Staphylokokken – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Staphylokokken-Erkrankung hinweisen:
Lokalisierte oder generalisierte pyogene Infektionen [1]
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Staphylokokken-Infektion und werden oft zuerst bemerkt:
- Abszessbildung (umkapselte Eiteransammlung) sowie Empyeme (Ansammlung von Eiter in einer vorgeformten Körperhöhle oder in einem Hohlorgan): Unter der Haut oder in Organen, die sich durch eine druckempfindliche Schwellung und Rötung äußert; häufige Anzeichen für eine Staphylokokken-Infektion; Abszesse treten besonders häufig an Haut und Weichteilen auf.
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Staphylokokken-Erkrankung:
- Eitrige Parotitis: Schmerzhafte Schwellung und Eiterbildung in der Ohrspeicheldrüse, die besonders bei älteren oder geschwächten Patienten auftritt. Diese Erkrankung kann zu starken Schmerzen und Schwellungen im Bereich der Wange und des Unterkiefers führen.
- Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut): Macht sich durch Fieber, Herzgeräusche und Schwäche bemerkbar; tritt vor allem bei Patienten mit Vorschädigungen der Herzklappen auf
- Furunkel (eitrige Entzündung eines Haarfollikels) und Karbunkel (tiefe Eiterbeule): Furunkel entleeren sich in einen Abszess. Karbunkel betreffen mehrere benachbarte Haarfollikel. Diese Hautveränderungen sind bei einer Staphylokokken-Infektion häufig.
- Mastoiditis: Entzündung des Knochens hinter dem Ohr, oft als Komplikation einer Mittelohrentzündung. Sie äußert sich durch Schmerzen und Schwellungen hinter dem Ohr, Fieber und Hörprobleme.
- Osteomyelitis (Knochenentzündung): Äußert sich durch Schmerzen, Fieber und Schwellungen an der betroffenen Stelle. Diese Erkrankung tritt häufiger bei Kindern und Personen mit geschwächtem Immunsystem auf.
- Pneumonie (Lungenentzündung): Gekennzeichnet durch Husten, Fieber, Atemnot und Schmerzen im Brustbereich; Staphylokokken-Pneumonien sind besonders bei immungeschwächten Personen häufig und können schwer verlaufen.
- Pyodermie (eitrige Hautentzündung; Synonyme: Pyomyositis tropicans; Myositis purulenta, Bungpagga; Lambo Lambo): Bezeichnet, ist eine akute bakterielle Infektion der Skelettmuskulatur, die in der Regel durch den Erreger Staphylococcus aureus hervorgerufen wird; zeigt sich als schmerzhafte, gerötete und geschwollene Hautstelle; ist ein typisches Symptom
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Mastitis puerperalis (Brustentzündung im Wochenbett): Äußert sich durch Schmerzen, Rötung und Schwellung der Brust
- Sinusitis (Nebenhöhlenentzündung) und Otitis media (Mittelohrentzündung): Äußern sich durch Kopfschmerzen, Gesichtsschmerzen, verstopfte Nase und Ohrenschmerzen; sind häufige Komplikationen von Staphylokokken-Infektionen
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl
Schwere Komplikationen
- Sepsis (Blutvergiftung): Eine lebensbedrohliche Infektion, bei der die Bakterien in den Blutkreislauf gelangen. Symptome sind Fieber, Schüttelfrost, schnelle Atmung und Herzfrequenz sowie Verwirrtheit. Die Sterblichkeitsrate bei einer Staphylokokken-Sepsis liegt trotz Antibiotikatherapie immer noch bei etwa 15 %.
- Meningitis (Hirnhautentzündung): Eine sekundäre Hirnhautentzündung, die durch Staphylokokken verursacht wird, tritt oft als Komplikation einer anderen Infektion (z. B. Sinusitis oder Mittelohrentzündung) auf und äußert sich durch starke Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Fieber.
Durch Toxine vermittelte Erkrankungen [1]
- Staphylococcal scalded skin syndrome (SSSS; engl. scalded skin [skɔːldəd skɪn], deutsch "verbrühte Haut"):
- Durch die von bestimmten S.‑aureus-Stämmen gebildeten exfoliativen Toxine (ETA, ETB, ETC) wird die staphylogene toxische epidermale Nekrolyse (TEN; Synonym: staphylococcal scalded skin syndrome, SSSS) verursacht
- Durch hämatogene ("auf dem Blutwege") Streuung von den zuvor genannten Staphylokokkenexotoxinen verursachte Hauttoxikose bei Säuglingen und Kleinkindern, die durch großflächige, verbrennungsartige Erytheme mit Blasenbildung und anschließender Hautablösung charakterisiert ist.
- Toxisches Schock-Syndrom (TSS, engl. Toxic shock syndrome; Synonym: Tamponkrankheit):
- Schweres Kreislauf- und Organversagen durch Bakterientoxine (meist Enterotoxin des Bakterium Staphylococcus aureus/Superantigenwirkung des Toxic-shock-syndrome-Toxins (TSST-1), seltener Streptokokken, dann als Streptokokken-induziertes Toxisches Schocksyndrom bezeichnet)
- Für die Diagnosestellung "TSS" müssen drei oder mehr der folgenden Organsysteme beteiligt sein:
- Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt):
- Erbrechen
- Übelkeit
- Diarrhoe (Durchfall)
- Muskulatur: ausgeprägte Myalgien (Muskelschmerzen mit Erhöhung des Serumkreatinins bzw. der Phosphokinase)
- Schleimhäute: vaginale, oropharyngeale oder konjunktivale Hyperämie (vermehrter Ansammlung von Blut)
- Nieren:
- Erhöhung von Harnstoff oder Kreatinin im Serum
- Pyurie (Ausscheidung von Eiter im Urin ohne Nachweis einer Harnwegsinfektion (HWI))
- Leber: Erhöhung von Transaminasen, Bilirubin oder alkalischer Phosphatase
- ZNS:
- Desorientiertheit
- Bewusstseinsstörung
- Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt):
- Lebensmittelintoxikationen: Die Lebensmittelvergiftung wird durch die Aufnahme von Enterotoxinen verursacht, die von S. aureus in kontaminierten Lebensmitteln vor der Nahrungsaufnahme produziert wurden:
- Durch die hohe Hitzestabilität werden S.-aureus-Enterotoxine auch bei der Lebensmittelzubereitung nicht abgetötet.
- Bereits 2-6 Stunden nach Aufnahme des kontaminierten Lebensmittels treten abrupt Übelkeit, Erbrechen, krampfartige Bauchschmerzen und Durchfall auf.
- In den meisten Fällen ist die Erkrankung selbstlimitierend und endet nach 8-24 Stunden.
- In schweren Fällen kann es zu Hypovolämie (Verminderung der zirkulierenden, also sich im Blutkreislauf befindenden Menge Blut) und Hypotonie (niedriger Blutdruck) kommen.
Literatur
- Infektionsschutz, RKI-Ratgeber: Staphylokokken-Erkrankungen, insbesondere Infektionen durch MRSA, Stand 2018