Kleiderlausbefall (Pediculosis corporis) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Beschreibung des Erregers

  • Erreger: Der Kleiderlausbefall (Pediculosis corporis) wird durch die Kleiderlaus (Pediculus humanus corporis) verursacht, die zur Gruppe der Ektoparasiten (außerhalb des Körpers lebende Parasiten) gehört und sich auf die Blutsaugung des Menschen spezialisiert hat. Die Kleiderlaus ist eng mit der Kopflaus verwandt, unterscheidet sich jedoch durch ihre Anpassung an die Kleidung und das Verhalten, nur zum Blutsaugen den menschlichen Körper aufzusuchen.
  • Entwicklung: Die Kleiderlaus legt ihre Eier (Nissen) bevorzugt an die Fasern der Kleidung oder in seltenen Fällen an Körperhaare. Die Entwicklungszeit vom Ei bis zum adulten Stadium beträgt unter optimalen Bedingungen (27-30 °C) etwa 17 Tage.
  • Virulenz (Infektionskraft): Kleiderläuse sind in der Lage, bei starker Besiedlung sekundäre Hautinfektionen und durch intensives Kratzen Ekzeme zu verursachen. Zudem können sie als Vektoren (Überträger) verschiedener Infektionskrankheiten wie dem Fleckfieber, Rückfallfieber oder Grabenfieber fungieren.

Epidemiologie und Übertragungsweg

  • Verbreitung: Kleiderläuse treten vorwiegend in armen und hygienisch mangelhaften Lebensbedingungen auf, insbesondere in Obdachlosenunterkünften, Kriegsgebieten und Flüchtlingslagern.
  • Hauptübertragungsweg:
    • Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit der Kleidung oder den Körperhaaren einer befallenen Person.
  • Weitere Übertragungswege:
    • Indirekt durch gemeinsame Nutzung von Kleidungsstücken, Bettwäsche oder Handtüchern.
  • Reservoir: Der Mensch ist das einzige Reservoir für die Kleiderlaus, und unter schlechten hygienischen Bedingungen kann sie sich schnell ausbreiten.
  • Infektiosität: Kleiderläuse sind besonders infektiös, da bereits der Kontakt mit Kleidung oder Körperbehaarung befallener Personen ausreicht, um die Parasiten zu übertragen.

Eintrittspforte des Erregers

  • Haupteintrittspforte: Kleiderläuse gelangen über Kontakt mit kontaminierter Kleidung oder direkten Hautkontakt auf den menschlichen Körper. Sie kriechen zur Haut, um Blut zu saugen, und kehren danach in die Kleidungsfalten zurück.
  • Nebeneintrittspforten: Eine Übertragung über Körperhaare oder Bettwäsche ist ebenfalls möglich.

Pathogenese des Erregers

  1. Befall der Kleidung und des Körpers:
    • Die Kleiderlaus legt ihre Eier (Nissen) bevorzugt in die Innenseiten von Unterbekleidung oder an Körperhaare.
    • Aus den Eiern schlüpfen nach etwa sieben Tagen die Larven, die sich nach zehn weiteren Tagen zu geschlechtsreifen Läusen entwickeln.
  2. Blutsaugung und lokale Hautreaktion:
    • Die adulten Läuse bewegen sich schnell und kriechen auf die Haut des Menschen, um Blut zu saugen. Der Stich der Laus verursacht kleine punktförmige Läsionen (Hautverletzungen), die oft von Rötung, Juckreiz und lokaler Schwellung begleitet werden.
    • Während des Blutsaugens injiziert die Laus ihren Speichel in die Haut, um die Blutgerinnung zu hemmen. Dieser Speichel enthält entzündungsfördernde Substanzen, die zu einer lokalen Immunreaktion mit Juckreiz und Hautrötung führen.
  3. Lokale Hautveränderungen:
    • Bei wiederholtem Befall kommt es zu einer chronischen Entzündungsreaktion der Haut, die als Pediculosis corporis bezeichnet wird.
    • Die ständigen Bisse führen zu einer Hyperkeratose (Verdickung der Haut) und Hyperpigmentierung (vermehrter Pigmentierung), besonders in belasteten Hautregionen wie dem Rücken, den Schultern und den Oberschenkeln.
    • Diese Hautveränderungen werden als Vagabundenkrankheit bezeichnet, da sie typischerweise bei Menschen mit schlechter Hygiene und langen Befallzeiten auftritt.
  4. Krankheitsübertragung:
    • Kleiderläuse können als Vektoren verschiedene Krankheitserreger wie Rickettsia prowazekii (Erreger des Fleckfiebers), Borrelia recurrentis (Erreger des Rückfallfiebers) und Bartonella quintana (Erreger des Grabenfiebers) übertragen.
    • Die Übertragung erfolgt durch Einreiben von kontaminiertem Läusesekret oder durch das Zerkratzen von infizierten Läusen in die Hautläsionen. Diese Erreger können schwere systemische Infektionen verursachen.
  5. Chronische Infektion und systemische Auswirkungen:
    • Bei starkem Befall kommt es zur dauerhaften Irritation der Haut, was die betroffenen Personen zu intensivem Kratzen veranlasst.
    • Die resultierenden Hautläsionen können zu sekundären bakteriellen Infektionen führen, die durch Bakterien wie Staphylococcus aureus oder Streptokokken verursacht werden.

