Ulcus molle – Operative Therapie

Das Ulcus molle, auch als Weicher Schanker bezeichnet, ist eine sexuell übertragbare Infektion, die durch das Bakterium Haemophilus ducreyi verursacht wird. Charakteristisch sind schmerzhafte, ulzerierende Läsionen (geschwürige Veränderungen) im Genitalbereich, die mit einer regionalen Lymphadenopathie (Lymphknotenschwellung) einhergehen können.

Indikationen für eine chirurgische Intervention

Während die Behandlung primär medikamentös mit Antibiotika erfolgt (z. B. Azithromycin, Ceftriaxon oder Ciprofloxacin), können schwere Verläufe chirurgische Maßnahmen erfordern.

1. Lymphknotenabszesse (Bubonen)

  • Bei einem fluktuierenden Lymphknotenabszess (abgekapselte Eiteransammlung) ist eine chirurgische Eröffnung mit Drainage erforderlich.
  • Punktion allein ist oft nicht ausreichend, da die Abszesskapsel einer vollständigen Entleerung entgegenwirken kann.
  • Nach der Inzision kann eine Spülung mit antiseptischen Lösungen oder das Einlegen einer Drainage erforderlich sein, um eine erneute Eiterbildung zu verhindern.

2. Phagedänische Ulzera

  • Phagedänische Ulzera (aggressiv fortschreitende Geschwüre mit tiefer Gewebedestruktion) können durch Haemophilus ducreyi kompliziert werden, insbesondere bei immungeschwächten Patienten.
  • Chirurgische Débridements (Abtragung nekrotischen Gewebes) sind notwendig, um die Infektion einzudämmen und eine bessere Heilung zu ermöglichen.
  • Eine Hauttransplantation kann in schweren Fällen erforderlich sein, insbesondere wenn große Gewebedefekte entstanden sind.

3. Mutilierende Verlaufsformen

  • Bei mutilierenden (verstümmelnden) Verläufen, die zu schwerwiegender Zerstörung von Gewebe und Strukturen im Genital- oder Perianalbereich führen, kann eine rekonstruktive Chirurgie notwendig werden.
  • In extremen Fällen müssen chirurgische Maßnahmen zur Wiederherstellung der anatomischen Strukturen durchgeführt werden (z. B. plastische Rekonstruktion des Penis oder der Vulva).

Postoperative Nachsorge

  • Antibiotische Therapie muss postoperativ fortgesetzt werden, um eine bakterielle Ausbreitung zu verhindern.
  • Regelmäßige Wundkontrollen zur Vermeidung von Superinfektionen.
  • Analgetische Therapie zur Schmerzlinderung.
  • Engmaschige Verlaufskontrolle, insbesondere bei immungeschwächten Patienten, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Fazit

Die chirurgische Therapie ist bei Lymphknotenabszessen, phagedänischen Ulzera und mutilierenden Verläufen des Ulcus molle indiziert. Während die Antibiotikatherapie die Grundpfeiler der Behandlung darstellt, sind operative Maßnahmen essenziell, um Komplikationen zu vermeiden und eine rasche Heilung zu ermöglichen.