Keuchhusten (Pertussis) – Einleitung

Pertussis, umgangssprachlich Keuchhusten genannt, ist eine hoch ansteckende bakterielle Infektionserkrankung, die hauptsächlich durch das Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst wird. Diese Erkrankung ist gekennzeichnet durch lang anhaltende Hustenanfälle, die oft mit einem charakteristischen keuchenden Geräusch beim Einatmen einhergehen.

Synonyme und ICD-10: Bordetella pertussis Infektion; Pertussis (Keuchhusten); Tussis convulsiva; Whooping cough; ICD-10-GM A37.-: Keuchhusten

Charakteristische Laborbefunde

Bei Pertussis können spezifische Laborbefunde zur Diagnosestellung und Verlaufsbeobachtung beitragen:

  • Leukozytose: Häufig eine ausgeprägte Erhöhung der Leukozytenzahl (bis zu 30.000/µL), insbesondere der Lymphozyten (Lymphozytose).
  • Erhöhte C-reaktive Protein (CRP)-Werte: Typischerweise nur leicht erhöht, da Pertussis primär eine bakterielle Toxinwirkung ohne starke Entzündungsreaktion hervorruft.
  • PCR-Nachweis: Direkter Nachweis von Bordetella pertussis mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) aus Nasopharyngealabstrichen, insbesondere in der frühen Krankheitsphase.
  • Serologie: Nachweis spezifischer Antikörper gegen Bordetella pertussis in späteren Stadien oder bei längerem Krankheitsverlauf.
  • Kultur: Anzucht von Bordetella pertussis aus Nasopharyngealabstrichen (Abstrichen aus dem Nasenrachenraum), meist in spezialisierten Labors durchgeführt.

Formen der Erkrankung

  • Typische Pertussis: Klassische Form mit den drei charakteristischen Stadien (Stadium catarrhale, Stadium convulsivum, Stadium decrementi).
  • Atypische Pertussis: Häufiger bei Jugendlichen und Erwachsenen; verläuft oft milder und ohne das klassische keuchende Geräusch.
  • Pertussis bei Säuglingen: Schwere Verläufe, oft ohne die typischen Hustenanfälle, aber mit hohem Risiko für Apnoen (Atemstillstände).

Die Erkrankung wird in drei charakteristische Stadien eingeteilt:

  • Stadium catarrhale – durch grippeähnliche Symptome (Schnupfen, leichter Husten, kein oder mäßiges Fieber, Schwäche) gekennzeichnet; dauert meist 1-2 Wochen
  • Stadium convulsivum – anfallsweise auftretende Hustenattacken; dauert meist 4-6 Wochen
  • Stadium decrementi – in dieser Phase klingen die Symptome langsam über 6-10 Wochen ab

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Kein signifikanter Unterschied zwischen den Geschlechtern.

Häufigkeitsgipfel
: Besonders gefährdet sind nicht immune Säuglinge und Kleinkinder. In den vergangenen Jahren wurde jedoch ein Anstieg der Erkrankungen bei Jugendlichen und Erwachsenen beobachtet; zwei Drittel der in Deutschland registrierten Fälle betreffen Personen über 19 Jahre.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Variiert stark, regelmäßige Epidemien alle 3-5 Jahre.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): In Deutschland beträgt die Inzidenz bei Säuglingen bis zu 1 % pro Jahr und bei Jugendlichen bis zu 0,5 % pro Jahr.

Saisonale Häufung
: Erhöhte Fallzahlen im Herbst und Winter.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Bordetella pertussis, ein gramnegatives, toxinbildendes, aerobes Stäbchenbakterium. Bordetella parapertussis verursacht ein ähnliches, jedoch milderes Krankheitsbild.

Erregerreservoir
: Der Mensch ist das einzige relevante Reservoir für Bordetella pertussis. Bordetella parapertussis kommt auch bei Schafen vor.

Vorkommen
: Weltweit verbreitet, mit besonderer Häufung in Mitteleuropa.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion, die durch Husten und Niesen entsteht.

Kontagiosität 
(Ansteckungskraft): Sehr hoch; der Kontagiositätsindex liegt bei 0,8-0,9, was bedeutet, dass 80-90 % der nicht-immunen Kontaktpersonen infiziert werden.

Inkubationszeit 
(Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 8-10 Tage, wobei eine Spanne von 6 bis 20 Tagen möglich ist.

Krankheitsdauer
: Die Erkrankung verläuft in der Regel über mehrere Wochen bis Monate, abhängig von der Behandlung und dem individuellen Krankheitsverlauf.

Dauer der Infektiosität
: Die Ansteckungsfähigkeit beginnt am Ende der Inkubationszeit, erreicht ihren Höhepunkt in den ersten beiden Wochen und kann bis zu drei Wochen nach Beginn des Stadium convulsivum bestehen. Nach Beginn einer Antibiotikatherapie reduziert sich die Infektiosität auf bis zu fünf Tage.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Stadien der Erkrankung

  1. Stadium catarrhale: Diese Phase ist durch grippeähnliche Symptome wie Schnupfen, leichten Husten, kein oder mäßiges Fieber und Schwäche gekennzeichnet. Sie dauert meist 1-2 Wochen.
  2. Stadium convulsivum: In dieser Phase treten die charakteristischen anfallsweise auftretenden Hustenattacken auf, die oft von einem keuchenden Geräusch beim Einatmen begleitet werden. Dieses Stadium dauert in der Regel 4-6 Wochen.
  3. Stadium decrementi: Die Symptome klingen langsam ab, was 6-10 Wochen dauern kann.

Infektionsverlauf

  • Bei Jugendlichen und Erwachsenen verläuft Pertussis meistens als lang andauernder Husten, der erst nach mehreren Wochen langsam abklingt.
  • Im Säuglingsalter ist der Verlauf häufig schwerer, mit dem Risiko von Apnoen (Atemstillständen), während die Hustenanfälle weniger stark sind.

Komplikationen

  • Neugeborene und junge Säuglinge sind besonders gefährdet, und die Erkrankung kann bei ihnen zu schweren Komplikationen oder sogar zum Tod führen. Pertussis ist bei dieser Altersgruppe eine der häufigsten infektiösen Todesursachen, mit einer Häufigkeit von 2/1.000.

Prognose

Prognose nach Altersgruppen

  • Säuglinge und Kleinkinder: Diese Altersgruppe hat ein höheres Risiko für schwerwiegende Verläufe und Komplikationen. Besonders gefährdet sind nicht geimpfte Säuglinge.
  • Jugendliche und Erwachsene: Bei diesen Gruppen verläuft Pertussis häufig milder, aber der Husten kann lange andauern und ist hartnäckig.

Immunität und Schutzimpfung

  • Die Erkrankung führt nicht zu einer lebenslangen Immunität. Wiederholte Infektionen sind möglich.
  • Eine Schutzimpfung gegen Pertussis ist verfügbar und wird für Säuglinge und Kleinkinder empfohlen. Auch geimpfte Personen können nach Kontakt mit dem Erreger vorübergehend Träger von Bordetellen sein.

Meldepflicht

  • In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis des Erregers nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) namentlich meldepflichtig, sofern die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen.