Ornithose – Einleitung

Die Ornithose, auch Psittakose genannt, ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch Chlamydia psittaci verursacht wird. Sie gehört zu den Zoonosen, das heißt, die Erkrankung wird von Tieren, insbesondere Vögeln, auf den Menschen übertragen. Betroffen sind meist Personen, die engen Kontakt zu Vögeln haben.

Synonyme und ICD-10: Psittakose; Papageienkrankheit; ICD-10-GM A70: Infektionen durch Chlamydia psittaci

Die Erkrankung gehört zu den bakteriellen Zoonosen (Tierseuchen).

Charakteristische Laborbefunde

  • Blutbild: Leukozytose (erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen), leichte Anämie (Blutarmut)
  • Entzündungsmarker: Erhöhte CRP- und BSG-Werte
  • Serologie: Antikörpernachweis gegen Chlamydia psittaci mittels Komplementbindungsreaktion oder ELISA
  • Mikrobiologie: Nachweis von Chlamydia psittaci in Abstrichen oder Sekreten durch PCR
  • Bildgebung: Atypische Lungeninfiltrate in der Thoraxröntgenaufnahme, typisch für eine interstitielle Pneumonie (Lungenentzündung, die in erster Linie das Bindegewebe (Interstitium) der Lunge betrifft)

Formen der Erkrankung

  • Akute Psittakose: Typisch ist eine grippeähnliche Symptomatik, die zu einer interstitiellen Pneumonie übergeht. Seltener kommt es zu systemischen Manifestationen wie Perikarditis (Herzbeutelentzündung) oder Myokarditis (Herzmuskelentzündung).
  • Chronische Psittakose: Sehr selten, kann eine persistierende Infektion in verschiedenen Organen wie der Lunge verursachen, oft mit milderen Symptomen.
  • Asymptomatische Träger: Personen können infiziert sein, ohne Symptome zu zeigen, insbesondere bei milden oder subklinischen Verläufen.

Ursachen

Die Erkrankung wird durch das gramnegative Bakterium Chlamydia psittaci verursacht, das hauptsächlich von infizierten Vögeln auf den Menschen übertragen wird. Die Hauptübertragungswege sind der Kontakt mit infektiösen Vogelexkrementen, Federstaub oder Sekreten.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Kein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern.

Häufigkeitsgipfel
: Die Erkrankung tritt häufiger bei Erwachsenen auf, die beruflich oder hobbymäßig engen Kontakt zu Vögeln haben.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): In Deutschland ist die Psittakose eine seltene Erkrankung, 2010 wurden nur 25 Fälle gemeldet.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Niedrig, da es sich um eine Zoonose handelt, die in der allgemeinen Bevölkerung selten auftritt.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Chlamydia psittaci

Erregerreservoir
: Hauptsächlich Vögel, insbesondere Papageien, Tauben und Möwen. In seltenen Fällen können auch Säugetiere infiziert sein.

Vorkommen
: Weltweit verbreitet, tritt jedoch in Industrieländern selten auf.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Sehr selten, normalerweise nur durch Kontakt mit infizierten Vögeln.

Kontagiosität
(Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Hoch, wenn enger Kontakt zu infizierten Vögeln besteht. Eine Übertragung durch den Menschen ist äußerst selten.

Übertragungsweg
: Aerogen (Einatmen von infektiösem Staub oder Sekreten), direkter Kontakt mit Vogelexkrementen oder infizierten Sekreten.

Eintrittspforte
: Atemwege

Inkubationszeit
(Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 1-4 Wochen, abhängig von der Infektionsdosis und dem Immunstatus des Betroffenen.

Krankheitsdauer
: Bei adäquater Therapie beträgt die Krankheitsdauer in der Regel 2-4 Wochen.

Dauer der Infektiosität
: Unklar, da die Ansteckung von Mensch zu Mensch sehr selten ist. Patienten gelten jedoch als nicht mehr ansteckend, sobald sie auf Antibiotika ansprechen.

Seroprävalenz
(Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Die Seroprävalenz ist in der allgemeinen Bevölkerung gering. Bei Personen mit engem Kontakt zu Vögeln ist sie jedoch erhöht.

Erregerspezifische Immunität
: Eine durchgemachte Infektion hinterlässt eine über viele Jahre andauernde Immunität.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Die Krankheit beginnt meist mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen. Im Verlauf kommt es zu einer interstitiellen Pneumonie, die sich durch Husten, Dyspnoe (Atemnot) und Brustschmerzen äußert. In seltenen Fällen können schwere Komplikationen wie Myokarditis (Herzmuskelentzündung), Perikarditis (Herzbeutelentzündung) oder Enzephalitis (Gehirnsentzündung) auftreten.

Prognose

  • Bei rechtzeitiger Behandlung ist die Prognose in der Regel gut. Die Mortalität (Sterberate) liegt bei weniger als 1 %.
  • Bei älteren oder immungeschwächten Patienten kann es jedoch zu schwerwiegenden Verläufen mit Todesfolge kommen.
  • Komplikationen sind selten, können aber bei einem verzögerten Behandlungsbeginn auftreten.
  • Antibiotika (Doxycyclin) führen in der Regel zu einer vollständigen Ausheilung.

Impfung und Prävention

  • Eine Impfung gegen Psittakose existiert nicht. Die Prävention erfolgt durch Hygiene- und Schutzmaßnahmen bei der Haltung und Pflege von Vögeln, insbesondere bei beruflichem Kontakt.

Meldepflicht

In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis des Erregers nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) namentlich meldepflichtig, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen.