Tollwut (Rabies) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Tollwut dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie bekannte Immundefekte oder Autoimmunerkrankungen, die Ihre Abwehrkräfte beeinträchtigen könnten (z. B. DiGeorge-Syndrom, chronische Granulomatose, Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis)?
- Bestehen familiäre Häufungen von neurologischen Erkrankungen (z. B. Epilepsie (Krampfanfälle), Multiple Sklerose, Morbus Parkinson)?
- Gab es in Ihrer Familie schwere Infektionsverläufe nach Tierbissen oder Kontakt mit Wildtieren?
Sozialanamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Arbeiten Sie im Gesundheitswesen, in der Veterinärmedizin, in der Tierpflege, im Labor, in der Fleischverarbeitung oder in der Wildtierforschung?
- Haben Sie in Ihrem Beruf regelmäßig Kontakt mit Wild- oder Haustieren (z. B. Hunde, Katzen, Fledermäuse, Füchse)?
- Werden Sie in Ihrer Tätigkeit möglicherweise Speichel, Blut oder Nervengewebe von Tieren ausgesetzt?
- Arbeiten Sie in einer Umgebung mit erhöhtem Risiko für Tierbisse oder Kratzer?
- Umgebungsbezogene Faktoren:
- Halten Sie Haustiere, insbesondere nicht geimpfte Hunde oder Katzen?
- Leben Sie in einer Region, in der es Fälle von Wildtier-Tollwut gegeben hat?
- Haben Sie regelmäßigen Zugang zu Wald- oder Feldgebieten mit potenziellen Wildtierkontakten?
- Gibt es in Ihrem sozialen Umfeld Personen, die sich kürzlich in Tollwut-Risikogebieten aufgehalten haben?
Reiseanamnese
- Waren Sie in den letzten Monaten in einem Tollwut-Risikogebiet? Bekannte Tollwut-Risikogebiete sind:
- Afrika (insbesondere Zentral- und Westafrika)
- Asien (vor allem Indien, China, Indonesien, Philippinen, Thailand, Vietnam)
- Mittel- und Südamerika (z. B. Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Peru)
- Osteuropa (einzelne ländliche Regionen)
- Naher Osten (z. B. Iran, Irak, Afghanistan)
- Haben Sie sich in ländlichen oder abgelegenen Regionen aufgehalten?
- Hatten Sie während Ihrer Reise Kontakt mit Tieren (z. B. Hunde, Katzen, Fledermäuse, Affen, Füchse)?
- Sind Ihnen dort ungewöhnliche Verhaltensweisen von Tieren aufgefallen, wie Aggressivität oder auffällige Zutraulichkeit?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Welche Symptome sind Ihnen aufgefallen:
- Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit, Erbrechen?*
- Kribbeln, Taubheitsgefühl oder Schmerzen an der Bissstelle, Unruhe, Halluzinationen, Verwirrtheit?*
- Angst vor Wasser, Schluckbeschwerden, Krämpfe der Atem- und Schlundmuskulatur beim Trinken?*
- Überreaktionen auf visuelle oder akustische Reize?*
- Gereiztheit, Depression, Angstzustände?*
- Muskelschwäche, Schwierigkeiten beim Gehen oder Sprechen?*
- Vermehrter Speichelfluss?
- Auffälligkeiten im Schlafverhalten oder vermehrte Schlaflosigkeit?
- Wie lange bestehen diese Symptome bereits?
- Haben sich die Symptome verschlimmert oder verändert?
- Ist Ihnen ein Biss, Kratzer oder sonstiger Schleimhautkontakt zu Speichel von Tieren erinnerlich?
- Wurde der Vorfall ärztlich dokumentiert oder behandelt?
- Sind Sie in der letzten Zeit gegen Tollwut geimpft oder nach einem Tierkontakt postexpositionell behandelt worden?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie in den letzten Wochen Veränderungen in Ihrem Ess- oder Trinkverhalten festgestellt?
Eigenanamnese
- Bestehen bekannte Infektionskrankheiten oder neurologische Erkrankungen (z. B. HIV, Tuberkulose, Hepatitis B oder C, Borreliose, Epilepsie, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson)?
- Wurden in der Vergangenheit Eingriffe durchgeführt, die das Immunsystem beeinflussen könnten (z. B. Organtransplantationen)?
- Bestehen Allergien gegen Impfstoffe?
Medikamentenanamnese
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein, die das Immunsystem beeinflussen (z. B. Kortikosteroide, Immunsuppressiva, Biologika)?
- Haben Sie in der Vergangenheit Tollwutimpfungen erhalten?
Wichtiger Hinweis: Jeder Tollwutverdacht bedarf der sofortigen Einweisung ins Krankenhaus!
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.