Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom (SIRS) – Einleitung
Das systemische inflammatorische Response-Syndrom (SIRS) beschreibt eine generalisierte Entzündungsreaktion des Körpers auf verschiedene schädliche Einflüsse wie Infektionen, Traumata oder Verbrennungen. Es kann unabhängig vom Auslöser an jeder Stelle des Körpers auftreten und führt zu einer unkontrollierten Freisetzung inflammatorischer Mediatoren, die selbst schädliche Auswirkungen auf den Organismus haben.
Synonyme und ICD-10: systemic inflammatory response syndrome; ICD-10-GM R65.-!: Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS]
Auf dem Jahreskongress der Society of Critical Care Medicine 2016 in Orlando wurde Sepsis erstmals wie folgt definiert: "lebensbedrohliche Organdysfunktion aufgrund einer fehlregulierten Körperantwort auf eine Infektion" [1].
Der septische Schock wird seitdem definiert als eine Untergruppe der Sepsis: Die Kreislaufreaktion sowie zelluläre und metabolische Veränderungen sind dabei so tiefgreifend verändert, dass das Mortalitätsrisiko deutlich erhöht ist [1].
Charakteristische Laborbefunde
- Leukozytose oder Leukopenie: Anzahl der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) über 12.000/μL oder unter 4.000/μL.
- Erhöhte C-reaktives Protein (CRP): Zeichen einer systemischen Entzündungsreaktion.
- Erhöhte Procalcitoninwerte (PCT): Ein Hinweis auf systemische Infektion oder Sepsis.
- Erhöhte Lactatwerte: Zeichen einer Gewebehypoperfusion (Gewebeminderdurchblutung).
- Thrombozytopenie: Verminderung der Blutplättchen, insbesondere bei schwerem Verlauf.
- Erhöhte Leberenzyme (AST, ALT): Hinweis auf Organbeteiligung.
Formen der Erkrankung
- Primäres SIRS: Ausgelöst durch nichtinfektiöse Ursachen wie Trauma, Verbrennungen, Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) oder andere systemische Verletzungen.
- Sekundäres SIRS: Entwickelt sich als Folge einer Infektion, insbesondere im Rahmen einer Sepsis.
Ursachen
- Infektionen: Bakterielle, virale, parasitäre oder mykotische Erreger können SIRS auslösen.
- Trauma: Schwere Verletzungen oder Operationen können eine systemische Entzündungsreaktion verursachen.
- Verbrennungen: Bei großflächigen Verbrennungen tritt häufig SIRS auf.
- Pankreatitis: Entzündungen der Bauchspeicheldrüse führen zu einer starken Freisetzung von Zytokinen.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.
Häufigkeitsgipfel: Kein spezifischer Häufigkeitsgipfel, tritt in allen Altersgruppen auf.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Häufig bei schweren Infektionen, Traumata und Verbrennungen, insbesondere auf Intensivstationen.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Keine genauen Daten, da SIRS als Teil des Sepsis-Spektrums häufig auftritt.
Infektionsepidemiologie
Erreger: Verschiedene Bakterien (grampositive und gramnegative), Viren, Pilze und Parasiten.
Erregerreservoir: Mensch, Tiere und Umwelt.
Vorkommen: Weltweit.
Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Indirekt, je nach Infektionserreger.
Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Abhängig von der zugrunde liegenden Infektion.
Übertragungsweg: Abhängig von der Infektion (z. B. Tröpfcheninfektion, Kontaktinfektion).
Eintrittspforte: Haut, Atemwege, Gastrointestinaltrakt.
Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): Variabel, je nach Erreger.
Krankheitsdauer: Akut bis chronisch, abhängig von der Ursache.
Dauer der Infektiosität: Abhängig vom Erreger.
Seroprävalenz (Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Variabel, je nach Infektionserreger.
Erregerspezifische Immunität: Abhängig vom Erreger, bei einigen Krankheiten möglich.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Initiale Entzündungsreaktion: Fieber, Leukozytose oder Leukopenie, Tachykardie und Tachypnoe (gesteigerte Atemfrequenz; bei Erwachsenen größer 20 Atemzüge pro Minute) sind typische Frühsymptome.
- Progression: Bei unkontrollierter Reaktion kann es zu Organversagen kommen, insbesondere zu akutem Nierenversagen, Leberversagen oder kardiovaskulärem Schock.
- Multiorganversagen: Ohne adäquate Therapie kann SIRS zum Multiorganversagen und schließlich zum Tod führen.
Prognose
- Die Prognose hängt von der frühzeitigen Behandlung ab. Bei adäquater Therapie können die meisten Patienten genesen, insbesondere wenn die Ursache identifiziert und gezielt behandelt wird.
- Bei Sepsis oder schwerer Organschädigung bleibt das Mortalitätsrisiko (Sterberisiko) jedoch erhöht. Die Letalität (Sterblichkeit) ist abhängig von der zugrunde liegenden Ursache und der Anzahl der betroffenen Organe.
Literatur
- Singer M et al.: The Third International Consensus Definitions for Sepsis and Septic Shock (Sepsis-3). JAMA. 2016;315(8):801-810. doi:10.1001/jama.2016.0287