Mundfäule (Gingivostomatitis herpetica) – Einleitung
Eine Gingivostomatitis herpetica – umgangssprachlich Mundfäule genannt – ist eine entzündliche Erkrankung der Mundschleimhaut (Stomatitis) und des Zahnfleisches (Gingivitis), ausgelöst durch das Herpes-Virus (Herpes simplex-Virus Typ 1 (HSV-1)).
Synonyme und ICD-10: Herpes-Gingivostomatitis; Stomatitis aphthosa; Aphthöse Stomatitis; Stomatitis herpetica; ICD-10-GM B00.2: Gingivostomatitis herpetica und Pharyngotonsillitis herpetica
Der Herpes-Virus ist ein Erreger aus der Gruppe der DNA-Viren, aus der Familie Herpesviridae. Beim Menschen verursacht das Virus Haut- und Schleimhautausschläge.
Formen der Gingivostomatitis herpetica
- Primärinfektion
- Erstmaliges Auftreten der Infektion, oft begleitet von Fieber, Lymphknotenschwellung und schmerzhaften Bläschen in der Mundhöhle.
- Reaktivierte Infektion
- Wiederauftreten der Infektion, typischerweise als Lippenherpes (Herpes labialis) bei geschwächtem Immunsystem.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.
Häufigkeitsgipfel: Die Erstinfektion tritt meist bei Kindern im Alter von 10 Monaten bis 3 Jahren auf. In seltenen Fällen kann sie auch im frühen Erwachsenenalter auftreten.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Die Durchseuchung der Bevölkerung mit dem Herpes simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) liegt bei über 90 % in Deutschland.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Genaue Daten zur Inzidenz sind nicht verfügbar, da die meisten Infektionen asymptomatisch verlaufen oder als milde Erkrankungen nicht diagnostiziert werden.
Saisonale Häufung der Erkrankung: Eine saisonale Häufung der Infektionen ist nicht eindeutig nachweisbar, jedoch kann es durch Stress oder andere immunologische Faktoren zu jahreszeitlichen Schwankungen in der Häufigkeit von Ausbrüchen kommen.
Infektionsepidemiologie
Erreger: Herpes simplex-Virus Typ 1 (HSV-1).
Erregerreservoir: Der Mensch ist das einzige relevante Reservoir für das Virus.
Vorkommen: Die Infektion tritt weltweit auf.
Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja, die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch direkten Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten.
Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Die Ansteckungskraft von HSV-1 ist sehr hoch.
Übertragungsweg: Der Virus wird hauptsächlich über Speichel (Tröpfcheninfektion) und als Schmierinfektion übertragen.
Eintrittspforte: Der Erreger gelangt über geringfügig verletzte Haut (perkutane Infektion) und Schleimhäute (permuköse Infektion) in den Körper.
Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): In der Regel beträgt die Inkubationszeit 2-12 Tage.
Krankheitsdauer: Die akuten Symptome dauern in der Regel 7-14 Tage.
Dauer der Infektiosität: Die Ansteckungsfähigkeit beginnt wenige Tage vor dem Auftreten der Bläschen und dauert bis zur vollständigen Abheilung der Läsionen an. Auch in symptomfreien Phasen kann das Virus übertragen werden.
Seroprävalenz (Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Die Seroprävalenz liegt bei über 90 % der Erwachsenen in Deutschland.
Erregerspezifische Immunität: Nach der Primärinfektion verbleibt das Virus lebenslang im Körper. Rezidive (erneute Ausbrüche) sind möglich, insbesondere unter Stress oder bei Immunsuppression.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Primärinfektion
- In den meisten Fällen klinisch inapparent (ohne Symptome).
- Bei ca. 1 % der Fälle manifestiert sich die Infektion als Gingivostomatitis herpetica mit Fieber, Lymphknotenschwellung und schmerzhaften Bläschen.
- Symptome: Schmerzen, die zu Schwierigkeiten beim Sprechen und bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme führen können.
- Dauer: Nach ca. 1 Woche heilt die Erkrankung spontan ohne Narbenbildung ab. Erst dann ist die Erkrankung nicht mehr ansteckend.
- Reaktivierte Infektion
- Ein Teil des Virus verbleibt in den Ganglien (Nervenknötchen) des Körpers.
- Bei geschwächtem Immunsystem kann es als Bläschen auf den Lippen (Lippenherpes) oder in der Mund- und Nasenschleimhaut wieder auftreten.
Prognose
- Besser bei symptomatischer Behandlung und ausreichender Flüssigkeitszufuhr: Wichtig vor allem bei Kindern, um Dehydration zu verhindern.
- Spontanheilung: Die Erkrankung heilt in der Regel innerhalb einer Woche ohne Narbenbildung ab.
- Wiederauftreten: Virus verbleibt im Körper und kann bei geschwächtem Immunsystem reaktiviert werden.
Impfung: Eine Schutzimpfung gegen Gingivostomatitis herpetica bzw. Herpes simplex-Viren steht bislang nicht zur Verfügung, befindet sich aber in der Entwicklung.