Mumps (Parotitis epidemica) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Beschreibung des Erregers

  • Erreger: Das Mumps-Virus gehört zur Gattung Rubulavirus und zur Familie der Paramyxoviridae. Es ist ein umhülltes, einzelsträngiges RNA-Virus mit negativer Polarität.
  • Genom: Das Genom besteht aus einer einzelsträngigen RNA mit negativer Polarität, die für verschiedene strukturelle und nicht-strukturelle Proteine kodiert. Das Fusionsprotein und das Hämagglutinin-Neuraminidase-Protein sind entscheidend für die Zellinvasion und die virale Replikation.
  • Virulenz (Infektionskraft): Die Virulenz des Mumps-Virus beruht auf seiner Fähigkeit, Epithelzellen sowie verschiedene Drüsenzellen und das zentrale Nervensystem (ZNS) zu infizieren. Dadurch werden Entzündungsreaktionen ausgelöst, die zu Schwellungen und Gewebeschäden führen.

Epidemiologie und Übertragungsweg

  • Verbreitung: Mumps tritt weltweit auf und war vor Einführung der Impfung eine typische Kinderkrankheit. Aufgrund von Impfprogrammen ist die Inzidenz in vielen Ländern stark zurückgegangen, jedoch gibt es in Regionen mit niedrigen Impfquoten immer noch Ausbrüche.
  • Hauptübertragungsweg: Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion (feinste Tröpfchen in der Luft) beim Husten, Niesen oder Sprechen.
  • Weitere Übertragungswege: Schmierinfektionen durch direkten Kontakt mit Speichel oder kontaminierten Gegenständen sind ebenfalls möglich.
  • Infektiosität (Ansteckungsfähigkeit): Die Infektiosität ist hoch; infizierte Personen können das Virus bereits 7 Tage vor bis 9 Tage nach Beginn der typischen Parotisschwellung (Schwellung der Ohrspeicheldrüsen) weitergeben.

Eintrittspforte des Erregers

  • Haupteintrittspforte: Die Haupteintrittspforte des Mumps-Virus sind die Schleimhäute des oberen Respirationstrakts (Atemwege) und die Konjunktiva (Bindehaut).
  • Nebeneintrittspforten: In seltenen Fällen kann das Virus auch über direkte Verletzungen der Haut oder Schleimhaut eindringen.

Pathogenese des Erregers

  • Initiale Vermehrung und Ansiedlung:
    • Nach Eintritt durch die Schleimhäute infiziert das Mumps-Virus zunächst die Epithelzellen im Nasen-Rachen-Raum.
    • Von dort aus breitet sich das Virus in die regionalen Lymphknoten aus, wo es sich vermehrt und zur ersten Virämie (Vorhandensein von Viren im Blut) führt.
  • Erste Virämie:
    • Das Virus wird nach Vermehrung in den regionalen Lymphknoten in die Blutbahn freigesetzt und breitet sich systemisch aus.
    • Diese erste Virämiephase verläuft in der Regel asymptomatisch und bleibt oft unbemerkt.
  • Zweite Virämie und Organinvasion:
    • Das Virus erreicht über die Blutbahn seine Zielorgane, darunter die Speicheldrüsen (v. a. Glandula parotis/Ohrspeicheldrüse), die Pankreas (Bauchspeicheldrüse), das zentrale Nervensystem (ZNS) sowie Hoden und Ovarien (Eierstöcke).
    • Die Infektion führt zu einer starken lokalen Entzündungsreaktion mit Schwellung und Schmerzen der betroffenen Organe.

Wirtsreaktion

  • Lokale Immunantwort:
    • In den infizierten Drüsen (z. B. Speicheldrüsen, Pankreas) kommt es zu einer Aktivierung von Makrophagen (Fresszellen) und dendritischen Zellen, die das Virus bekämpfen sollen.
    • Die lokale Entzündungsreaktion führt zu einer Schwellung und Schmerzhaftigkeit der betroffenen Drüsen.
  • Systemische Immunantwort:
    • Im Verlauf der zweiten Virämie kommt es zur Bildung von spezifischen IgM- und später IgG-Antikörpern, die das Virus im Blut neutralisieren.
    • Die zelluläre Immunantwort (CD8+ T-Zellen) ist entscheidend für die Eliminierung infizierter Zellen und die Kontrolle der Infektion.
  • Anpassungsmechanismen des Erregers:
    • Das Mumps-Virus kann die Aktivität von Interferonen (antivirale Signalproteine) hemmen und so die frühe antivirale Immunantwort abschwächen.
    • Zudem kann das Virus über den Blutweg in verschiedene Organe eindringen und diese gezielt infizieren, was zu einer systemischen Ausbreitung führt.

