Milzbrand (Anthrax) – Prävention
Zur Prävention des Anthrax (Milzbrand) muss auf eine Reduktion der Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Direkter Kontakt mit infizierten Nutztieren – Besonders gefährdet sind Personen, die in Berufen mit Tierkontakt arbeiten.
- Verarbeitung von Tieren – Kontakt mit Fellen, Häuten und Knochen kann ein Infektionsrisiko darstellen.
- Berufe mit erhöhtem Risiko:
- Tiermedizin
- Landwirtschaft
- Forstwirtschaft
- Jagdwirtschaft
Krankheitsbedingte Risikofaktoren
-
Psyche und Nervensystem (F00-F99; G00-G99) – Intravenöser Heroinkonsum erhöht das Risiko für Wundanthrax.
Expositionsprophylaxe
- Ungeschützter Kontakt mit erkrankten Tieren/Tierprodukten vermeiden – Tiere mit Milzbrand dürfen nicht geschlachtet werden.
- Schutzmaßnahmen in gefährdeten Berufen – Verwendung persönlicher Schutzausrüstung (PSA) beim Umgang mit potenziell kontaminierten Materialien.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Anthrax-Impfung
- Effektiver Schutz gegen Bacillus anthracis, insbesondere bei Personen in gefährdeten Berufsgruppen (z. B. Tierärzte, Landwirte, Beschäftigte in der Leder- und Wollverarbeitung).
- Empfohlen für Hochrisikogruppen und als Teil der Postexpositionsprophylaxe (PEP).
- Umgang mit Tierprodukten
- Vermeidung von Kontakt mit nicht ausreichend kontrollierten Tierprodukten wie Fellen, Häuten, Knochen und Wolle aus Endemiegebieten.
- Sorgfältige Kontrolle und Desinfektion von Tierprodukten vor der Verarbeitung.
- Persönliche Schutzausrüstung (PSA)
- Tragen von Schutzhandschuhen, Schutzbrillen und Atemschutzmasken bei Arbeiten mit potenziell kontaminierten Materialien.
- Einsatz von Schutzkleidung in gefährdeten Arbeitsbereichen.
- Hygienemaßnahmen
- Regelmäßiges Händewaschen nach Kontakt mit potenziell kontaminierten Materialien.
- Desinfektion von Werkzeugen und Arbeitsflächen nach Kontakt mit Tierprodukten.
- Umweltkontrolle
- Überwachung und Kontrolle von Tierbeständen auf Anthrax-Ausbrüche.
- Meldepflicht bei Verdacht auf Anthrax in Tierbeständen.
- Sicherstellung einer sachgerechten Entsorgung von Tierkadavern, um die Umweltkontamination zu verhindern.
- Aufklärung und Sensibilisierung
- Information der Bevölkerung und der Beschäftigten in Risikobereichen über mögliche Infektionswege und Schutzmaßnahmen.
- Schulung von Mitarbeitern in gefährdeten Berufsgruppen hinsichtlich der Erkennung von Anthrax-Symptomen und der Einhaltung von Präventionsmaßnahmen.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, erste Anzeichen einer Anthrax-Infektion frühzeitig zu erkennen und eine Ausbreitung zu verhindern.
- Früherkennung und Diagnostik
- Labordiagnostik
- Blutkulturen – Nachweis des Erregers Bacillus anthracis im Blut.
- PCR (Polymerase-Kettenreaktion) – Sensitiver Nachweis der Anthrax-DNA.
- Direkte Mikroskopie – Nachweis von grampositiven Stäbchen in Probenmaterial.
- Antigen-Tests – Schnelltests zum Nachweis spezifischer Anthrax-Antigene.
- Labordiagnostik
- Screening und Überwachung
- Beobachtung enger Kontaktpersonen von Erkrankten, insbesondere in gefährdeten Berufsgruppen.
- Frühzeitige Erkennung von Symptomen wie Fieber, Hautläsionen oder Atemwegsinfektionen.
- Postexpositionsprophylaxe (PEP)
- Definition: Medikamentöse Prophylaxe nach Kontakt mit einer infizierten Person oder kontaminiertem Material.
- Indikationen: Ungeimpfte oder unzureichend geimpfte Kontaktpersonen.
- Therapieoptionen:
- Ciprofloxacin oder Doxycyclin als Antibiotikaprophylaxe für 60 Tage.
- Bei Hochrisikokontakten zusätzlich die Gabe des Anthrax-Impfstoffs.
- Therapie
- Antibiotikatherapie
- Empirische Therapie – Sofortiger Beginn mit Breitbandantibiotika wie Ciprofloxacin oder Doxycyclin.
- Gezielte Therapie – Anpassung der Antibiotikabehandlung nach Erhalt des Antibiogramms.
- Antitoxin-Behandlung
- Raxibacumab oder Obiltoxaximab – Monoklonale Antikörper zur Neutralisierung des Anthrax-Toxins.
- Supportive Maßnahmen
- Beatmung – Bei Atemwegsbeteiligung mechanische Beatmung.
- Flüssigkeitszufuhr – Sicherstellung einer ausreichenden Hydration.
- Wundversorgung – Gründliche Reinigung und Desinfektion infizierter Wunden.
- Antibiotikatherapie
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, Komplikationen und langfristige Folgen des Anthrax zu vermeiden.
- Langzeitnachsorge
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen zur Überwachung von Spätfolgen.
- Behandlung von verbleibenden Gewebeschäden und Narbenbildung.
- Rehabilitation
- Physiotherapie zur Unterstützung der Genesung.
- Psychosoziale Betreuung bei psychischen Belastungen infolge der Erkrankung.
- Aufklärung und Prävention
- Schulung von Risikogruppen über sichere Arbeitspraktiken.
- Förderung der Impfbereitschaft in gefährdeten Berufsgruppen.