Lymphknotenvergrößerung (Lymphadenopathie) – Symptome – Beschwerden
Eine Lymphadenopathie (Lymphknotenvergrößerung) kann lokal, regional oder generalisiert auftreten.
Lymphknoten lassen sich normalerweise nicht abgrenzbar im Gewebe ertasten!
Folgende Symptome und Beschwerden können gemeinsam mit einer Lymphadenopathie (Lymphknotenvergrößerung) auftreten:
Leitsymptom
Dieses Leitsymptom lenkt den Verdacht auf spezifische Erkrankungen im Zusammenhang mit einer Lymphknotenvergrößerung:
- Vergrößerte Lymphknoten, die tastbar sind, sind das Hauptmerkmal und können in verschiedenen Körperregionen auftreten, z. B. an Hals, Achselhöhlen oder Leiste
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Erkrankungen, die mit einer Lymphknotenvergrößerung assoziiert sind:
- Schmerzen oder Druckempfindlichkeit im Bereich der vergrößerten Lymphknoten; treten in etwa 30-50 % der Fälle auf
- Bewegungseinschränkung: Kann sich in der Nähe des betroffenen Bereichs zeigen
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Fieber*: Oft mit Infektionen assoziiert; tritt bei 50-70 % der Patienten auf
- Nächtliches Schwitzen*: Das Auftreten von Nachtschweiß kann bei etwa 40-60 % der Patienten beobachtet werden.
- Ungewollter Gewichtsverlust*: Kann bei 20-30 % der Patienten beobachtet werden, insbesondere bei malignen Erkrankungen
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Müdigkeit: Allgemeine Erschöpfung oder Müdigkeit kann in über 50 % der Fälle vorkommen.
*B-Symptomatik
- Starker Nachtschweiß (nasse Haare, durchnässte Schlafbekleidung)
- Unerklärliches, anhaltendes oder rezidivierendes Fieber (> 38 °C)
- Ungewollter Gewichtsverlust (> 10 % Prozent des Körpergewichtes innerhalb von 6 Monaten)
Der vergrößerte Lymphknoten kann dabei wie folgt beschrieben werden:
- weich
- verschieblich
- druckdolente (druckschmerzhaft)
- derb/hart
- mit der Umgebung verbacken
- Umgebung gerötet
Weitere Hinweise
- Bei Kindern sind normale Halslymphknoten oft palpabel.
- Lymphknoten gelten als auffällig:
- Erwachsene: > 1 cm (inguinal: > 1,5 cm)
- Kinder:
- Lymphknotenvergrößerungen bis 2 cm sind häufig nicht weiter abklärungsbedürftig, da sie zumeist reaktiver Genese sind.
- Alterstypische Lymphknoten (im Regelfall nicht suspekt) sind im Kieferwinkel < 1,5 cm und inguinal < 1,5 cm; des Weiteren Lokalisation wie zervikal ("zum Hals gehörig").
Warnzeichen (red flags)
- Anamnestische Angaben:
- Patient < 30 Jahre → Lymphknotenvergrößerung meist benigner (gutartiger) Herkunft
- Patient > 50 Jahre → Lymphknotenvergrößerung meist maligner (bösartiger) Herkunft
- Anhaltendes Fieber → an eine Leukämie (Blutkrebs) oder ein Lymphom (Lymphdrüsenkrebs) denken
- Generalisierte, anhaltende Lymphknotenvergrößerung und Gewichtsverlust und Schweißausbrüche bei jungen Patienten → denken an: Pfeiffersches Drüsenfieber (Infektiöse Mononukleose), Lymphom oder AIDS denken
- Zervikale ("zum Hals gehörig") Lymphknotenvergrößerung bei Patienten mittleren und höheren Alter → denken an: Ausschluss eines Nasopharyngealkarzinoms (Nasenrachenraumkrebs) erforderlich
- Raumforderungen in der Fossa supraclavicularis (supraklavikulären Grube: Grube, die unten von der Clavicula (Schlüsselbein) und medial vom lateralen Rand des Musculus sternocleidomastoideus gebildet wird) → denken an: maligne (bösartige) Lymphadenopathien (z. B. Hodgkin-Lymphom)
Beachte: Patienten > 40 Jahre mit Raumforderung in der Fossa subclavicularis haben ein 90%iges Risiko für ein Malignom (Krebserkrankung), Patienten < 40 Jahre haben nur ein 25 %iges-Risiko [1]. - Virchow-Lymphknoten-Befall (supraklavikulär ("oberhalb des Schlüsselbeins") (links) bei Magenkarzinom/Magenkrebs (absolute Rarität)
- Dyspnoe (Atemnot) → denken an:
- Mediastinalverbreiterung (meistens mittels Bildgebung festgestellte Vergrößerung des Mediastinalraums)
- obere Einflussstauung (neben Dyspnoe: gestaute Wehen, Druckgefühl im Hals/Kopf)
- Auffällige Blutparameter
- Blutbild (Leukozytose (Vermehrung der Leukozyten/weiße Blutkörperchen), Anämie (Blutarmut), Thrombopenie (Verminderung der Thrombozyten/Blutplättchen), Leukopenie (Verminderung der Leukozyten/weiße Blutkörperchen)
- anhaltend oder ansteigend hohe Entzündungsparameter: CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
Risikofaktoren für Malignität (Bösartigkeit)
- Alter > 40 Jahre
- Männliches Geschlecht
- Generalisierte oder supraklavikuläre Lymphadenopathie
- Lymphadenopathie länger als vier Wochen
- Ausbleibende Normalisierung der Lymphknotengröße nach 8 bis 12 Wochen
- Lymphknoten ohne Druckdolenz (Druckschmerz)
- Hepatosplenomegalie (krankhafte Vergrößerung von Leber und Milz)
- B-Symptomatik (s. u.)
Beachte: "Jede ungeklärte Lymphknotenschwellung, die länger als vier Wochen persistiert oder die eindeutige Progredienz zeigt, soll durch Biopsie (Gewebeprobe) und histologische (feingewebliche) Untersuchung abgeklärt werden" [S3-Leitlinie: Hodgkin-Lymphom].
Literatur
- Franzen A et al. Etiologic and Differential Diagnostic Significance of Tumor Location in the Supraclavicular Fossa. Laryngoscope 2017, online 20. Juli 2017. doi: http://dx.doi.org/10.1002/lary.26775
Leitlinien
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S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Hodgkin Lymphoms bei erwachsenen Patienten. (AWMF-Registernummer: 018 - 029OL), Oktober 2020 Kurzfassung Langfassung