Rückfallfieber – Einleitung
Das Rückfallfieber ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien der Gattung Borrelia verursacht wird. Es ist durch wiederkehrende Fieberschübe mit fieberfreien Intervallen gekennzeichnet und wird durch Läuse oder Zecken übertragen. Das Rückfallfieber tritt weltweit auf, vor allem in Gebieten mit schlechten hygienischen Bedingungen.
Thesaurussynonyma und ICD-10: Borreliose [tropisches Rückfallfieber] durch Zeckenbiss; Carter-Rückfallfieber; Dutton-Rückfallfieber; Europäisches Läuserückfallfieber; Europäisches Rückfallfieber; Febris recurrens; Infektion durch Borrelia duttoni; Infektion durch Borrelia recurrentis; Infektion durch Spirochaeta duttoni; Infektion durch Spirochaeta obermeieri; Infektion durch Spirochaeta recurrens; Läuserückfallfieber; Mittelafrikanisches Zeckenfieber a.n.k.; Novy-Rückfallfieber; Novy-Rückfallfieber durch Läuse übertragen; Novy-Rückfallfieber durch Zecken übertragen; Obermeier-Rückfallfieber; Rekurrensfieber; Rückfallfieber; Rückfallfieber durch Borrelia recurrentis; Rückfallfieber durch Spirochaeta Duttoni; Typhus recurrens; Westafrika-Rückfallfieber; Zeckenrückfallfieber; Zentralafrikanisches Zeckenfieber a.n.k.; ICD-10-GM A68.-: Rückfallfieber
Erreger
- Borrelia recurrentis* ist der Erreger des Läuserückfallfiebers.
- Borrelia duttonii und andere Borrelia-Arten sind die Erreger des Zeckenrückfallfiebers.
- Borrelia sind bewegliche, spiralförmige Spirochäten.
* Borrelia recurrentis ist wie alle Spirochäten ein sehr bewegliches, schrauben- bzw. spiralförmiges Bakterium.
Die Erkrankung gehört zu den bakteriellen Zoonosen (Tierseuchen).
Formen der Erkrankungen
Nach dem geographischen Vorkommen kann man unterscheiden in:
- Läuserückfallfieber (Europäisches Rückfallfieber)
- endemisches Auftreten in Nord-, Zentral- und Ostafrika (insb. Somalia, Eritrea oder Äthiopien), Asien und Südamerika
- wird durch die Kleiderlaus (Peduculus humanus corporis) übertragen. Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt, wenn die Läuse zerdrückt oder gequetscht werden. Dabei gelangt das erregerhaltige Sekret auf die Haut und wird beim Kratzen nach dem Stich eingerieben.
- tritt auf unter schlechten hygienischen Bedingungen (mangelhafte Wohnungs-, Kleidungs und Körperhygiene)
- Zeckenrückfallfieber (Endemisches Rückfallfieber)
- endemisches Auftreten weltweit: Naturherde bestehen in Zentral-, Ost- und Südafrika (Borrelia duttonii), in Spanien, Portugal, Algerien, Marokko, Tunesien (B. hispanica), im Iran und Zentralasien (B. latyschewii), in China, Indien, Mittelasien, Ägypten, GUS (B. persica), im Süden der USA, in Mexiko, Zentral- und Südamerika (B. mazottii)
- wird durch Weichzecken (Gattung Ornithodorus) übertragen
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.
Häufigkeitsgipfel: In Krisenzeiten und unter schlechten hygienischen Bedingungen, insbesondere in Flüchtlingslagern oder während Naturkatastrophen.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Das Rückfallfieber ist in vielen Entwicklungsländern endemisch, vor allem in Afrika.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Weltweit schwankt die Inzidenz stark, in Deutschland treten nur selten importierte Fälle auf.
Saisonale Häufung: Meist in den wärmeren Monaten, wenn der Kontakt mit Läusen oder Zecken intensiver ist.
Infektionsepidemiologie
Erreger: Borrelia recurrentis (Läuserückfallfieber) und verschiedene andere Borrelia-Arten (Zeckenrückfallfieber).
Erregerreservoir: Der Mensch ist das Reservoir für Borrelia recurrentis. Nagetiere und Zecken sind Reservoirs für die anderen Borrelia-Arten.
Vorkommen: Endemisch in Afrika, Asien, Südamerika und Südeuropa.
Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Möglich, aber selten.
Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Die Übertragung erfolgt durch den Kontakt mit infizierten Läusen oder Zecken. Bei Läuserückfallfieber ist die Ansteckungsgefahr höher in Regionen mit schlechten hygienischen Verhältnissen.
Übertragungsweg: Beim Läuserückfallfieber erfolgt die Infektion, wenn infizierte Läuse zerdrückt werden und das erregerhaltige Sekret in die Haut eingerieben wird. Beim Zeckenrückfallfieber durch den Biss von Weichzecken.
Eintrittspforte: Haut, entweder durch Zerdrücken der Laus oder durch den Biss einer Zecke.
Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): In der Regel 5-15 Tage.
Krankheitsdauer: Wiederkehrende Fieberschübe über mehrere Wochen hinweg.
Dauer der Infektiosität: Der Mensch bleibt so lange infektiös, wie Läuse oder Zecken mit dem Erreger in Kontakt kommen.
Seroprävalenz (Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Hohe Prävalenz in endemischen Regionen, serologische Tests zur Bestätigung.
Erregerspezifische Immunität: Eine Immunität tritt auf, ist jedoch zeitlich begrenzt.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Typische Fieberschübe, die plötzlich einsetzen und 3-7 Tage dauern, gefolgt von fieberfreien Intervallen.
- Symptome: hohes Fieber, Kopfschmerzen, Myalgien (Muskelschmerzen), Schüttelfrost.
- Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung) sind typisch, wobei die Anzahl der Fieberattacken variiert.
- Zeckenrückfallfieber verläuft schwerer und länger als das Läuserückfallfieber.
Komplikationen
- Myokarditis (Herzmuskelentzündung), Hepatitis (Leberentzündung), Nierenversagen und ZNS-Beteiligung können auftreten.
Prognose
- Unbehandelt liegt die Letalität (Sterblichkeit) je nach Form zwischen 2 und 10 %.
- Mit adäquater Therapie (Antibiotika) kann die Letalität auf unter 5 % gesenkt werden.
In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis von Borrellia recurrentis in Verbindung mit einer akuten Infektion nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) namentlich meldepflichtig.