Herpes-simplex-Virus – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Herpes-simplex-Viren (HSV) – unterschieden in HSV-1 und HSV-2 – sind DNA-Viren aus der Familie der Herpesviren. Sie infizieren bevorzugt Epithelzellen und Nervenzellen und zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, lebenslang im Körper zu persistieren.

Primärinfektion:

  • Die Primärinfektion erfolgt über Schleimhäute oder Hautareale durch direkten Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten.
  • Die akute Virusvermehrung findet in den Epithelzellen der Eintrittspforten statt (z. B. Lippen, Nasenrachenraum, Anogenitaltrakt, Augen). Dabei kommt es zu einer Zerstörung der infizierten Zellen und zur Bildung der typischen Bläschen.
  • Symptome der Primärinfektion:
    • Bei HSV-1: Meist Lippenbläschen (Herpes labialis), aber auch Gingivostomatitis (Entzündung von Zahnfleisch und Mundschleimhaut) oder Herpespharyngitis.
    • Bei HSV-2: Genitale Infektionen (Herpes genitalis) mit schmerzhaften Bläschen im Anogenitalbereich.

Neurotrope Ausbreitung:

  • Die Viren wandern entlang peripherer Nervenfasern (axonaler Transport) in das zentrale Nervensystem und infizieren die neuronalen Ganglien (Nervenknoten).
  • Die bevorzugten Ganglien sind:
    • HSV-1: Trigeminusganglion (sensorisches Ganglion des Nervus trigeminus).
    • HSV-2: Sakralganglien (sensorische Ganglien im Sakralbereich, Bereich des Kreuzbeins).
  • In den Ganglien verbleiben die Viren in einem latenten Zustand, bei dem die Virus-DNA im Zellkern der Neuronen in Form eines episomalen Ringes vorliegt.

Latenzphase:

  • Während der Latenzphase ist die Virusvermehrung unterdrückt. Es findet keine Transkription der viralen Gene statt, lediglich die sogenannten latency-associated transcripts (LAT) sind aktiv und verhindern die Apoptose der infizierten Neuronen.
  • In der Latenzphase wird das Virus vom Immunsystem nicht erkannt, da es sich in den Nervenzellen "versteckt". Die Latenz kann mehrere Jahre andauern.

Reaktivierung:

  • Verschiedene Auslöser können das Virus aus der Latenz reaktivieren, wie:
    • Immunschwäche (z. B. bei HIV, Chemotherapie, Stress).
    • Hormonelle Veränderungen (z. B. Menstruation).
    • Physische Reize (UV-Strahlung, Fieber, Traumen).
    • Psychische Faktoren (Stress, Schlafmangel).
  • Bei Reaktivierung migrieren die Viren entlang der sensorischen Nervenfasern zurück zu den Epithelzellen und verursachen erneut die typischen Symptome an den ursprünglichen Infektionsstellen.

Rezidive und Komplikationen:

  • Häufige Rezidive sind charakteristisch für Herpes-simplex-Infektionen, insbesondere bei HSV-1 im Bereich der Lippen (Herpes labialis) und bei HSV-2 im Genitalbereich (Herpes genitalis).
  • Komplikationen können auftreten, wenn sich das Virus in andere Gewebe ausbreitet, z. B.:
    • Herpes-simplex-Enzephalitis (meist durch HSV-1): Eine seltene, aber schwerwiegende Entzündung des Gehirns.
    • Herpes-simplex-Keratitis: Eine Entzündung der Hornhaut, die zur Erblindung führen kann.
    • Neonatale Herpesinfektionen: Durch eine Übertragung von HSV-2 während der Geburt kann es zu schweren Infektionen des Neugeborenen kommen.

Zusammengefasst ist die Pathogenese von Herpes simplex durch die primäre Infektion, die neurotrope Ausbreitung, eine lebenslange Latenz in den sensorischen Ganglien und durch die Möglichkeit zur Reaktivierung bei Immunsuppression oder anderen Stressoren gekennzeichnet.

Ätiologie (Ursachen)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
  • Enger körperlicher Kontakt
  • Sexuelle Kontakte und Änderungen im Sexualverhalten mit Zunahme von oral-analen und oral-genitalen Sexualpraktiken 

Folgende Faktoren können eine Reaktivierung begünstigen:

Biographische Ursachen

  • Hormonelle Veränderungen wie die Menstruation (Regelblutung)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Psycho-soziale Situation
    • Stress
  • UV-Einstrahlung

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Fieberhafte Infekte
  • Haut-/Schleimhautverletzungen
  • Immundefizienz

Medikamente

  • Immunsuppressive Medikamente

Risikogruppen

  • Neugeborenen von Müttern mit primären oder rekurrentem (wiederkehrendem) dem Herpes genitalis (Genitalherpes)
  • Immunsuppressiva Personen (Tumorpatienten, Transplantierte, HIV-positive Patienten)
  • Menschen mit atopischer Diathese (= Veranlagung zu Überempfindlichkeitsreaktionen bzw. Allergien wie allergischem Asthma, allergische Rhinitis, atopisches Ekzem (Neurodermitis))