Pest – Einleitung

Die Pest ist eine schwere bakterielle Zoonose, die durch Yersinia pestis, ein gramnegatives Stäbchenbakterium aus der Familie der Enterobacteriaceae, verursacht wird. Sie kann verschiedene Krankheitsbilder, darunter Beulenpest, Lungenpest und Pestsepsis, hervorrufen und ist ohne Behandlung hochletal.

Theasaurussynonyma und ICD-10: Beulenpest; Bubo durch Yersinia pestis; Bubonenpest; Hautpest; Infektion durch Pasteurella pestis; Infektion durch Yersinia pestis – s.a. Pest; Lungenpest; Meningitis durch Yersinia pestis; Pestbakterien-Infektion; Pest-Fieber; Pestis; Pestis fulminans; Pestis minor; Pestis siderans; Pestmeningitis; Pestpneumonie; Pestsepsis; Pharyngeale Pest; Pneumonie durch Yersinia pestis; primäre Lungenpest; primäre Pestpneumonie; sekundäre Lungenpest; sekundäre Pestpneumonie; Sepsis durch Yersinia pestis; tonsilläre Pest; ICD-10-GM A20.-: Pest

Historisches: Die große Pest-Pandemie, bekannt als "der Schwarze Tod", wütete von 1346 bis 1353 in Europa. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit war vergleichsweise langsam: Von Südfrankreich ausgehend erreichte die Pandemie innerhalb von etwa vier Jahren Norddeutschland.

Charakteristische Laborbefunde

  • Mikroskopischer Nachweis von Yersinia pestis aus Gewebeproben (z. B. Lymphknoten, Blut, Sputum).
  • Blutkultur: Anzucht von Yersinia pestis.
  • PCR: Nachweis von bakterieller DNA.
  • Serologie: Antikörperbestimmung (Serokonversion) in der Akutphase und nach Infektion.
  • Blutbild: Leukozytose, erhöhte C-reaktive Protein (CRP)-Werte.

Formen der Erkrankung

  • Beulenpest (Bubonenpest): Die häufigste Form. Sie wird durch Flohbisse übertragen und kann durch Streuung der Erreger zur Lungenpest oder Pestsepsis führen. Inkubationszeit: 1-7 Tage.
  • Pestsepsis: Generalisierte Infektion durch Streuung der Erreger. Extrem hohe Letalität (Sterblichkeit) ohne Behandlung.
  • Lungenpest: Primäre oder sekundäre Infektion der Lunge. Besonders kontagiös, da Mensch-zu-Mensch-Übertragung über Aerosole möglich ist.
  • Weitere Formen: Hautpest, Pestmeningitis (Hirnhautentzündung durch die Pest), abortive Pest (milde Form der Krankheit, von der sich die Patienten ohne Behandlung erholen).

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Gleichverteilung zwischen Männern und Frauen.

Häufigkeitsgipfel
: Historisch war die Pestpandemie im Mittelalter, der "Schwarze Tod", weltweit verheerend. Heute treten Erkrankungen sporadisch auf, vor allem in ländlichen, tropischen und subtropischen Gebieten.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Weltweit etwa 1.000-2.000 Fälle jährlich, insbesondere in Afrika und Asien.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Regionale Häufungen, insbesondere in Madagaskar, der Mongolei und den westlichen USA.

Saisonale Häufung
: In wärmeren Monaten, da die Übertragung durch Flöhe stärker ausgeprägt ist.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Yersinia pestis

Erregerreservoir
: Nagetiere, vor allem Ratten, und deren Flöhe.

Vorkommen
: Heute noch in begrenzten Gebieten in Asien, Afrika (besonders Madagaskar), Nord- und Südamerika sowie der Mongolei.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Möglich bei Lungenpest über Aerosole, bei der Beulenpest in der Regel keine Mensch-zu-Mensch-Übertragung.

Kontagiosität
(Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Sehr hoch bei Lungenpest.

Übertragungsweg
: Flohbisse, Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Kadavern, Exposition gegenüber Aerosolen (Lungenpest), Verzehr kontaminierter Fleischprodukte.

Eintrittspforte
: Haut, Atemwege, Magen-Darm-Trakt (über kontaminierte Nahrung).

Inkubationszeit
(Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 1-7 Tage; bei Lungenpest verkürzt (wenige Stunden bis Tage).

Krankheitsdauer
: Ohne Behandlung schnell tödlich, besonders bei Pestsepsis und Lungenpest.

Dauer der Infektiosität
: Besonders hoch bei unbehandelter Lungenpest, da Aerosole infektiös sind.

Seroprävalenz
(Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Keine signifikanten Daten zu Seroprävalenz in betroffenen Gebieten.

Erregerspezifische Immunität
: Keine lebenslange Immunität nach überstandener Infektion.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Beulenpest: Schwellung der Lymphknoten (Bubonen), Fieber, Schüttelfrost; ohne Behandlung Letalität (Sterblichkeit) ca. 60-90 %.
  • Lungenpest: Beginn mit grippeähnlichen Symptomen, gefolgt von schwerer Atemnot und Hämoptysen (Bluthusten); extrem hohe Letalität ohne Therapie.
  • Pestsepsis: Rasch progrediente (fortschreitende) Infektion mit systemischen Symptomen wie Schock, Multiorganversagen; Letalität nahe 100 % unbehandelt.

Prognose

  • Beulenpest: Frühzeitige Antibiotikatherapie senkt die Letalität auf ca. 5-10 %.
  • Lungenpest: Auch bei Behandlung Letalität ca. 50 %.
  • Pestsepsis: Ohne Behandlung fast immer tödlich.

Impfung: Eine Schutzimpfung gegen die Pest ist verfügbar, wird aber von Gesundheitsbehörden nicht routinemäßig empfohlen, außer für Risikogruppen (z. B. Laborpersonal, in Endemiegebieten).

In Deutschland ist schon der Verdacht auf eine Infektion nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) namentlich meldepflichtig.