Tuberkulose – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Tuberkulin-Hauttest** (THT) – bei diesem Verfahren wird gereinigtes Tuberkulin in die Haut injiziert; der Test kann nicht zwischen einer alten und einer frischen Infektion unterscheiden.
Der Test wird Kindern unter 5 Jahren empfohlen und kann auch bei Kindern zwischen 5 und 14 Jahren verwendet werden.
[Falsch-positive Ergebnisse treten bei Patienten auf, die zuvor eine BCG-Impfung erhalten haben oder auf andere Weise mit Mykobakterien in Kontakt gekommen sind; falsch-negative Ergebnisse sind möglich bei Patienten, die an immunvermittelten entzündlichen Erkrankungen leiden oder Immunsuppressiva einnehmen] - Interferon-Gamma-Freisetzungstest (Synonyme: γ-Interferon-Test; engl. Interferon-Gamma-Release Assay, IGRA)
Der Test sollte bevorzugt bei Jugendlichen ab 15 Jahren und Erwachsenen eingesetzt werden; gilt auch als geeignet für Tuberkulosescreening (TB-Screening), z. B. vor Gabe von TNF-α-Inhibitoren bei rheumatischen. Erkrankungen.
[Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) für den Nachweis einer latenten Tuberkulose ist höher als beim Tuberkulin-Hauttest; das Testergebnis wird durch eine vorangegangene BCG-Impfung nicht beeinträchtigt] - Bakteriologische Untersuchung* (mikroskopisch und kulturell): Sputum (Morgensputum), Trachealsekret, Magensaft (3 Proben an 3 aufeinander folgenden Tagen); Urin, Lymphknoten, sonstiges Gewebe (ggf. bronchoskopisches Material/Material gewonnen durch Lungenspiegelungl: bronchoalveoläre Lavage, geschützte Bürste, transbronchiale Biopsie); der kulturelle Nachweis dauert 3 bis 8 Wochen
- Molekulargenetische Verfahren (Tbc-PCR)* – dieses Testverfahren basiert auf der Erkennung der Erbsubstanz der Erreger; schnellster Nachweis: < 24 h
- Resistogramm (Empfindlichkeitsprüfung)* – dieses Verfahren wird durchgeführt, um mögliche Resistenzen der Erreger gegen verschiedene Antibiotika (Medikamente gegen bakterielle Infektionen) zu erkennen
- Differentialblutbild** [Monozytose]
- HIV-Diagnostik – zum Ausschluss eines HIV-koinfizierten Tuberkulosepatienten (insb. südliches Afrika)
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Bestimmung der Spezies der Erreger*
- Molekulare Typisierung* – wird ebenfalls zur Bestimmung der Erregerspezies benutzt
*Der direkte Nachweis der Erreger "Mycobacterium tuberculosis/africanum, Mycobacterium bovis" ist nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig. Meldepflicht besteht nachfolgend auch für das Ergebnis der Resistenzbestimmung; vorab auch für den Nachweis säurefester Stäbchen im Sputum.
*Cave! Herkömmliche Tuberkulose-Tests auf Sputum versagen bei Kindern.
** Tuberkulintest in Kombination mit einem Differentialblutbild eignet sich zur Feststellung des Übergangs von einer latenten in eine aktive Tuberkulose: hochpositiver Tuberkulin-Hauttest mit einem Durchmesser des Infiltrats ≥ 14 mm und zusätzlicher Monozytose führte zur Hazard Ratio von 8,46 (Konfidenzintervall 1,74 - 41,22) [2].
Toleranzbereiche bei Leberwerterhöhungen unter antituberkulöser Therapie [1]
Therapieabbruch bei Überschreitung
Basiswert vor Therapiea | Laborparameter | Toleranzbereicha | Toleranzbereich bei Symptomenb |
< 2-fach | AST (GOT) | bis 5-fach | bis 3-fach |
ALT (GPT) | bis 5-fach | bis 3-fach | |
Bilirubin | bis 2-fach | kein Toleranzbereich |
Legende
- Aspartat-Aminotransferase (AST; GOT)
- Alanin-Aminotransferase (ALT; GPT)
- aBasiswerte und Toleranzbereiche werden im Vielfachen des oberen Normwerts angegeben
- bBeispiele für Symptome: Ikterus (Gelbsucht), Enzephalopathie (krankhafte Gehirnveränderungen)
Literatur
- Saukkonen JJ et al.: An official ATS statement: hepatotoxicity of antituberculosis therapy. Am J Respir Crit Care Med 2006;174:935-952
- Rakotosamimanana N, Richard V, Raharimanga V et al.: Biomarkers for risk of developing active tuberculosis in contacts of TB patients: a prospective cohort study. Eur Respir J. 2015;46(4):1095-103.