro Minute
  • Hypotension ‒ niedriger Blutdruck
  • Transaminasenanstieg ‒ Anstieg der Leberenzyme [mäßig erhöht]
  • Thrombozytopenie ‒ Verminderung der Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut
  • Lymphopenie ‒ Verminderung der Lymphozyten (weiße Blutzellen, die man in T- und B-Lymphozyten einteilt) im Blut

Die Rekonvaleszenz beträgt in der Regel mehrere Wochen.

Symptome des milden atypischen Dengue-Fiebers

  • Ähnlich dem klassischen Dengue-Fieber, jedoch milder und kurze Dauer von maximal drei (bis fünf) Tagen

In selten Fällen können bereits bei einer Erstinfektion – oder bei einer Zweitinfektion (es gibt 4 Dengue-Serotypen) – Hämorrhagien (Blutungen) und Schock als Komplikationen auftreten.

Symptome des Dengue-hämorrhagisches-Fieber (DHS)

  • Schneller Fieberanstieg
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit/Erbrechen
  • Dyspnoe (Atemnot)
  • Petechien ‒ punktförmige Hautblutungen
  • Purpura ‒ kleinfleckige Kapillarblutungen in der Haut, Unterhaut (Subkutis) oder den Schleimhäuten (Hautblutung)
  • Epistaxis (Nasenbluten)
  • Gastrointestinale Blutungen (Magen-Darm-Blutungen)
  • Hirnblutungen
  • Pneumonie (Lungenentzündung)
  • Thrombozytopenie (Verminderung der Blutplättchen; Thrombozytenabfall auf < 100.000/µl → stationäre Einweisung erforderlich)

Symptome eines schweres Denguefiebers

  • Dengue-Fieber +
    • Kapillarlecksyndrom (Synonym: Clarkson-Syndrom) – schwerwiegende Erkrankung mit einem generalisierten Ödem wg. erhöhter Durchlässigkeit der Kapillargefäße; in der Folge auftreten eines schweren hypovolämischen Schocks (Volumenmangelschock), verbunden mit einer arteriellen Hypotonie (Bluthochdruck) mit Hämokonzentration (Bluteindickung)
    • Dengue-Schocksyndrom (DSS; s. u.)
    • Atemnotsyndrom des Erwachsenen (Adult (Acute) Respiratory Distress Syndrome, ARDS) – akutes Lungenversagen beim vorher lungengesunden Menschen
    • Ergüsse
    • Oder schwere Blutungen
    • Oder Organdysfunktion (z. B. Transaminasen > 1.000 IU/l; Herzinsuffizienz; Bewusstseinsstörung)

Symptome des Dengue-Schocksyndroms (DSS; Synonym: „dengue vascular permeability syndrome“ (DVPS)) [2. Phase]

  • Alle DHS-Kriterien (s. o.) + Schockzeichen:
    • schneller, schwacher Puls mit kleiner Pulsamplitude (< 20 mmHg)
    • oder Hypotension (niedriger Blutdruck)
    • Kaltschweißigkeit
    • Unruhe
  • Blutungen
  • Herz-Kreislauf-Versagen
  • Labor: Anstieg des Hämatokrits (Anteil der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) am Volumen des Blutes), Thrombozytopenie (verminderte Anzahl (<150.000/µl) von Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut) und Hypoproteinämie (verminderte Konzentration des Gesamteiweiß im Blutplasma (< 60 g/L))

Die Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) beträgt bis zu 44 %.

Symptome der Rekonvaleszenz [3. Phase]

  • Bradykardie  – Herzfrequenz < 60 Schläge/min
  • Ventrikuläre Extrasystolen (VES) – Extraschläge aus den Herzkammern
  • Pruritus (Juckreiz)

Ebola-/Marburg-hämorrhagisches Fieber

Ebola-/Marburg-hämorrhagisches Fieber (Inkubationszeit: Ebola: 2-21 (4-10) Tage; Marburg-hämorrhagisches Fieber: (3) 5-7 (10) Tage)

  • Akut (plötzlich) einsetzendes Fieber (89 %)
  • Cephalgie (Kopfschmerzen) (80 %)
  • Schwäche (66 %)
  • Schwindel (60 %)
  • Myalgie (Muskelschmerzen)
  • Konjunktivitis (Bindehautentzündung)
  • Pharyngitis (Rachenentzündung)
  • Nausea (Übelkeit)
  • Exanthem (Hautausschlag), nicht näher bezeichnet
  • Schleimhautblutungen ab dem 5.-7. Tag
  • Ekchymosen (kleinflächige Hautblutungen)
  • Gastrointestinale Symptome Nausea/Übelkeit, Erbrechen (34 %), Abdominalschmerzen/Bauchschmerzen (40 %), Diarrhoe/Durchfall (51 %)
  • Oligurie (verminderte Harnausscheidung: 100-500 ml/d)
  • Anurie (Harnausscheidung: < 100 ml/d)
  • Enzephalitis (Gehirnentzündung)
  • Thrombozytpenie (zu wenige Thrombozyten (Blutplättchen) im Blut)
  • Lymphopenie (Mangel an Lymphozyten (Abwehrzellen) im Blut)
  • Transaminasen ("Leberblutwerte") ↑
  • Starke Blutungen (0,9 %)

Relative Häufigkeiten in runden Klammern [1]

Gelbfieber

Gelbfieber (Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 3-6 Tage)

1. Phase

  • Akuter Krankheitsbeginn mit hohem Fieber, Schüttelfrost
  • Bradykardie – Puls mit < 60 Schlägen/min
  • Cephalgie (Kopfschmerzen)
  • Myalgie (Muskelschmerzen)
  • Epistaxis (Nasenbluten)
  • Nausea (Übelkeit)/Erbrechen 

Diese Symptome bestehen in der Regel wenige Tage. Die meisten Patienten sind danach genesen. Bei bis zu 15 % der Infizierten kommt es dann zu einer 2. Krankheitsphase.

