Pseudomembranöse Enterokolitis – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der pseudomembranösen Enterokolitis (Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhoe bzw. Clostridium-difficile-Infektion, CDI) dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie bekannte chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) oder andere Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes (z. B. Zöliakie, Reizdarmsyndrom)?
  • Bestehen in Ihrer Familie bekannte Immundefekte oder Erkrankungen, die die Immunfunktion beeinträchtigen (z. B. IgA-Mangel, HIV, Diabetes mellitus)?
  • Gab es in Ihrer Familie wiederholt Fälle von schweren oder langwierigen Darminfektionen?
  • Gibt es in Ihrer Familie eine bekannte Antibiotika-assoziierte Diarrhoe?
  • Bestehen in Ihrer Familie Erkrankungen, die die Darmflora verändern könnten (z. B. Reizdarmsyndrom, chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED), wiederholte Antibiotikatherapie)?

Sozialanamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Arbeiten Sie im Gesundheitswesen, in Pflegeeinrichtungen oder in anderen Bereichen mit häufigem Kontakt zu medizinischen Einrichtungen oder pflegebedürftigen Personen?
  • Hatten Sie in den letzten Wochen Kontakt mit einer medizinischen Einrichtung? (z. B. Krankenhausaufenthalt, Pflegeheim, ambulante Behandlungen, Dialysezentren)
  • Leben Sie in einer Gemeinschaftseinrichtung mit erhöhtem Infektionsrisiko (z. B. Pflegeeinrichtungen, Rehabilitationszentren)?
  • Hatten Sie in den letzten Wochen engen Kontakt zu Personen mit anhaltendem oder rezidivierendem (wiederkehrendem) Durchfall?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Haben Sie aktuell Durchfall?
  • Wie lange besteht der Durchfall bereits?
  • Wie viele Stühle haben Sie pro Tag?
  • Wie sieht der Stuhlgang aus? (wässrig, blutig**, schleimig, übelriechend?)
  • Haben Sie Bauchschmerzen oder krampfartige Beschwerden?
  • Haben Sie Übelkeit oder Erbrechen bemerkt?
  • Besteht ein auffälliger Geruch des Stuhls?
  • Haben Sie Fieber? Falls ja, wie hoch ist Ihre Temperatur?**
  • Haben Sie Schüttelfrost oder generelles Krankheitsgefühl?**
  • Besteht eine ausgeprägte Müdigkeit oder Schwäche?
  • Bestehen Kreislaufprobleme oder Anzeichen von Dehydratation (z. B. trockene Haut, Schwindel, verminderte Urinausscheidung)?**
  • Hat sich Ihr Stuhlgang innerhalb der letzten Tage oder Wochen verändert?
  • Gab es ein auslösendes Ereignis (z. B. Antibiotikaeinnahme, Krankenhausaufenthalt, Magen-Darm-Infekt)?
  • Haben Sie zuvor eine andere Durchfallerkrankung gehabt?
  • Haben Sie ähnliche Beschwerden in der Vergangenheit erlebt?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Haben Sie ungewollt an Gewicht verloren? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
  • Haben Sie Appetitlosigkeit oder eine reduzierte Nahrungsaufnahme bemerkt?
  • Haben Sie in letzter Zeit Ihre Ernährungsgewohnheiten verändert?
  • Haben Sie bestimmte Nahrungsmittel nicht vertragen oder eine Unverträglichkeit vermutet?
  • Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Bestehen bekannte Magen-Darm-Erkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Reizdarmsyndrom)?
    • Haben Sie eine Immunsuppression (z. B. durch Chemotherapie, Kortisontherapie, Organtransplantation)?
    • Bestehen chronische Erkrankungen, die Ihr Immunsystem beeinträchtigen?
  • Operationen:
    • Wurden Sie bereits am Magen-Darm-Trakt operiert?
    • Gab es eine Blinddarmentfernung oder Magenbypass-Operation?
  • Strahlen- oder Chemotherapie:
    • Haben Sie in der Vergangenheit eine Strahlentherapie erhalten, insbesondere im Bauchbereich?
    • Sind Sie aktuell in einer Chemotherapie-Behandlung?
  • Impfstatus:
    • Sind Sie gegen Hepatitis A/B oder andere relevante Infektionserkrankungen geimpft?
    • Wurde bei Ihnen eine Impfung gegen Clostridioides difficile in Erwägung gezogen?
  • Haben Sie bekannte Allergien gegen Medikamente oder Nahrungsmittel?

Medikamentenanamnese

  • Antibiotika* (Wirkstoffe, die gegen bakterielle Infektionen wirken; Hauptrisiko für die Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhoe besteht in den folgenden vier Wochen nach Antibiotikatherapie; 40-60 % der Fälle); vor allem:
    • Hohes Risiko
      • Ampicillin
      • Aminopenicilline (Amoxicillin)
      • Cephalosporine (Cefoxitin, Ceftazidim, Ceftriaxon, Cefuroxim)
      • Chinolone/Fluorchinolone/Gyrasehemmer (Ciprofloxacin, Moxifloxacin, Nalidixinsäure, Norfloxacin, Lomefloxacin, Levofloxacin, Ofloxacin)
      • Lincosamide (Clindamycin)
    • Mittleres Risiko
      • Imipenem
      • Carbapeneme (Imipenem)
      • Tetracycline (Doxycyclin, Minocyclin, Tetracyclin)
      • Trimethoprim
    • Geringes Risiko
      • Aminoglycoside (Amikacin, Apramycin, Geneticin (G418), Gentamicine, Kanamycin, Netilmicin, Neomycin, Paromomycin, Spectinomycin, Streptomycin, Tobramycin)
      • β-Lactam-Antibiotikum (Piperacillin)
      • Breitspektrum-Penicilline (Mezlocillin, Ticarcillin)
      • Glykopeptid-Antibiotika (Vancomycin)
      • Makrolide (Azithromycin, Erythromycin, Clarithromycin, vor allem Clarithromycin und Azithromacin)
  • H2-Antihistaminika (H2-Rezeptor-Antagonisten, H2-Antagonisten, Histamin-H2-Rezeptor-Antagonisten; Wirkstoffe, die u. a. die Produktion der Magensäure hemmen) – Cimetidin, Famotidin, Lafutidin, Nizatidin, Ranitidin, Roxatidin
  • Nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAID, NSAR) sind Schmerzmittel mit schmerzstillenden, fiebersenkenden und entzündungshemmenden Eigenschaften) wie Ibuprofen, Diclofenac
  • Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Säureblocker) – Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol, Pantoprazol, Rabeprazol

*Da Clostridium difficile resistent gegen fast alle Breitspektrumantibiotika ist, kann es unter einer antibiotischen Therapie zu einer Vermehrung dieses Keims kommen.
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Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.