Tuberkulose – Operative Therapie

Operative Therapie – 2. Ordnung

Die operative Therapie der Tuberkulose (TBC) spielt eine untergeordnete Rolle und wird nur bei diagnostischer Unklarheit oder zur Behandlung von Komplikationen angewendet. Die Standardtherapie bleibt die medikamentöse Antituberkulotika-Therapie.

Indikationen für eine operative Intervention

Diagnostische Indikation:

  • Laparoskopie (Bauchspiegelung) zur histologischen (feingewebliche) Sicherung einer abdominellen Tuberkulose, wenn nicht-invasive Diagnostik (Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT), Biopsie/Gewebeprobe) unzureichend ist.

Therapeutische Indikationen (Komplikationsmanagement):

  • Darmobstruktion (Darmverschluss) aufgrund von narbigen Strikturen (hochgradige Verengungen) nach TBC-Heilung.
  • Perforation (Durchbruch) bei tuberkulöser Bauchfellentzündung (Peritonitis tuberculosa).
  • Abszessbildung oder Fistelbildung (darmkutane oder enterovesikale Fisteln).
  • Unkontrollierte Blutungen aus tuberkulös veränderten Organen (z. B. Darm, Leber, Milz, Lunge).

Chirurgische Verfahren zur Behandlung von Komplikationen

1. Diagnostische Laparoskopie

  • Indikation: Unklare abdominelle TBC, wenn Biopsien nicht ausreichend sind.
  • Verfahren:
    • Direkte Inspektion der Peritonealhöhle (Bauchhöhle) auf tuberkulöse Granulome.
    • Gewebsentnahme (Biopsie) zur histologischen und mikrobiologischen Analyse.

2. Therapeutische Eingriffe bei Komplikationen

  • Laparotomie (Bauchschnitt) bei schweren Komplikationen
    • Notwendig bei Darmperforation, ausgedehnter Peritonealtuberkulose oder unkontrollierten Abszessen.
    • Falls keine Darmresektion erforderlich, kann eine offene Biopsie zur Diagnosesicherung erfolgen.
  • Strikturoplastik bei narbigen Darmstenosen
    • Erweiterung hochgradiger Dünndarmstrikturen zur Vermeidung einer Darmresektion (operative Entfernung von Teilen des Darms).
    • Indiziert, wenn mehrere Strikturen bestehen, aber Darmgewebe erhalten werden kann.
  • Bypass-Operation
    • Umgehung von langstreckigen Strikturen oder multiplen narbigen Engstellen, wenn eine Resektion nicht möglich oder zu risikoreich ist.
    • Wird insbesondere bei dünndarmnahen Engstellen in Betracht gezogen.
  • Darmresektion bei kompletter Obstruktion oder irreversiblen Schäden
    • Bei komplettem Darmverschluss oder ausgedehnten nekrotischen Darmarealen.
    • Enteroanastomose (Verbindung der Darmenden) zur Wiederherstellung der Darmkontinuität.

Besonderheiten der operativen Therapie bei pulmonaler Tuberkulose

In schweren Fällen kann eine thoraxchirurgische Intervention erforderlich sein, insbesondere bei:

  • Persistierenden Kavernen trotz adäquater medikamentöser Therapie.
  • Therapierefraktären Hämoptysen (Bluthusten) durch tuberkulöse Gefäßinfiltration.
  • Lobektomie (Entfernung eines Lungenlappens) oder Pneumonektomie (Entfernung der gesamten Lunge) bei fortgeschrittener Lungendestruktion.

Hinweis zur operativen Therapie der Tuberkulose

Operative Maßnahmen dienen ausschließlich der Behebung von Komplikationen! Die primäre Behandlung der Tuberkulose erfolgt medikamentös mit einer mehrmonatigen Antituberkulotika-Kombinationstherapie.

Zusammenfassung der chirurgischen Therapieoptionen bei Tuberkulose

Indikation Chirurgisches Verfahren Bemerkung
Diagnostische Abklärung der abdominellen TBC Laparoskopie Biopsie für histologische Diagnosesicherung
Darmobstruktion durch narbige Strikturen Strikturoplastik Erhalt der Darmkontinuität
Unkontrollierte Obstruktion oder Perforation Darmresektion Bei nicht erhaltungsfähigen Darmsegmenten
Multiple Darmstrikturen, nicht resektabel Bypass-Operation Umgehung der Engstellen
Pulmonale Kavernen oder Hämoptysen Lobektomie oder Pneumonektomie Nur bei therapierefraktären Fällen

Fazit: Chirurgische Eingriffe sind nur in seltenen Fällen indiziert und kommen primär bei lebensbedrohlichen Komplikationen oder diagnostischen Unsicherheiten zum Einsatz.