Herpes labialis – Einleitung

Herpes labialis, auch als Lippenherpes oder Fieberbläschen bekannt, ist eine durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) ausgelöste Infektion, die sich hauptsächlich an den Lippen manifestiert. Seltener wird sie durch das Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2) verursacht, welches normalerweise für Herpes genitalis verantwortlich ist.

Synonyme und ICD-10: Herpes simplex labialis; Labialherpes; Bläschenflechte; Fieberbläschen; fieberhafte Bläschenflechte; Lippenbläschen; ICD-10-GM B00.1: Dermatitis vesicularis durch Herpesviren

Das Virus stammt aus der Familie der Herpesviridae. Es handelt es sich um einen Erreger aus der Gruppe der DNA-Viren.

Das Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) verursacht überwiegend Haut- und Schleimhautinfektionen am Oberkörper. Es ist aber auch für ca. 30 % der Fälle des Herpes genitalis verantwortlich.

Charakteristische Laborbefunde

Die Diagnose von Herpes labialis erfolgt klinisch, es können aber zur Bestätigung folgende Labortests eingesetzt werden:

  • PCR (Polymerase-Kettenreaktion): Nachweis von HSV-DNA im Bläscheninhalt.
  • Viruskultur: Virusisolierung aus Bläschenflüssigkeit.
  • Tzanck-Test: Zytologische Untersuchung, die mehrkernige Riesenzellen zeigt.
  • Antikörpernachweis (Serologie): IgM bei Primärinfektionen, IgG bei Reaktivierungen.

Formen der Erkrankung

  • Primärinfektion: Meist asymptomatisch oder mit unspezifischen Symptomen wie Fieber und Lymphknotenschwellungen. In einigen Fällen entwickelt sich eine Herpes-Stomatitis.
  • Rezidivierende (wiederkehrende) Infektion: Typischerweise durch äußere Faktoren wie Stress, UV-Licht, Fieber oder Immunschwäche ausgelöst. Manifestiert sich in Form von Fieberbläschen.

Ursachen

  • Herpes simplex Virus Typ 1 (HSV-1): Hauptverursacher von Herpes labialis.
  • Herpes simplex Virus Typ 2 (HSV-2): Kann in selteneren Fällen Lippenherpes verursachen, ist jedoch häufiger mit Herpes genitalis assoziiert.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel
: Die Infektion tritt überwiegend im Kindesalter auf, jedoch bleiben die Viren lebenslang latent im Körper und können später reaktiviert werden.

Prävalenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Über 90 % der Erwachsenen weltweit sind mit HSV-1 infiziert.

Inzidenz
: Herpes labialis betrifft etwa 20-40 % der infizierten Personen rezidivierend.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Herpes simplex Virus Typ 1 (HSV-1) und seltener HSV-2.

Erregerreservoir
: Der Mensch ist das einzige relevante Reservoir.

Vorkommen
: Weltweit verbreitet.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Über Speichel, Schmierinfektion, und seltener über sexuellen Kontakt.

Kontagiosität
(Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Sehr hoch, besonders bei Bläschenbildung.

Übertragungsweg
: Hauptsächlich über direkten Kontakt, Tröpfcheninfektion oder Schmierinfektion.

Eintrittspforte
: Haut und Schleimhäute.

Inkubationszeit
(Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 2-12 Tage für HSV-1, 3-7 Tage für HSV-2.

Krankheitsdauer
: Eine Episode dauert in der Regel 7-10 Tage.

Dauer der Infektiosität
: Während der gesamten Episode und möglicherweise auch während der asymptomatischen Phase.

Erregerspezifische Immunität
: Lebenslange Latenz des Virus, Reaktivierungen sind möglich.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  1. Kribbel- und Rötungsphase: Beginnende Symptome wie Kribbeln, Juckreiz und Spannungsgefühl (Tag 0, Stunden bis 1 Tag).
  2. Bläschenphase: Kleine, schmerzhafte Bläschen bilden sich (Tag 1-2, Dauer etwa 1 Tag).
  3. Offene Wundphase: Die Bläschen platzen, was zu offenen Wunden führt (Tag 2-3).
  4. Verkrustungsphase: Gelbliche Krusten bilden sich (Tag 4-5).
  5. Abheilungsphase: Die Haut regeneriert sich, und die Krusten fallen ab (Tag 6-10).

Prognose

  • Die Primärinfektion verläuft häufig schwerer, wohingegen Rezidive meist milder ausfallen.
  • Komplikationen sind selten, können jedoch bei immungeschwächten Patienten auftreten, z. B. Herpes-Enzephalitis (Herpes-Gehirnsentzündung) oder Keratokonjunktivitis (Entzündung der Hornhaut und der Bindehaut).

Impfung: Eine Schutzimpfung gegen Herpes simplex-Viren steht bislang nicht zur Verfügung, befindet sich aber in der Entwicklung.