Kopflausbefall (Pediculosis capitis) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Beschreibung des Erregers
- Erreger: Der Kopflausbefall (Pediculosis capitis) wird durch die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) verursacht, die zur Gruppe der Ektoparasiten (außerhalb des Körpers lebende Parasiten) gehört. Die Kopflaus ist ein spezialisierter Blutsauger, der ausschließlich den Menschen als Wirt nutzt.
- Entwicklung: Die Kopflaus durchläuft drei Entwicklungsstadien: Ei (Nisse), Nymphe (Larve) und adultes Stadium (geschlechtsreife Laus). Frisch geschlüpfte Nymphen sind etwa 1-2 mm lang, während erwachsene Läuse eine Länge von etwa 3 mm erreichen.
- Virulenz (Infektionskraft): Die Kopflaus besitzt spezialisierte Mundwerkzeuge zur Blutsaugung und eine hohe Beweglichkeit, die es ihr ermöglicht, sich leicht von einem Haar zum nächsten zu bewegen und so schnell den gesamten Kopfbereich zu besiedeln.
Epidemiologie und Übertragungsweg
- Verbreitung: Kopflausbefall tritt weltweit auf und betrifft vor allem Kinder im Vorschul- und Grundschulalter. Die Übertragung erfolgt am häufigsten in Schulen, Kindergärten und Gemeinschaftseinrichtungen.
- Hauptübertragungsweg:
- Die Übertragung erfolgt durch direkten Kopf-zu-Kopf-Kontakt, da die Läuse nicht springen oder fliegen können.
- Kopfläuse kriechen von einem Haarstrang zum nächsten, wenn zwei Personen mit ihren Köpfen nahe beieinander sind.
- Weitere Übertragungswege:
- In seltenen Fällen erfolgt eine indirekte Übertragung durch gemeinsam genutzte Gegenstände wie Haarbürsten, Kopfbedeckungen oder Kissen.
- Reservoir: Der Mensch ist das einzige Reservoir für Kopfläuse, da sie für ihre gesamte Entwicklung auf die Körperwärme und Blutversorgung des Wirtes angewiesen sind.
- Infektiosität: Kopfläuse sind hochinfektiös, besonders bei direktem Kontakt mit infizierten Haaren. Sie überleben jedoch nur maximal drei Tage getrennt vom Wirt, da sie ohne Blutnahrung nicht lange lebensfähig sind.
Eintrittspforte des Erregers
- Haupteintrittspforte: Die Läuse befallen primär die Kopfhaut und bewegen sich entlang der Haarstränge. Sie legen ihre Eier (Nissen) bevorzugt an die Haarwurzeln in der Nähe der Kopfhaut, wo eine ausreichende Wärme vorhanden ist.
- Nebeneintrittspforten: In seltenen Fällen können Läuse auch in Augenbrauen oder Wimpern vorkommen, vor allem bei starkem Befall.
Pathogenese des Erregers
- Befall der Kopfhaut und Eiablage:
- Die weiblichen Kopfläuse legen ihre Eier (Nissen) in der Nähe der Haarwurzeln ab und kleben sie mithilfe einer klebrigen Substanz fest an die Haarschäfte.
- Die Eier haben eine ovale Form und schlüpfen nach sieben bis zehn Tagen zu Nymphen (junge Läuse).
- Blutsaugung und lokale Hautreaktion:
- Nach dem Schlüpfen beginnen die Nymphen sofort mit der Blutsaugung, die alle zwei bis drei Stunden erforderlich ist. Die Läuse stechen die Kopfhaut an und injizieren dabei Speichel, der antikoagulatorische Substanzen (Gerinnungshemmer) enthält.
- Der Speichel löst eine lokale Immunreaktion aus, die zu Juckreiz, Rötung und kleinen Papeln (erhabene Hautveränderungen) führt.
- Entwicklung zur adulten Laus und Vermehrung:
- Nach etwa zehn Tagen entwickeln sich die Nymphen zu geschlechtsreifen adulten Läusen, die sofort mit der Paarung beginnen.