Organaffinität und Gewebeschäden

  • Bevorzugte Zielorgane: Die bevorzugten Zielorgane des Mumps-Virus sind die Speicheldrüsen (v. a. Glandula parotis), das ZNS, die Pankreas (Bauchspeicheldrüse) sowie die Gonaden (Hoden und Ovarien/Eierstöcke).
  • Resultierende Gewebeschäden:
    • Speicheldrüsen: Entzündung und Schwellung der Glandula parotis (Parotitis), oft beidseitig.
    • ZNS: Meningoenzephalitis (Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute), was zu Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und neurologischen Ausfällen führen kann.
    • Pankreas: Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) mit Bauchschmerzen und Erbrechen.
    • Gonaden: Orchitis (Hodenentzündung) bei Männern und Oophoritis (Eierstockentzündung) bei Frauen, was in seltenen Fällen zur Sterilität führen kann.

Klinische Manifestation

  • Symptomatologie:
    • Die klassische Symptomatik umfasst Fieber, Kopfschmerzen, allgemeines Krankheitsgefühl sowie eine schmerzhafte Schwellung der Glandula parotis (Ohrspeicheldrüse), die typischerweise beidseitig ist.
    • In 10-15 % der Fälle treten Komplikationen wie Meningitis, Pankreatitis oder Orchitis auf.
    • Bei Erwachsenen verläuft die Erkrankung häufig schwerer und ist häufiger mit Komplikationen verbunden.
  • Komplikationen:
    • Meningitis: Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, die zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Nackensteifigkeit führen kann.
    • Orchitis/Oophoritis: Entzündung der Hoden oder Eierstöcke, die bei Männern in seltenen Fällen zur Unfruchtbarkeit führen kann.
    • Pankreatitis: Entzündung der Bauchspeicheldrüse mit starken Bauchschmerzen.
    • Hörverlust: In seltenen Fällen kann eine Mumpsinfektion zu einem bleibenden Hörverlust führen.
    • Verläufe und Schweregrade:
    • Leichte Verläufe beschränken sich auf Fieber und eine einseitige Parotisschwellung ohne Komplikationen.
    • Schwere Verläufe betreffen mehrere Organe und sind häufiger mit bleibenden Schäden wie Hörverlust oder Unfruchtbarkeit verbunden.

Prognosefaktoren

  • Wirtsfaktoren:
    • Alter: Erwachsene haben ein höheres Risiko für schwere Komplikationen, insbesondere Orchitis bei Männern.
    • Immunschwäche: Personen mit geschwächtem Immunsystem sind besonders gefährdet für schwere Verläufe.
  • Erregerfaktoren:
    • Unterschiede in der Virulenz der Mumps-Virus-Genotypen können die Schwere der Erkrankung beeinflussen.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Mumps ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die typischerweise zu einer Entzündung der Ohrspeicheldrüsen führt, jedoch auch andere Organe wie das zentrale Nervensystem, die Bauchspeicheldrüse und die Gonaden befallen kann. Die Pathogenese wird durch eine initiale Vermehrung im Nasen-Rachen-Raum und eine anschließende systemische Ausbreitung bestimmt. Präventive Maßnahmen wie Impfprogramme haben die Inzidenz erheblich reduziert, aber in Regionen mit niedrigen Impfquoten treten nach wie vor Ausbrüche auf. Eine frühzeitige Diagnose und supportive Therapie sind essenziell, um schwere Komplikationen zu vermeiden.

Ätiologie (Ursachen)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Kontakt zu erkrankten Personen in der Phase der Ansteckung meiden. Diese Phase beginnt jedoch schon circa eine Woche vor dem Auftreten der charakteristischen Schwellung der Parotis (Ohrspeicheldrüse) und besteht bis zu neun Tage nach deren Auftreten.
  • Mangelhafte Hygiene vor allem an Orten mit hohem Personenaufkommen wie beispielsweise Schulen, Kindergärten

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Immunsupprimierte Personen