Pseudomembranöse Enterokolitis – Einleitung

Die pseudomembranöse Enterokolitis, auch als Clostridioides difficile-Infektion (CDI) bekannt, ist eine durch das Bakterium Clostridioides difficile verursachte Infektion des Darms. Sie tritt häufig nach einer Antibiotikatherapie auf und führt zu schweren, teilweise lebensbedrohlichen Durchfällen (Diarrhöen) und Entzündungen der Darmschleimhaut.

Synonyme und ICD-10: Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhoe bzw.  Clostridium-difficile-Infektion, CDAD; Synonyme: Antibiotika-assoziierte Enteritis; Antibiotika-assoziierte Enterokolitis; Antibiotika-assoziierte Kolitis; Clostridienenteritis; Clostridienenterokolitis; Clostridioides difficile-Infektion (CDI); Colitis pseudomembranacea durch Clostridium difficile; Enterocolitis pseudomembranacea durch Clostridium difficile; Enterokolitis durch Clostridium difficile; Kolitis mit Clostridien-Nachweis; Kolitis nach Antibiose; Lebensmittelvergiftung durch Clostridium difficile; Pseudomembranöse Enterokolitis durch Clostridium difficile; Pseudomembranöse Enterokolitis im Sinne der antibiotika-assoziierten Kolitis; Pseudomembranöse Kolitis; Pseudomembranöse Kolitis durch Clostridium difficile; Pseudomembranöse Kolitis im Sinne der antibiotika-assoziierten Kolitis ICD-10-GM A04.7: Enterokolitis durch Clostridium difficile

Clostridium difficile (neue Bezeichnung: Clostridioides difficile) bezeichnet ein grampositives Stäbchenbakterium, welches Sporen bilden kann. Circa 95 % der Fälle der pseudomembranösen Enterokolitis sind durch Clostridium difficile bedingt. Clostridium difficile ist der häufigste Erreger nosokomialer (im Krankenhaus erworben) und Antibiotika-assoziierter Durchfallerkrankungen. Man vermutet den Grund in dem hohen Einsatz von Breitspektrum-Antibiotika(-Kombinationen), die häufig über eine längere Zeitdauer gegeben werden.
40 % der Krankenhauspatienten scheiden das Bakterium aus.

Charakteristische Laborbefunde

  • Stuhlkultur: Nachweis von Clostridioides difficile-Toxinen (A und B)
  • PCR-Test: Genetischer Nachweis toxinkodierender Gene (tcdA, tcdB)
  • Leukozytose: Erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen im Blut
  • C-reaktives Protein (CRP): Erhöhte Entzündungswerte

Formen der Erkrankung

  • Milde bis moderate CDI: Toxine verursachen Diarrhö, Bauchschmerzen, gelegentlich Fieber.
  • Schwere CDI: Starke Diarrhöen, toxisches Megakolon, Peritonitis, Sepsis.
  • Rezidivierende CDI: 15-20 % der Patienten erleben nach erfolgreicher Therapie eine erneute Infektion.

Ursachen

Die primäre Ursache der pseudomembranösen Enterokolitis ist die Überwucherung von Clostridioides difficile im Darm, meist ausgelöst durch eine vorangegangene Antibiotikatherapie, die das normale bakterielle Gleichgewicht im Darm stört. Risikofaktoren sind insbesondere die Anwendung von Breitspektrum-Antibiotika, Krankenhausaufenthalte und das Vorhandensein von Grunderkrankungen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel
: Ältere Patienten (Durchschnittsalter ca. 76 Jahre), insbesondere bei schwerer Grunderkrankung oder Immunsuppression.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Ca. 40 % der Krankenhauspatienten scheiden das Bakterium aus.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): 5-20 Fälle pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Deutschland, steigend durch vermehrte Antibiotika-Nutzung.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Clostridioides difficile

Erregerreservoir
: Umwelt, Darm von Kleinkindern (bis zu 80 %) und Erwachsenen (< 5 %)

Vorkommen
: Weltweit verbreitet.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Ja, durch fäkal-orale Infektion.

Kontagiosität
(Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Mittel, Übertragung in kontaminierten Umgebungen, z. B. in Krankenhäusern.

Übertragungsweg
: Fäkal-oral, durch kontaminierte Lebensmittel und Wasser.

Eintrittspforte
: Verdauungstrakt.

Inkubationszeit
(Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): In der Regel wenige Tage, aber auch bis zu mehreren Wochen nach Antibiotikatherapie.

Krankheitsdauer
: 1-3 Wochen, bei schweren Verläufen länger.

Dauer der Infektiosität
: Mehrere Wochen nach Abklingen der Symptome.

Erregerspezifische Immunität
: Keine dauerhafte Immunität, erneute Infektionen möglich.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Die von Clostridien ausgeschiedenen Toxine verursachen Fieber, Bauchschmerzen, schwere Diarrhoe sowie Flüssigkeits- und Elektrolytverluste (→ Dehydratation).
  • Ribotypen 014 und 020 führen in der Regel zu einer milderen Infektion.
  • Ribotypen 027, 017 und 078 (toxinproduzierend) können zu schweren Krankheitsverläufen führen.
  • Ca. 4 % der Patienten zeigen einen fulminanten Verlauf (fulminante Kolitis/Darmentzündung) mit Komplikationen wie toxischem Megakolon (akute Erweiterung (Dilatation) des Kolons mit klinisch fulminanter Kolitis), Kolonperforation (Dickdarmdurchburch) und Peritonitis (Bauchfellentzündung), ggf. mit septischem Schock.
  • Ca. 15-20 % der Patienten erleben ein Rezidiv (Wiederauftreten der Erkrankung), die Hälfte dieser Patienten sogar mehrfach.

Prognose

  • Das Mortalitätsrisiko (Sterberisiko) von Patienten mit CDI ist im Vergleich zur Gesamtbevölkerung um fast das 7-fache erhöht [1].
  • Die Letalität der pseudomembranösen Enterokolitis (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) liegt zwischen 3-14 %, abhängig von der Schwere der Symptomatik, Grunderkrankungen und Alter.
  • Bei älteren Personen mit Grunderkrankungen ist die Mortalität dreifach erhöht.

Passive Immunisierung: Mit dem gegen das Toxin B von C. difficile gerichteten Antikörper Bezlotoxumab lässt sich einer CDI-Rekurrenz (Wiederauftreten der Erkrankung) vorbeugen. Der Antikörper ist bei Erwachsenen mit hohem Rekurrenzrisiko für eine CDI zugelassen.

In Deutschland ist die infektiöse Diarrhoe nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig. Die Meldung hat bei Krankheitsverdacht, Erkrankung, Tod nicht namentlich zu erfolgen.

Literatur

  1. Boven A et al.: Clostridioides difficile infection-associated cause-specific and all-cause mortality: a population-based cohort study CMI July 18, 2023 doi:https://doi.org/10.1016/j.cmi.2023.07.008

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple. (AWMF-Registernummer: 021-024), Januar 2015 Langfassung