- Ein Weibchen legt während seiner Lebensdauer von etwa 30 Tagen bis zu 150 Eier ab.
- Stimulation der Kopfhaut und Kratzreaktionen:
- Der anhaltende Juckreiz führt zu intensivem Kratzen, was die Kopfhaut zusätzlich reizt und in einigen Fällen zu sekundären Hautläsionen (Hautverletzungen durch Kratzen) führt.
- Diese Kratzläsionen können leicht bakteriell superinfiziert werden, vor allem durch Staphylococcus aureus und Streptokokken, was zu Impetigo (bakterielle Hautinfektion) führen kann.
- Chronischer Befall und Komplikationen:
- Bei chronischem Befall kommt es zu einer vermehrten Pigmentierung der Haut, besonders im Hals- und Nackenbereich („Morbus pediculosis“).
- Die dichte Besiedlung der Kopfhaut kann zu einer lokalen Entzündungsreaktion mit Lymphknotenschwellung im Nacken führen.
Wirtsreaktion
- Lokale Immunantwort:
- Der Speichel der Kopflaus aktiviert die lokale Immunreaktion durch Histaminfreisetzung (Botenstoff, der Juckreiz verursacht) und Entzündungszellen, was zu starkem Juckreiz, Rötung und in einigen Fällen zur Bildung von Papeln führt.
- Bei wiederholter Exposition kommt es zu einer Sensibilisierung der Kopfhaut, die die Symptome weiter verstärkt.
- Systemische Immunantwort:
- In der Regel bleibt die systemische Immunantwort (Körperabwehr im gesamten Körper) gering.
- In seltenen Fällen kann es bei starkem Befall und intensiver Kratzreaktion zu allgemeinen Symptomen wie Kopfschmerzen, Unwohlsein oder Fieber kommen.
- Anpassungsmechanismen des Erregers:
- Kopfläuse besitzen spezialisierte Krallen an den Beinen, die ihnen das Festhalten an den Haarsträngen ermöglichen.
- Sie sind an die Temperatur und Luftfeuchtigkeit der Kopfhaut angepasst und können außerhalb des Wirts nur schwer überleben.
Organaffinität und Gewebeschäden
- Bevorzugte Zielorgane:
- Die Kopfläuse besiedeln primär die Haarregion des Kopfes und halten sich bevorzugt in der Nähe der Haarwurzeln auf, wo die Temperatur und Luftfeuchtigkeit optimal sind.
- Resultierende Gewebeschäden:
- Wiederholte Bisse führen zu lokalen Hautreizungen, Kratzläsionen und in einigen Fällen zu bakteriellen Superinfektionen (sekundäre Infektionen).
Klinische Manifestation
- Symptomatologie:
- Die typischen Symptome sind intensiver Juckreiz auf der Kopfhaut, besonders hinter den Ohren und im Nackenbereich.
- Sichtbare Nissen (Eierhüllen) an den Haarschäften, die nach dem Schlüpfen der Larven weißlich erscheinen, sind ein häufiges Erkennungszeichen.
- Weitere Symptome sind kleine Rötungen und Papeln an den Bissstellen.
- Komplikationen:
- Sekundäre bakterielle Hautinfektionen durch intensives Kratzen.
- Lymphknotenschwellung im Nackenbereich bei chronischem Befall.
Zusammenfassung und klinische Relevanz
Der Kopflausbefall (Pediculosis capitis) ist eine durch Pediculus humanus capitis verursachte Ektoparasitose, die sich durch intensiven Juckreiz, sichtbare Nissen und in einigen Fällen durch bakterielle Superinfektionen manifestiert. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kopf-zu-Kopf-Kontakt, und eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um die Ausbreitung der Läuse zu verhindern. Eine gezielte Behandlung mit Antiparasitika und die Säuberung der Umgebung sind erforderlich, um den Befall effektiv zu beseitigen.
Ätiologie (Ursachen)
Verhaltensbedingte Ursachen
- Übertragung durch engen körperlichen Kontakt ("Haar-zu-Haar-Kontakt")
- Seltener ist die Übertragung durch Gegenstände, die mit den Haaren in Kontakt kommen