Herpes labialis – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Herpes labialis dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie Fälle von wiederkehrenden Herpesinfektionen (z. B. Herpes labialis, Herpes simplex, Herpes zoster)?
  • Bestehen bei Ihren nahen Angehörigen bekannte Erkrankungen mit genetisch bedingter Störung des Immunsystems?
  • Sind in Ihrer Familie Autoimmunerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus Typ 1, rheumatoide Arthritis, Hashimoto-Thyreoiditis, Lupus erythematodes, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) oder Immundefekte (angeborene oder erworbene Schwächung des Immunsystems, z. B. HIV) bekannt?

Sozialanamnese 

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Gehen Sie in Ihrem Beruf Tätigkeiten nach, die mit chronischem Stress oder psychischer Belastung einhergehen?
    • Haben Sie regelmäßig Schichtdienst oder unregelmäßige Arbeitszeiten, die Ihren Schlaf-Wach-Rhythmus stören könnten?
  • Umgebungsbezogene Faktoren und psychosoziale Situation:
    • Gab es in Ihrem Umfeld zuletzt Personen mit akuten Herpes-Infektionen, mit denen Sie engen körperlichen Kontakt hatten (z. B. gemeinsames Geschirr, Küsse, medizinische oder pflegerische Tätigkeiten)?
    • Sind Sie in Ihrer Freizeit oder im Beruf häufiger intensiver Sonnenstrahlung ausgesetzt (z. B. Skifahren, Sonnenbaden, Solariumbesuche, Arbeiten im Freien)?
    • Erleben Sie in Ihrem Alltag häufig emotionale Belastungen oder psychosozialen Stress (z. B. Konflikte, Überlastung, Zeitdruck)?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden) 

  • Welche Symptome sind Ihnen aufgefallen:
    • Haben Sie Kribbeln, Brennen oder Jucken an der Lippe verspürt, bevor sich Bläschen gebildet haben?
    • Sind schmerzhafte oder nässende Bläschen an der Lippe aufgetreten?
    • Haben sich Verkrustungen oder offene Stellen entwickelt?
    • Tritt die Infektion immer an der gleichen Stelle auf?
    • Sind die Lymphknoten im Kiefer- oder Halsbereich geschwollen?
  • Wie lange bestehen die Bläschen bereits?
  • Haben Sie weitere Begleitsymptome bemerkt?
    • Fieber oder Unwohlsein?*
    • Kopfschmerzen?
    • Muskelschmerzen oder Gliederschmerzen?*
    • Reizung oder Brennen der Augen?
  • Hatten Sie bereits frühere Episoden von Herpes labialis? Falls ja:
    • Wie häufig treten die Symptome auf?
    • Gibt es bekannte Trigger (z. B. Sonnenbestrahlung, Stress, Infekte, Menstruation)?
  • Besteht eine Immunschwäche oder eine chronische Erkrankung, die Ihr Infektionsrisiko erhöhen könnte? 

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese 

  • Ernähren Sie sich ausgewogen?
  • Bestehen Nährstoffmängel (z. B. Lysin- oder Zinkmangel, Vitamin-C-Mangel)?
  • Konsumieren Sie regelmäßig Arginin-reiche Lebensmittel (z. B. Nüsse, Schokolade, Weizenkeime, Thunfisch, Haferflocken, Vollkornnudeln/-brot, Erbsen)? Arginin ist eine semi-essentielle Aminosäure und fördert u. a. die Vermehrung von Herpesviren. Die essentielle Aminosäure Lysin hingegen – der natürliche Gegenspieler von Arginin – bremst die Vermehrung von Herpesviren. Lysin kommt vor allem in Eiern, Fisch (außer Thunfisch), Käse, Bohnen, Linsen sowie Soja vor.
  • Haben Sie in letzter Zeit eine Diät oder eine starke Gewichtsabnahme durchgemacht?
  • Schlafen Sie ausreichend und erholen Sie sich gut? 

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Bestehen bekannte Erkrankungen, die das Immunsystem beeinträchtigen (z. B. HIV, Krebs, Autoimmunerkrankungen)?
    • Haben Sie in der Vergangenheit häufige Infektionen gehabt oder Abwehrschwäche bemerkt?
    • Bestehen chronische Hauterkrankungen wie Ekzeme oder Neurodermitis?
    • Haben Sie bekannte Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien?
  • Wurden bei Ihnen größere Operationen oder medizinische Eingriffe durchgeführt?
  • Haben Sie eine Strahlentherapie oder Chemotherapie erhalten?
  • Schwangerschaftsanamnese:
    • Sind Sie aktuell schwanger oder planen Sie eine Schwangerschaft?
    • Hatten Sie während früherer Schwangerschaften Probleme mit wiederkehrenden Herpes-Infektionen?

Medikamentenanamnese

  • Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein? Falls ja, welche?
  • Besteht eine Behandlung mit immunsuppressiven Medikamenten (z. B. Kortison, Zytostatika, Biologika, Chemotherapeutika)?
  • Nehmen Sie orale Kontrazeptiva (Pille) oder Hormonpräparate ein, die das Immunsystem beeinflussen könnten?
  • Wurden in den letzten Wochen Antibiotika oder andere Medikamente verordnet, die Ihr Immunsystem beeinträchtigen könnten?

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.