Q-Fieber – Einleitung

Q-Fieber ist eine Infektionskrankheit, die durch das gramnegative Bakterium Coxiella burnetii verursacht wird. Sie zählt zu den Zoonosen, das heißt, sie wird primär von Tieren auf den Menschen übertragen. Die Infektion verläuft meist grippeähnlich, kann aber auch schwere Komplikationen wie Pneumonie (Lungenentzündung) oder chronische Endokarditis (Herzinnenhautentzündung) verursachen.

Synonyme und ICD-10: Australisches Q-Fieber; Balkanfieber; Balkangrippe; Derrick-Burnet-Krankheit; Euboea-Fieber; Infektion durch Coxiella burnetii; Infektion durch Rickettsia burnetii; Kretafieber; Kretapneumonie; Mossmann-Krankheit; Olympkrankheit; Query-Fieber; Schlachthausfieber; Schlachthaus-Fieber; Siebentagefieber; Südostgrippe; Wüstenfieber; ICD-10-GM A78: Q-Fieber

Die Erkrankung zählt zu den bakteriellen Zoonosen (Tierseuchen).

Charakteristische Laborbefunde

  • PCR: Nachweis von Coxiella burnetii-DNA im Blut oder anderen Körperflüssigkeiten.
  • Serologie: Bestimmung von spezifischen Antikörpern (IgM, IgG) gegen Coxiella burnetii durch ELISA oder Immunfluoreszenz.
  • Leukozytose: Mäßige Erhöhung der Leukozytenzahl.
  • Erhöhte Leberwerte: Transaminasen (ALT, AST) sind häufig erhöht bei Patienten mit Q-Fieber-assoziierter Hepatitis (Leberentzündung).
  • Erhöhte Entzündungsmarker: C-reaktives Protein (CRP) und Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG).

Formen der Erkrankung

  1. Akutes Q-Fieber:
    • Verläuft oft grippeähnlich mit Fieber, Kopfschmerzen und Myalgie (Muskelschmerzen).
    • Häufige Komplikationen: Pneumonie (Lungenentzündung), Hepatitis (Leberentzündung)
  2. Chronisches Q-Fieber:
    • Tritt bei ca. 1 % der Infizierten auf, meistens in Form einer Endokarditis (Herzinnenhautentzündung.
    • Betroffen sind häufig immungeschwächte Patienten oder Menschen mit Herzklappenfehlern.

Ursachen

Die Infektion wird durch das Einatmen von infektiösen Aerosolen übertragen, die von Tieren, insbesondere von Rindern, Schafen und Ziegen, stammen. Auch der Verzehr von Rohmilchprodukten kann eine Infektion verursachen. Coxiella burnetii ist hochresistent gegenüber Umwelteinflüssen und kann über Monate in der Umgebung überleben.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen.

Häufigkeitsgipfel
: Die Erkrankung tritt häufiger in ländlichen Regionen mit Viehzucht auf.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Variiert stark je nach Region. Besonders betroffen sind Viehzuchtregionen.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Ca. 0,1–0,5 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Deutschland.

Saisonale Häufung
: In den Frühjahrs- und Sommermonaten werden vermehrt Infektionen registriert, da in diesen Zeiträumen die Geburtsperiode von Rindern, Schafen und Ziegen ist, die vermehrt infektiöse Erreger ausscheiden.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Coxiella burnetii.

Erregerreservoir
: Vor allem Rinder, Schafe, Ziegen, aber auch Katzen, Hunde und Wildtiere.

Vorkommen
: Weltweit verbreitet, außer in der Antarktis und Neuseeland.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Sehr selten, aber möglich.

Kontagiosität
(Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Sehr hoch; weniger als 10 Erreger reichen für eine Infektion.

Übertragungsweg
: Primär aerogen durch das Einatmen von kontaminiertem Staub; auch durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder kontaminierten Materialien.

Eintrittspforte
: Atemwege.

Inkubationszeit
(Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 2–29 Tage, im Durchschnitt 3 Wochen.

Krankheitsdauer
: Akutes Q-Fieber dauert in der Regel 1–2 Wochen, die chronische Form kann Monate bis Jahre anhalten.

Dauer der Infektiosität
: Infizierte Tiere und deren Nachgeburten bleiben über lange Zeit infektiös.

Seroprävalenz
(Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): In endemischen Regionen kann die Seroprävalenz bei Nutztieren sehr hoch sein.

Erregerspezifische Immunität
: Eine durchgemachte Infektion hinterlässt eine lang anhaltende, aber nicht lebenslange Immunität.

Verlauf und Prognose

Akutes Q-Fieber

  • Symptome: Plötzlich einsetzendes hohes Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Schüttelfrost, Schwäche.
  • Komplikationen: In einigen Fällen kann eine Pneumonie (Lungenentzündung) oder Hepatitis (Leberentzündung) auftreten.
  • Verlauf: In 50 % der Fälle heilt die Erkrankung spontan aus, bei 50 % sind Komplikationen möglich.

Chronisches Q-Fieber

  • Symptome: Langsame Entwicklung einer Endokarditis oder chronischen Hepatitis, oft bei Patienten mit vorbestehenden Herzerkrankungen.
  • Prognose: Bei unbehandelter Endokarditis (Herzinnenhautentzündung) beträgt die Mortalität (Sterberate) bis zu 25 %. Mit adäquater Therapie liegt die Letalität (Sterblichkeit) unter 5 %.

Prävention und Therapie

  • Prävention: Vermeidung des Kontakts zu infizierten Tieren und den entsprechenden Umgebungen. Pasteurisierung von Milchprodukten. In endemischen Gebieten sollte beim Umgang mit Tieren auf Schutzmaßnahmen geachtet werden.
  • Therapie: Die Therapie der Wahl besteht aus Antibiotika. Doxycyclin ist das Mittel der ersten Wahl, eventuell in Kombination mit Hydroxychloroquin bei chronischem Q-Fieber.

Impfungen

Eine Schutzimpfung gegen Q-Fieber steht in Deutschland nicht zur Verfügung, ist jedoch in Australien für Hochrisikogruppen erhältlich.

Meldepflicht

In Deutschland ist der Nachweis des Erregers nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig, wenn er auf eine akute Infektion hinweist.