Wirtsreaktion

  • Lokale Immunantwort:
    • Der Stich der Kleiderlaus aktiviert die lokale Immunreaktion durch die Freisetzung von Histamin und anderen entzündungsfördernden Substanzen. Dies führt zu Juckreiz, Rötung und Schwellung um die Einstichstelle.
    • Wiederholte Stiche und dauerhafte Exposition können eine Sensibilisierung hervorrufen, was zu stärkerer Immunreaktion und einer Verdickung der Haut führt.
  • Systemische Immunantwort:
    • In seltenen Fällen kann es zur Entwicklung einer systemischen Immunreaktion kommen, die mit Fieber, Müdigkeit und allgemeinem Krankheitsgefühl einhergeht.
  • Anpassungsmechanismen des Erregers:
    • Kleiderläuse sind in der Lage, in der Kleidung und in schwer zugänglichen Bereichen zu überleben. Sie können sich bei Temperaturen um 27-30 °C optimal vermehren und sind gegen niedrige Temperaturen relativ resistent.

Organaffinität und Gewebeschäden

  • Bevorzugte Zielorgane:
    • Die Kleiderlaus befällt primär die Haut des Menschen und hält sich bevorzugt in der Kleidung auf.
  • Resultierende Gewebeschäden:
    • Wiederholte Bisse führen zu entzündlichen Hautveränderungen, Hyperkeratose (Verdickung der Haut) und in seltenen Fällen zu ulzerativen Hautläsionen (Geschwürbildung).
    • Sekundäre Infektionen durch das intensive Kratzen sind häufig.

Klinische Manifestation

  • Symptomatologie:
    • Typische Symptome sind intensiver Juckreiz, Hautrötung, kleine punktförmige Läsionen an den Bissstellen und Papeln (kleine, erhabene Hautveränderungen).
    • Bei starkem Befall kommt es zu einer Hyperpigmentierung (vermehrter Pigmentierung) und Verdickung der Haut in betroffenen Bereichen.
  • Komplikationen:
    • Bei chronischem Befall können sekundäre bakterielle Infektionen, Ekzeme und in seltenen Fällen Fieber auftreten.
    • Systemische Infektionen durch Rickettsien, Borrelien oder Bartonellen können lebensbedrohlich sein.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Der Kleiderlausbefall ist eine durch Pediculus humanus corporis verursachte Ektoparasitose, die sich durch intensiven Juckreiz, Hautveränderungen und in einigen Fällen durch sekundäre bakterielle Infektionen manifestiert. Bei starkem Befall können die Läuse als Vektoren schwere Infektionen wie Fleckfieber, Rückfallfieber und Grabenfieber übertragen. Eine frühzeitige Diagnose und hygienische Maßnahmen sind entscheidend, um die Ausbreitung und weitere Komplikationen zu verhindern.

Ätiologie (Ursachen)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Übertragung durch Austausch von befallener Kleidung oder gemeinsam benutzten Handtüchern, Bettwäsche etc.