Tuberkulose – Folgeerkrankungen
Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch Tuberkulose mit bedingt sein können:
Atmungssystem (J00-J99)
- Pleuritis tuberculosa (Rippenfellentzündung bedingt durch eine Tuberkulose)
- Pneumonie (Lungenentzündung), käsige
- Respiratorische Insuffizienz (Störung des Gasaustauschs der Lunge):
- respiratorische Partialinsuffizienz: arterielle Hypoxämie mit Verminderung des Sauerstoffpartialdrucks unter einen Grenzwert von 65-70 mmHg bei normalem bis verringertem Kohlendioxid
- respiratorische Globalinsuffizienz: hier liegt zusätzlich zur respiratorischen Partialinsuffizienz eine Hyperkapnie (Erhöhung des Kohlendioxidpartialdrucks > 45 mmHg) vor
- Spontanpneumothorax – Pneumothorax (Kollaps der Lunge, der durch eine Luftansammlung zwischen der Pleura viszeralis (Lungenfell) und der Pleura parietalis (Brustfell) bedingt ist), der ohne äußere Einwirkungen als Ursachen und scheinbar zufällig auftritt
Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59)
- Chorioretinitis oder als retinale Vaskulitis (Entzündung der Netzhautgefäße) [Augenhintergrund]
- Uveitis – Entzündung der mittleren Augenhaut, die aus der Aderhaut (Choroidea), dem Strahlenkörper (Corpus ciliare) und der Regenbogenhaut (Iris) besteht [vordere Augenabschnitt; hier meist in granulomatöser Form]
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Amyloidose – extrazelluläre ("außerhalb der Zelle") Ablagerungen von Amyloiden (abbauresistente Proteine), die u. a. zu einer Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung), Neuropathie (Erkrankung des peripheren Nervensystems) und Hepatomegalie (Lebervergrößerung) führen können.
Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)
- Bronchialtuberkulose, isolierte – viele säurefeste Stäbchen im Sputum (Auswurf) bei unauffälligem Röntgenbild
- Knochentuberkulose – 2-3 % aller Tuberkuloseerkrankungen betreffen das Skelettsystem, davon ca. 50-60 % die Wirbelsäule; Häufigkeitsgipfel: 40.-60. Lebensjahr
- Miliartuberkulose – Auftreten der Tuberkulose in verschiedensten Organen nach Aussaat der Erreger im Blutkreislauf
- Tuberkulose-Rezidiv – Wiederauftreten einer Tuberkulose
- Sepsis (Blutvergiftung) bzw. Landouzy-Sepsis (fulminante septische Verlaufsform der Tuberkulose, die bei Abwehrschwäche (z. B. AIDS) auftreten kann)
- Tuberkulom – abgekapselten Tuberkuloseherd, der noch lebende Erreger (Mycobakterium tuberculosis) enthält
Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)
- „Drug-induced liver injury“ durch Langzeittherapie der Tuberkulose aufgrund der Hepatotoxizität (Lebertoxizität) der Medikamente, insbesondere von Isoniazid oder Fluorchinolonen
Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)
- Abdominelle Tuberkulose; in ca. 55-60 % der Fälle als Lymphknoten-Tuberkulose
- Sialadenitis (Speicheldrüsenentzündung; sehr selten; zu 75 % ist die Parotis betroffen, zu 25 % die Glandula submandibularis)
Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)
- Tuberkulöse Spondylitis (Wirbelentzündung) (Synonym: Spondylitis tuberculosa)
Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)
- Kavernenkarzinom – Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) mit Ursprung in der geschwürigen Wand einer tuberkulösen Lungenkaverne
Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)
- Depression [1]
- Tuberkulöse Meningitis (Hirnhautentzündung) – mit 70-80 % die häufigste neurologische Manifestation
Symptome und abnorme klinische und Laborparameter, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)
- Aszites (Bauchwasser), lymphozytärer
- Kachexie (Auszehrung; sehr starke Abmagerung)
- Lungenblutung, bei Arosion einer Lungenarterie
Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)
- Urogenitaltuberkulose
Prognosefaktoren
- Infektion mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV)
- Gewichtsverlust bzw. fehlende Zunahme trotz ausreichender Nahrungszufuhr
Literatur
- Te-Chun Shen, Chien-Yu Wang, Cheng-Li Lin, Wei-Chih Liao, Chia-Hung Chen, Chih-Yen Tu, Te-Chun Hsia, Chuen-Ming Shih, Wu-Huei Hsu, Chi-Jung Chung C.-Y. Tu and C.-J. Chung: People with tuberculosis are associated with a subsequent risk of depression contributed equally. European Journal of Internal Medicine, doi: http://dx.doi.org/10.1016/j.ejim.2014.10.006