Streptokokken – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Streptokokken sind grampositive Bakterien, die sich in Kettenform anordnen und eine Vielzahl von Infektionen verursachen können. Sie werden nach der Lancefield-Klassifikation in verschiedene Serogruppen unterteilt, die auf ihrer Kohlenhydratstruktur in der Zellwand basieren. Diese Klassifikation ermöglicht die Differenzierung von Streptokokken nach ihrer Fähigkeit, Hämolyse (Zerstörung von roten Blutkörperchen) zu verursachen und ihre spezifischen Pathogenese-Muster zu verstehen.

Streptokokken: Serologische Einteilung (nach Lancefield)

Serogruppe Spezies Hämolyse
A S. pyogenes,
S. anginosus-Gruppe
β (α, γ)
B S. agalactiae β (γ)
C S. anginosus-Gruppe,
S. dysgalactiae subsp. equisimilis
β (α, γ)
D S. bovis α
F S. anginosus-Gruppe β (α, γ)
G S. anginosus-Gruppe,
S. dysgalactiae subsp. equisimilis
β (α, γ)
Diverse "Vergrünende" Streptokokken α (γ)
Nicht typisierbar S. pneumoniae α

Hämolyse-Eigenschaften

  • β-Hämolyse: Vollständige Zerstörung der roten Blutkörperchen, die einen klaren Hof um die Bakterienkolonien auf Blutagar bildet. Typisch für Streptococcus pyogenes und Streptococcus agalactiae.
  • α-Hämolyse: Teilweise Zerstörung der roten Blutkörperchen, die eine grünliche Verfärbung um die Kolonien verursacht. Typisch für „vergrünende“ Streptokokken wie Streptococcus pneumoniae.
  • γ-Hämolyse: Keine Hämolyse, d. h., es kommt zu keiner Zerstörung der roten Blutkörperchen.

Verlauf der Infektion und Ausbreitung

  1. Eintritt und lokale Kolonisation:
    • Streptokokken dringen durch kleine Verletzungen der Haut oder Schleimhäute in den Körper ein und haften sich an die Zelloberflächen durch spezifische Adhäsionsproteine. Der Rachenraum und die Haut sind häufige Eintrittspforten.
    • Nach der Kolonisation beginnen die Bakterien, sich zu vermehren und setzen toxische Enzyme frei, die das umliegende Gewebe schädigen.
  2. Vermehrung und Toxinfreisetzung:
    • Während der Vermehrung setzen die Bakterien Hämolysine wie Streptolysin O und Streptolysin S frei, die zur Zerstörung von Gewebezellen, einschließlich der roten Blutkörperchen, führen. Dies trägt zur Bildung von Eiter und Gewebeschäden bei, insbesondere bei Hautinfektionen wie Impetigo oder Erysipel.
    • Die Enzyme Hyaluronidase und Streptokinase unterstützen die Ausbreitung der Bakterien im Gewebe, was zu einer Ausbreitung der Infektion führt.
  3. Systemische Ausbreitung und Immunantwort:
    • Ohne Behandlung kann sich die Infektion in das tiefe Gewebe oder den Blutkreislauf ausbreiten, was zu systemischen Infektionen wie Sepsis oder nekrotisierender Fasziitis führen kann.
    • Die Immunantwort des Körpers auf Streptokokken ist charakterisiert durch die Aktivierung von Neutrophilen (Immunzellen) und die Bildung von Eiter, was zur Gewebeschädigung beiträgt.
    • Die Bakterien nutzen Mechanismen wie M-Proteine und eine Kapselbildung, um der Phagozytose durch Immunzellen zu entgehen.
  4. Komplikationen und Spätfolgen:
    • In einigen Fällen können postinfektiöse Komplikationen wie rheumatisches Fieber oder Glomerulonephritis (Nierenentzündung) auftreten, die durch eine Autoimmunreaktion auf Streptokokken-Antigene ausgelöst werden. Diese Komplikationen betreffen vor allem das Herz und die Nieren.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Streptokokken-Infektionen betreffen häufig den Rachenraum und die Haut, können sich jedoch ohne Behandlung auf tiefere Gewebe ausbreiten und zu schwerwiegenden systemischen Infektionen führen. Die Lancefield-Klassifikation und die Hämolyse-Eigenschaften sind entscheidend für die Diagnose und Behandlung. Die frühzeitige antibiotische Therapie ist unerlässlich, um Komplikationen wie Sepsis (Blutvergiftung), nekrotisierende Fasziitis (bakterielle Weichteilinfektion, bei der das infizierte Gewebe plötzlich und sehr rasch entlang der betroffenen Faszien abstirbt) oder postinfektiöse Folgeerkrankungen zu verhindern.

Ätiologie (Ursachen)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ungenügende Hygiene

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Horizontale Übertragung von der Mutter auf das Kind während der Geburt
  • Immundefizienz (Abwehrschwäche)
  • Zustand nach Splenektomie (Milzentfernung)

Operationen

  • Zahnextraktionen