Multiresistente Keime – Prävention

Zur Prävention multiresistenter Keime muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Mangelernährung begünstigt die Anfälligkeit gegenüber Infektionen.
  • Händehygiene
    • Schlechte Händehygiene erhöht das Risiko der Übertragung multiresistenter Erreger (MRE).
    • Jeder vierte Patient trug bei der Aufnahme in eine US-amerikanische Reha-Einrichtung multiresistente Erreger auf den Händen [2].
  • Auslandsreisen
    • Reisen in tropische Länder: Von 574 Reisenden, die vor einer Reise frei von multiresistenten Erregern waren, kehrte die Hälfte mit multiresistenten Erregern im Darm zurück [1].
    • Indienrückkehrer: In 76 % der Fälle wurden multiresistente Bakterienstämme nachgewiesen, darunter auch Colistin-resistente Stämme mit dem mcr-1-Gen [3].

Weitere Risikofaktoren

  • Iatrogen (durch den Arzt bedingt):
    • Antibiotikabehandlung:
      • Ohne vorherige Bakteriologie (Bestimmung des Erregers bzw. seiner Resistenz).
      • Mit Unterdosierung des Antibiotikums.
      • Mit schnellem Wechsel verschiedener Antibiotika (Antibiotika-Cycling).
      • Mit vorzeitiger Beendigung der Antibiotikatherapie.
      • Nicht leitliniengerechte bzw. großzügige Verordnungspraxis.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Händehygiene
    • Regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife (mind. 15-20 Sekunden lang).
    • Händedesinfektion mit einem Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis.
    • Korrekte Händehygiene umfasst:
      • Nach direktem Kontakt mit anderen Menschen.
      • Nach dem Nachhausekommen.
      • Nach Husten, Niesen oder Naseputzen.
      • Nach Toilettengängen.
      • Nach Kontakt mit Tieren.
      • Vor der Zubereitung von Lebensmitteln.
      • Vor dem Essen.
    • Nagelhygiene: Nägel sollten kurz geschnitten sein (< 2 mm über die Fingerkuppe hinaus).
    • Verhaltensmaßnahmen:
      • Vermeiden Sie Händeschütteln und Umarmungen zur Begrüßung.
      • Halten Sie Abstand zu hustenden oder niesenden Personen.
      • Berühren Sie so wenig wie möglich Mund, Nase oder Augen mit den Händen.
  • Schutzmaßnahmen für Pflegepersonal
    • Tragen von Handschuhen.
    • Schutz von Mund und Nase mit chirurgischem Mundschutz.
    • Augenschutz bei Spritzgefahr von Körperflüssigkeiten.
    • Verwendung von Schutzkitteln, die nicht für mehrere Patienten genutzt werden dürfen.
  • Verwendung von Chlorhexidin
    • Tägliche Verwendung von Chlorhexidin-getränkten Waschlappen bei chronisch kranken älteren Patienten senkt die Inzidenz von Infektionen mit Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA) [4].

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention multiresistenter Keime zielt darauf ab, die Verbreitung frühzeitig zu erkennen und einzudämmen.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Screening auf multiresistente Erreger bei Risikopatienten.
    • Abstriche von Haut und Schleimhäuten zur Identifikation von MRE.
  • Therapeutische Maßnahmen
    • Isolierung von Patienten mit nachgewiesenem MRE-Befall.
    • Anpassung der Antibiotikatherapie anhand der ermittelten Resistenzlage.
    • Aufklärung von Patienten und Angehörigen über Hygienemaßnahmen.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention multiresistenter Keime zielt darauf ab, Folgekomplikationen zu vermeiden und die Rückkehr zu einem normalen Alltag zu unterstützen.

  • Langzeitnachsorge
    • Überwachung auf erneute Infektionen.
    • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen nach abgeschlossener Behandlung.
  • Rehabilitation und Aufklärung
    • Schulung zu Hygienemaßnahmen im häuslichen Umfeld.
    • Beratung zur korrekten Anwendung von Antibiotika.

Literatur

  1. Ruppé E et al.: High Rate of Acquisition but Short Duration of Carriage of Multidrug-Resistant Enterobacteriaceae After Travel to the Tropics. Clin Infect Dis. 2015 Aug 15;61(4):593-600. doi: 10.1093/cid/civ333. 
  2. Cao J et al.: Multidrug-Resistant Organisms on Patients’ Hands. : A Missed Opportunity. JAMA Intern Med 2016; online 14. März 2016. doi:10.1001/jamainternmed.2016.0142
  3. Bernasconi OJ et al.: Travelers Can Import Colistin-Resistant Enterobacteriaceae Including Those Possessing the Plasmid-Mediated mcr-1 Gene. Antimicrob Agents Chemother. 2016 Jun 13. pii: AAC.00731-16.
  4. Amirov CM et al.: Impact of chlorhexidine bathing on methicillin-resistant Staphylococcus aureus incidence in an endemic chronic care setting: A randomized controlled trial. AJIC 45(3):298-300, Mar 2017. doi: http://dx.doi.org/10.1016/j.ajic.2016.10.007

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Händedesinfektion und Händehygiene. (AWMF-Registernummer: 029 - 027 - in Überarbeitung), HygMed 2008; 33 [7/8]; 300-313