Schlafkrankheit (Afrikanische Trypanosomiasis) – Einleitung

Die Schlafkrankheit (Afrikanische Trypanosomiasis) ist eine durch den Parasiten Trypanosoma brucei verursachte Infektionskrankheit, die durch den Stich der Tsetsefliege übertragen wird. Sie führt unbehandelt zu schweren neurologischen Schäden und endet in den meisten Fällen tödlich.

Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM B56.-: Afrikanische Trypanosomiasis; Synonyme: Afrikanische Schlafkrankheit; afrikanische Schlafkrankheit durch Trypanosoma brucei gambiense; afrikanische Schlafkrankheit durch Trypanosoma brucei rhodesiense; afrikanische Schlafkrankheit durch Trypanosoma gambiense; afrikanische Schlafkrankheit durch Trypanosoma rhodesiense; Afrikanische Trypanosomiasis; Afrikanische Trypanosomiasis durch Trypanosoma brucei; Infektion durch Trypanosoma brucei gambiense; Infektion durch Trypanosoma brucei rhodesiense; Meningitis bei afrikanischer Trypanosomiasis; Myelitis bei afrikanischer Trypanosomiasis; Nairobi-Schlafkrankheit; Ostafrikanische Schlafkrankheit; Ostafrikanische Trypanosomiasis; Trypanosomiasis africana; Trypanosomiasis africana durch Trypanosoma brucei; Trypanosomiasis durch Trypanosoma brucei gambiense; Trypanosomiasis durch Trypanosoma brucei rhodesiense; Trypanosomiasis gambiensis; Trypanosomiasis rhodesiensis; Westafrikanische Schlafkrankheit; Westafrikanische Trypanosomiasis

Charakteristische Laborbefunde

  • Blutuntersuchung: Nachweis von Trypanosomen im Blut oder Lymphknotenaspirat
  • Liquorpunktion: Nachweis von Trypanosomen im Liquor (Zerebrospinalflüssigkeit), Hinweise auf Meningitis (Hirnhautentzündung)
  • Erhöhte IgM-Spiegel: Charakteristisch für eine systemische Trypanosomeninfektion
  • Anämie: Häufig bei fortgeschrittener Infektion
  • Leukozytose: Erhöhte Leukozytenzahl (Zahl der weißen Blutkörperchen) als Zeichen einer Entzündung

Formen der Erkrankung

Es werden zwei Hauptformen der Schlafkrankheit unterschieden:

  1. Westafrikanische Trypanosomiasis (verursacht durch Trypanosoma brucei gambiense):
    • Langsamer Krankheitsverlauf (monatelang bis jahrelang)
    • Hauptsächlich Menschen als Erregerreservoir
  2. Ostafrikanische Trypanosomiasis (verursacht durch Trypanosoma brucei rhodesiense):
    • Akut verlaufend, oft innerhalb weniger Wochen tödlich
    • Wildtiere und Haustiere als wichtige Erregerreservoire

Ursachen

Die Schlafkrankheit wird durch Parasiten der Gattung Trypanosoma verursacht, die durch den Stich infizierter Tsetsefliegen übertragen werden. Die Infektion kann sowohl Menschen als auch Tiere betreffen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Beide Geschlechter sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel
: Erwachsene zwischen 15 und 45 Jahren sind häufiger betroffen.

Prävalenz
: Im tropischen Afrika sind endemische Gebiete von der west- und ostafrikanischen Form betroffen. Schätzungen gehen von 10.000 bis 30.000 neuen Fällen pro Jahr aus.

Inzidenz
: Stark abhängig von den betroffenen Regionen und der Verfügbarkeit von Kontrollmaßnahmen gegen die Tsetsefliege.

Saisonale Häufung der Erkrankung
: Keine spezifische saisonale Häufung, jedoch abhängig von der Aktivität der Tsetsefliegen.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Trypanosoma brucei gambiense und Trypanosoma brucei rhodesiense

Erregerreservoir: T. brucei gambiense wird hauptsächlich von Menschen übertragen, während T. brucei rhodesiense Wild- und Haustiere als Reservoir nutzt.

Vorkommen: Tropisches Afrika, insbesondere in Regionen des Kongo, Sudan, Angola, Kenia und Tansania.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Keine direkte Übertragung; nur durch den Vektor, die Tsetsefliege.

Kontagiosität: Infektion tritt nur nach dem Stich einer infizierten Tsetsefliege auf.

Übertragungsweg: Stich der Tsetsefliege (Glossina palpalis für die westafrikanische Form und Glossina morsitans für die ostafrikanische Form).

Eintrittspforte: Haut durch den Stich der Tsetsefliege.

Inkubationszeit

  • T. brucei gambiense: Wochen bis Monate
  • T. brucei rhodesiense: 3-21 Tage

Krankheitsdauer: Wochen bis Monate bei T. brucei gambiense, Wochen bei T. brucei rhodesiense.

Dauer der Infektiosität: So lange die Trypanosomen im Blut oder Liquor vorhanden sind.

Erregerspezifische Immunität: Nach einer Infektion ist keine dauerhafte Immunität gewährleistet; eine Reinfektion ist möglich.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Frühes Stadium (Hämatolymphatisches Stadium):
    • Fieber, Cephalgie (Kopfschmerzen), Myalgien (Muskelschmerzen), Lymphadenopathie (geschwollene Lymphknoten), Müdigkeit und Hautausschlag.
    • Bei T. brucei rhodesiense entwickelt sich das Krankheitsbild deutlich schneller als bei T. brucei gambiense.
  • Spätes Stadium (Meningoenzephalitisches Stadium):
    • Zunehmende neurologische Symptome wie Verhaltensstörungen, Schlafstörungen (charakteristisch für die Erkrankung), Verwirrtheit, Koma.
    • Bei der ostafrikanischen Form wird zusätzlich das Herz betroffen, was zu einer Kardiomyopathie führen kann.

Prognose

  • Westafrikanische Trypanosomiasis (T. brucei gambiense):
    • Ohne Behandlung führt die Krankheit innerhalb von Monaten bis Jahren zum Tod.
    • Mit Behandlung ist die Heilungschance hoch, wenn die Infektion früh erkannt wird.
  • Ostafrikanische Trypanosomiasis (T. brucei rhodesiense):
    • Ohne Behandlung oft innerhalb weniger Wochen tödlich.
    • Selbst bei schneller Behandlung ist die Prognose schlechter als bei der westafrikanischen Form.
  • Langzeitkomplikationen: Bei überlebenden Patienten können neurologische Schäden und Verhaltensstörungen zurückbleiben.