2. Phase (toxische Phase)

  • Bradykardie – Puls mit < 60 Schlägen/min
  • Diarrhoe (Durchfall), blutig
  • Hohes Fieber
  • Ikterus (Gelbsucht)
  • Hämatemesis (Bluterbrechen; Kaffeesatzerbrechen)
  • Neurologische Störungen, die sich unter anderem durch Sprachstörungen, Bewegungsstörungen oder Krämpfe zeigen können
  • Nierenfunktionsstörungen, die bis zur Anurie (weniger als 100 ml Urin in 24 Stunden) führen können

Daneben kann es zu Blutungen in den Organen und der Haut kommen

Insbesondere bei Kindern treten meist sehr milde Verläufe auf. 
Die Erkrankung kann auch asymptomatisch verlaufen, das heißt, es treten keine Symptome auf.

Krim-Kongo-hämorrhagisches Fieber (CCHF)

Krim-Kongo-hämorrhagisches Fieber (CCHF) (Inkubationszeit: 2-13 Tage)

  • Akut einsetzendes Fieber
  • Schüttelfrost
  • Starkes Krankheitsgefühl
  • Cephalgie (Kopfschmerzen)
  • Augenschmerzen
  • Konjunktivitis (Bindehautentzündung)
  • Meningismus (Nackensteifigkeit) und Photophobie (Lichtscheu) sind Zeichen des akuten Krankheitsbeginns
  • Nach 2-4 Tagen wird der Patient zunehmend schläfrig
  • Myalgie (Muskelschmerzen)
  • Arthralgie (Gelenkschmerzen)
  • Relative Bradykardie ‒ der normalerweise auftretende Anstieg der Herzfrequenz bei Fieber bleibt aus
  • Psychische Auffälligkeiten wie Verwirrtheit, Aggressivität, Stimmungsschwankungen
  • Petechien (punktförmige Hautblutungen), vor allem an Brust und Bauch (in 20 % der Fälle, am 3-5. Krankheitstag)
  • Ekchymosen ‒ kleinflächige Hautblutungen
  • Nausea (Übelkeit)
  • Diarrhoe (Durchfall)
  • Bauchschmerzen (Abdominalschmerzen)
  • Generalisierte Lymphknotenschwellungen
  • Hepatomegalie (Lebervergrößerung)
  • Blutungen (bis zu 20 % der Betroffenen)

Das Krankheitsbild reicht von inapparenten (unauffälligen) oder grippeähnlichen Verläufen bis zum Bild eines hämorrhagischen Fiebers mit hoher Letalität (Sterberate).

Lassa-Fieber

Lassa-Fieber (Inkubationszeit: (3) 7-10 (21) Tage)

  • Hohes Fieber (bis 41 °C möglich)
  • Cephalgie (Kopfschmerzen)
  • Halsschmerzen
  • Gastrointestinale Beschwerden (Magen-Darm-Beschwerden)
  • Myalgie (Muskelschmerzen), ausgeprägte
  • Husten
  • Nausea (Übelkeit)/Erbrechen
  • Bauchschmerzen (Abdominalschmerzen)
  • Schwellungen der Augenlider/des Gesichts
  • Konjunktivitis (Bindehautentzündung)
  • Proteinurie ‒ erhöhte Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin
  • Hypotonie ‒ zu niedriger Blutdruck
  • Pharyngitis (Rachenentzündung), ggf. mit Glottisödem (Kehlkopfschleimhautanschwellung)

Häufig klinisch leichte Verläufe!

Rifttal-Fieber

Rifttal-Fieber (Inkubationszeit 2-6 Tage)

  • Unspezifische Symptome
  • Cephalgie (Kopfschmerzen)
  • Myalgie (Muskelschmerzen
  • Nach 3-4 Tagen fulminantes hämorrhagisches Fieber
  • Hepatitis (Leberentzündung)
  • Enzephalitis (Gehirnentzündung)

West-Nil-Fieber

West-Nil-Fieber (Inkubationszeit 3-6 Tage)

Hauptsymptome

  • Fieber, abrupt einsetzend (biphasischer Verlauf/zweiphasig)
  • Schüttelfrost
  • Abgeschlagenheit
  • Emesis (Erbrechen)
  • Exanthem (Hautausschlag), blass und makulopapulös (fleckig und mit Papeln, d. h. mit Bläschen), vom Stamm zum Kopf und zu den Gliedmaßen
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Lymphadenopathie (Lymphknotenvergrößerung) (manchmal)
  • Myalgie (Muskelschmerzen)
  • Rückenschmerzen (tief sitzend)
  • Neuroinvasive Symptome (ca. 1 % der Erkrankten):
    • Meningitis (Hirnhautentzündung)
    • Enzephalitis (Gehirnentzündung)
    • Neuritis nervi optici (Optikusneuritis; Sehnervenentzündung)
    • Polyradikulitis (Entzündung mehrerer Nervenwurzeln)
    • Ataxie (Gangstörung)
    • Epileptische Anfälle (Krampfanfälle)
    • Paresen (Lähmungen)

Weitere Hinweise

  • Nur 20 % der Infizierten entwickeln eine "flavivirale" Symptomatik (zum Teil mit biphasischen Verläufen): Fieber, Kopf-, Glieder-, Muskelschmerzen, Exanthem (Hautausschlag: s. o), Konjunktivitis  und Abgeschlagenheit.

Literatur

  1. Schieffelin JS et al.: Clinical Illness and Outcomes in Patients with Ebola in Sierra Leone. October 29, 2014 doi: 10.1056/NEJMoa1411680