Kleienpilzflechte (Pityriasis versicolor) – Einleitung

Bei der Pityriasis versicolor (PV), auch als Kleienpilzflechte oder Kleieflechte bekannt, handelt es sich um eine nicht-entzündliche, oberflächliche Dermatomykose (Hautpilzerkrankung), die durch den Hefepilz Malassezia furfur verursacht wird. Der Pilz ist lipophil und führt zu charakteristischen, vielfarbigen Hautveränderungen.

Synonyme und ICD-10: Dermatomycosis furfuracea; Infektion durch Malassezia furfur; Infektion durch Microsporum furfur; Tinea versicolor; ICD-10-GM B36.0: Pityriasis versicolor

Hinweis: versicolor bedeutet "Vielfarbigkeit" und bezeichnet den Farbunterschied im Sommer durch die fehlende Bräunung der Herde (= Pityriasis versicolor alba).

Die Erkrankung wird durch Malassezia furfur (Hefe-/Sprosspilze) verursacht. Dieser ist ein zoophiler ("zu Tieren hingezogen"), lipophiler Hefepilz, der innerhalb der Unterabteilung der Brandpilze in die Klasse der Exobasidiomycetes gestellt wird.

Charakteristische Laborbefunde

  • Direkter mikroskopischer Nachweis von Sporen und Hyphen in Hautschuppen
  • Woodsche Lampe: Gelb-grüne Fluoreszenz der betroffenen Hautareale
  • KOH-Präparation: Typische "Spaghetti und Fleischbällchen"-Erscheinung von Pilzhyphen und Sporen

Formen der Erkrankung 

Pityriasis versicolor kann in verschiedenen klinischen Erscheinungsformen auftreten:

  • Versicolor alba: Hypopigmentierte (weiße) Flecken, oft nach Sonnenexposition deutlicher sichtbar.
  • Versicolor rubra: Erythematöse (rötliche) Hautveränderungen, die Tinea corporis ähneln können.
  • Versicolor nigra: Dunkle, hyperpigmentierte Flecken, insbesondere nach Sonnenexposition.
  • Pityriasis versicolor punctata: Punktförmige, kleine Flecken.
  • Malassezia-Follikulitis: Entzündung des oberen Anteils eines Haarbalgs, die follikuläre Pusteln verursacht.

Ursachen

Die Erkrankung wird durch den lipophilen Hefepilz Malassezia furfur verursacht. Dieser Pilz ist Teil der normalen Hautflora, kann jedoch unter bestimmten Bedingungen (z. B. feuchtes Klima, immunsupprimierte Zustände) pathogen werden und die Haut infizieren.

Differentialdiagnosen

  • Vitiligo: Depigmentierungserkrankung, die ebenfalls hypopigmentierte Flecken verursacht, jedoch keine Pilzinfektion.
  • Seborrhoisches Ekzem: Erythematöse, schuppende Läsionen, oft in talgdrüsenreichen Bereichen.
  • Tinea corporis: Dermatophyteninfektion mit ringförmigen Läsionen.
  • Hypomelanosis guttata idiopathica: Kleine, hypopigmentierte Flecken, die keine entzündliche Basis haben.
  • Pityriasis alba: Hypopigmentierte Flecken, häufig bei Kindern, mit leicht schuppiger Oberfläche.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt bevorzugt im jugendlichen, postpubertären Alter sowie bei jüngeren Erwachsenen auf.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): In gemäßigten Klimazonen beträgt die Prävalenz 1-4 %, in tropischen Regionen 30-40 %.

Saisonale Häufung der Erkrankung: Häufiger im Sommer aufgrund der erhöhten Hautfeuchtigkeit und Schweißproduktion.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Malassezia furfur (Hefepilz)

Erregerreservoir: Behaarte Kopfhaut des Menschen, möglicherweise auch andere seborrhoische Hautareale

Vorkommen
: Weltweit, mit höherer Prävalenz in tropischen und subtropischen Regionen

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Nein, die Erkrankung ist nicht ansteckend

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Chronisch-rezidivierender Verlauf, insbesondere in warmen und feuchten Klimazonen
  • Nicht-entzündliche Hautveränderungen, die kosmetisch störend sein können

Prognose

Behandlung und Verlauf

  • Die Krankheit lässt sich im Allgemeinen gut behandeln.
  • Behandlung erfolgt in der Regel mit antimykotisch wirkenden Shampoos oder Lösungen/Cremes.
  • Es dauert jedoch einige Monate, bis sich die weißen Hautflecken wieder pigmentieren.
  • Die Pityriasis versicolor tritt häufig rezidivierend (wiederkehrend) auf.

Meldepflicht:

  • In Deutschland ist die Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflichtig.

Zusammenfassung

Pityriasis versicolor ist eine gut behandelbare, nicht-entzündliche Hautpilzerkrankung, die häufig bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auftritt. Die Erkrankung zeigt unterschiedliche Farbveränderungen der Haut und kann in verschiedenen Formen auftreten. Die Behandlung ist effektiv, jedoch können die Hautveränderungen rezidivierend sein. Eine Assoziation mit Diabetes mellitus ist bekannt, was die Bedeutung einer umfassenden medizinischen Betreuung unterstreicht.

Komorbiditäten

Die Pityriasis versicolor ist mit einem erhöhten Risiko für Diabetes mellitus assoziiert (verbunden).