Lymphogranuloma venereum – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Lymphogranuloma venereum dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie bekannte Fälle von sexuell übertragbaren Infektionen (z. B. Chlamydien, Gonorrhoe, Syphilis, HIV)?
- Bestehen familiär gehäuft Immundefekte oder chronische Infektionserkrankungen (z. B. selektiver IgA-Mangel, Common Variable Immunodeficiency (CVID), HIV, Hepatitis B/C, Lupus erythematodes, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa))?
- Gab es bei Angehörigen wiederholt Infektionen des Urogenital- oder Analbereichs (z. B. Zystitiden (Blasenentzündungen), Proktitiden (Enddarmentzündungen), Pilzinfektionen im Genitalbereich)?
- Bestehen familiäre Erkrankungen, die mit einer gestörten Schleimhaut- oder Hautbarriere einhergehen (z. B. atopische Dermatitis (Neurodermitis), Psoriasis (Schuppenflechte)), die das Infektionsrisiko erhöhen könnten?
Sozialanamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Arbeiten Sie im Gesundheitswesen, in der Pflege oder in einem anderen Bereich mit erhöhtem Infektionsrisiko?
- Sind Sie im Rahmen Ihrer beruflichen Tätigkeit in engem Körperkontakt mit vielen Menschen (z. B. Massagen, Erotikdienstleistungen)?
- Sexualverhalten und partnerschaftliche Situation:
- Bestehen aktuell oder bestanden in den letzten Monaten sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern?
- Besteht ungeschützter vaginaler, oraler oder analer Geschlechtsverkehr?
- Bestehen sexuelle Kontakte mit Männern, insbesondere im Kontext von MSM (Männer, die Sex mit Männern haben)?
- Haben Sie oder Ihr(e) Partner regelmäßig STI-Screenings durchgeführt?
- Verwenden Sie Schutzmaßnahmen wie Kondome oder PrEP/PEP (Postexpositionsprophylaxe) zur HIV-Prophylaxe?
- Gab es in Ihrem sozialen Umfeld kürzlich bekannte STI-Fälle, insbesondere Chlamydien oder LGV?
- Gab es sexuelle Kontakte im Rahmen von Gruppenveranstaltungen, Saunabesuchen oder Partys mit anonymen Partnern?
- Bestehen aktuell psychosoziale Belastungen, z. B. durch Isolation, psychische Erkrankung oder unsichere Lebensverhältnisse?
Reiseanamnese
- Waren Sie in den letzten Wochen oder Monaten auf Reisen? Wenn ja:
- Wann sind Sie gereist? [Wichtig zur Einschätzung der Inkubationszeit]
- Wohin sind Sie gereist? Länder mit erhöhter Prävalenz für Lymphogranuloma venereum sind:
- z. B. Südostasien, Afrika, Südamerika, Karibik
- Wie lange dauerte Ihr Aufenthalt?
- Hatten Sie während der Reise ungeschützten Geschlechtsverkehr?
- Bestand sexueller Kontakt mit wechselnden Partnern (z. B. in Clubs, Saunen, Onlineverabredungen)?
- Haben Sie während der Reise Symptome wie Fieber, Lymphknotenschwellungen, Genital- oder Analbeschwerden entwickelt?
- Wurden Sie im Ausland medizinisch behandelt, z. B. mit Antibiotika, die Symptome maskieren könnten?
- Gab es hygienisch bedenkliche Umstände (z. B. Nutzung gemeinsamer Duschen, mangelnde Intimhygieneprodukte)?
- Wurde während der Reise eine PEP (Postexpositionsprophylaxe) oder PrEP begonnen, abgesetzt oder unregelmäßig eingenommen?
- Hatten andere Mitreisende ähnliche Symptome?
- Wurden im Reiseland LGV-Ausbrüche oder erhöhte Fallzahlen gemeldet (z. B. in einschlägigen Gesundheitswarnungen)?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Haben Sie schmerzlose kleine Bläschen oder Geschwüre im Genital-, Anal- oder Mundbereich bemerkt?*
- Sind die Läsionen nach kurzer Zeit von selbst abgeheilt?
- Haben Sie schmerzhafte Lymphknotenschwellungen in der Leistenregion oder am Hals bemerkt?
- Sind die geschwollenen Lymphknoten gerötet, eitrig oder schmerzhaft?*
- Haben sich Fisteln oder Abszesse im Bereich der geschwollenen Lymphknoten entwickelt?*
- Rektale und systemische Beschwerden (bei analer Infektion)
- Leiden Sie unter Schmerzen oder Blutungen beim Stuhlgang?*
- Haben Sie anhaltenden anal-rektalen Ausfluss (schleimig oder blutig)?*
- Besteht ein Gefühl eines Fremdkörpers oder Drucks im Analbereich?
- Haben Sie Krämpfe oder Bauchschmerzen?
- Sind Ihnen Veränderungen des Stuhlgangs aufgefallen (z. B. Durchfall, Verstopfung, Tenesmen (schmerzhafter Stuhldrang ohne Darmentleerung))?
- Haben Sie Fieber? Wenn ja, seit wann und wie hoch ist die Temperatur?*
- Fühlen Sie sich krank, abgeschlagen oder schwach?
- Bestehen Kopf-, Muskel- oder Gelenkschmerzen?
- Leiden Sie unter nächtlichen Schweißausbrüchen?
- Bestehen Schmerzen oder Steifigkeit im Nacken?*
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie einen ungewollten Gewichtsverlust festgestellt? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Haben Sie häufig wechselnde Sexualpartner?
- Haben Sie in den letzten Monaten ungeschützten Geschlechtsverkehr (vaginal, anal oder oral) gehabt?
- Nutzen Sie Safer-Sex-Praktiken, wie Kondome oder PrEP (bei HIV-Prävention)?
- Haben Sie ungeschützten Geschlechtsverkehr?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Bestehen oder bestanden bei Ihnen bereits sexuell übertragbare Infektionen (STIs) wie Syphilis, Gonorrhoe oder HIV?
- Haben Sie Vorerkrankungen, die das Immunsystem schwächen (z. B. HIV, Diabetes, Autoimmunerkrankungen)?
- Wurde bei Ihnen jemals eine proktologische oder urologische Erkrankung diagnostiziert?
- Operationen:
- Wurden in der Vergangenheit Operationen im Genital-, Anal- oder Bauchbereich durchgeführt?
- Besteht eine Vorgeschichte von rektalen Eingriffen oder invasiven Untersuchungen (z. B. Analfisteln, Koloskopien, Hämorrhoiden-OPs)?
- Haben Sie eine HPV- oder Hepatitis-B-Impfung erhalten?
- Bestehen bekannte Allergien oder Unverträglichkeiten gegenüber Medikamenten?
Medikamentenanamnese
- Nehmen Sie aktuell Medikamente ein, die das Immunsystem beeinflussen (z. B. Immunsuppressiva, Chemotherapeutika, Steroide)?
- Nehmen Sie Antibiotika ein oder haben Sie kürzlich welche eingenommen?
- Nutzen Sie Hormonpräparate, wie z. B. die Pille?
- Haben Sie eine PrEP- oder PEP-Therapie zur HIV-Prophylaxe durchgeführt?
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.