Staphylokokken – Medikamentöse Therapie
Therapieziel
- Sanierung bzw. Heilung des Patienten
Therapieempfehlungen
- Infektionen mit Oxacillin-empfindlichen S. aureus: penicillinasefeste Penicilline (z. B. Flucloxacillin) sowie Cephalosporine der 1. Generation und inhibitorgeschützte Penicilline (Mittel der Wahl)
Bei generalisierenden Infektionen kombiniert mit einem Aminoglykosid; zur Therapiedauer siehe unter "Weitere Hinweise" - MRE (Multiresistente Erreger): Isolierung des Patienten (Einzelzimmer; chirurgischer Mundschutz; Arbeitsabläufe gemäß Infektionsschutzhandbuch)
[Kritiker von isolierten Zimmern weisen darauf hin, dass Isolationseinheiten die Bakterieämieraten wg. Kontaminierung von Handschuhboxen häufig ansteigen lassen → mit den Einmalhandschuhen werden die Erreger per intravenöser Injektion weitergegeben] - Bei komplizierten Infektionen Konsil mit Mikrobiologen/Infektiologen
- Therapie bei MRSA [1]:
- Stamm haMRSA (für "healthcare associated"): Reserveantibiotika sind Linezolid und Quinupristin/Dalfopristin. Kombination aus Cotrimoxazol und Rifampicin oder Clindamycin und Rifampicin
- Stamm caMRSA ("Community-Acquired"; das sind MRSA, die außerhalb des Krankenhauses vorkommen): Reserveantibiotikum ist Linezolid. Auch kleinere Solitärfurunkel sollen bei caMRSA systemisch antibiotisch behandelt werden.
- Sanierungsmaßnahmen [1, 2]: Zur Dekolonisierung von haMRSA und caMRSA; Dauer der Sanierungsmaßnahmen: 5 Tage
- Nasenvorhöfe: 3 x tgl. Mupirocin-Nasensalbe
- Rachenraum: 3 x tgl. Gurgeln mit 0,1%iger Chlorhexidinlösung oder Octenidinlösung
- Haut und Haare: 1 x tgl.: Desinfektion, d.h. Duschen oder Ganzkörperpflege inkl. Haarwäsche mit geeigneter desinfizierenden Waschlotion (z. B Octenisan® Waschlotion)
- Wunden: 3 x tgl. Octenidin, bei kleineren Läsionen (< 3 cm2) auch Mupirocinsalbe
- Flächendesinfektion der Dusche/Wanne nach jeder Benutzung
- Zur Verhinderung der Rekolonisierung während der Sanierung:
- täglicher Wechsel von Bettwäsche, Kleidung und Körperpflegeutensilien (Handtücher, Waschlappen)
- Persönliche Gegenstände (z. B. Rasierer) sind nach Anwendung zu desinfizieren bzw. auszutauschen. Verzicht auf Deoroller.
- Kontrolle des Sanierungserfolges bei MRSA [2]:
- Erster Kontrollabstrich nach einer Behandlungspause von mind. 48 Std. (Vermeidung falsch-negativer Ergebnisse)
- Bei MRSA-negativem Abstrich (vorläufiger Sanierungserfolg): Kontroll-Abstriche nach 3-6 und nach 12 Monaten.
- Weitere Pharmakotherapie: siehe unter der jeweiligen Krankheit
Weitere Hinweise
- Ureidothiophen-Carbonsäuren, eine neuartige Substanzklasse wirkt sowohl gegen HIV als auch gegen Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA). Umfangreiche Studien und Entwicklungsarbeiten sind allerdings noch erforderlich, bis eine klinische Anwendung möglich wird [3].
- Eine klinische Checkliste, die Patienten mit Staphylococcus-aureus-Bakteriämie verschiedenen Gruppen zuordnet, kann gemäß einer Studie die Antibiotikatherapie um mehrere Tage verkürzen. Gemäß dieser Checkliste werden auf Grundlage der Dauer des Fiebers, den Ergebnissen der Blutkultur und den Befunden einer Echokardiographie (zwecks Ausschluss einer Endokarditis) zwei Kategorien unterschieden:
- einmalige positive Blutkultur mit koagulasenegativen Staphylokokken ohne Symptome und ohne Infektionsherd (z. B. Katheter) → Antibiotikatherapie für wenige Tage
- komplizierte Staphylococcus-aureus-Infektion mit Befall der Herzklappen oder metastatischen Infektionsherden → Antibiotikatherapie mindestens > 4 Wochen
Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)
Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für das Immunsystem sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:
- Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
- Spurenelemente (Chrom, Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
- Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
- Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Flavonoide (Citrusfrüchte), Lycopin (Tomaten), Proanthocyanidine (Cranberrys), Polyphenole)
- Weitere Vitalstoffe (Probiotische Kulturen: Laktobazillen, Bifidobakterien)
Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
Literatur
- Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz: Multiresistente Erreger. Freistaat Sachsen, Oktober 2010
- S1-Leitlinie: MRSA – eine Handreichung für Hausärzte Teil 2: Therapie. (AWMF-Registernummer: 053-034b), November 2013 Springer Link
- Elgaher WAM et al.: Discovery and Structure-Based Optimization of 2-Ureidothiophene-3-carboxylic Acids as Dual Bacterial RNA Polymerase and Viral Reverse Transcriptase Inhibitors. J. Med. Chem., 2016, 59 (15), pp 7212–7222. doi: 10.1021/acs.jmedchem.6b00730
- Holland TL et al.: Effect of Algorithm-Based Therapy vs Usual Care on Clinical Success and Serious Adverse Events in Patients with Staphylococcal Bacteremia A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2018;320(12):1249-1258. doi:10.1001/jama.2018.13155
Leitlinien
- S1-Leitlinie: MRSA – eine Handreichung für Hausärzte Teil 2: Therapie. (AWMF-Registernummer: 053-034b), November 2013 Springer Link