Herpangina – Einleitung
Herpangina ist eine virale Infektionskrankheit, die durch Enteroviren, insbesondere Coxsackieviren der Gruppe A, ausgelöst wird. Sie führt zu charakteristischen, schmerzhaften Bläschen und Geschwüren im Rachenraum.
Synonyme und ICD-10: Angina aphthosa; Angina herpetica; Herpangina; Herpangina durch Coxsackie-Infektion; Herpangina Zahorsky; Pharyngitis aphthosa; Pharyngitis durch Coxsackieviren; Pharynxinfektion durch Coxsackieviren; Racheninfektion durch Coxsackieviren; Vesikuläre Pharyngitis durch Enteroviren; Zahorsky-Syndrom; Zahorsky-Krankheit; ICD-10-GM B08.5: Vesikuläre Pharyngitis durch Enteroviren
Die Erkrankung wird durch Coxsackie-Viren verursacht. Das RNA-Virus zählt zur Gattung der Enteroviren, zur Familie der Picornaviren. Man kann die Serotypen A und B unterscheiden, die sich wiederum in mehrere Untergruppen einteilen lassen.
Die Herpangina wird mit dem Coxsackie-Virus der Gruppe A hervorgerufen. Der Typ A4 ist der häufigste Erreger, seltener auch A1 bis A3, A5 bis A10 und A16 bis A22 sowie B3.
Formen der Herpangina
Diese lassen sich hauptsächlich nach den betroffenen Serotypen des Coxsackie-Virus A klassifizieren. Hier sind die unterschiedlichen Formen:
Herpangina durch Coxsackievirus A4
- Häufigster Erreger.
- Typische Symptome: Plötzliches hohes Fieber, Halsschmerzen, schmerzhafte Bläschen und Ulzerationen im Mund- und Rachenbereich.
Herpangina durch Coxsackievirus A1 bis A3, A5 bis A10, A16 bis A22
- Weniger häufige Erreger.
- Symptome und Verlauf ähnlich wie bei A4, jedoch können Intensität und Dauer der Symptome variieren.
- A16 ist ebenfalls bekannt dafür, Hand-Fuß-Mund-Krankheit zu verursachen, was zu einer Überlappung der Symptome führen kann.
Herpangina durch Coxsackievirus B3
- Seltene Form.
- Kann schwerere Symptome und häufiger Komplikationen verursachen, wie virale Meningitis oder Myokarditis, insbesondere bei immungeschwächten Patienten.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Kein eindeutiges Geschlechterverhältnis.
Häufigkeitsgipfel: Häufiger bei Kindern unter 7 Jahren. Selten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): In epidemischen Wellen tritt die Krankheit gehäuft auf, genaue Prävalenzdaten variieren je nach Region.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): In den Sommermonaten und im Herbst gehäuft auftretend.
Saisonale Häufung: Vorwiegend im Sommer und Herbst.
Infektionsepidemiologie
Erreger: Coxsackieviren, insbesondere der Gruppe A, selten Gruppe B
Erregerreservoir: Der Mensch stellt zurzeit das einzige relevante Erregerreservoir dar.
Vorkommen: Die Infektion tritt weltweit auf. In den gemäßigten Zonen vermehrt in den Sommermonaten und im Herbst. Regionen mit niedrigem sozioökonomischem Status sind besonders betroffen.
Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja, erfolgt durch Tröpfcheninfektion (über Speichel) oder fäkal-oral durch kontaminiertes Trinkwasser oder Lebensmittel.
Kontagiosität (Ansteckungskraft): Hoch. Die Erreger sind relativ unempfindlich gegen Desinfektionsmittel.
Übertragungsweg: Fäkal-oral und durch Inhalation (via Atemwege).
Eintrittspforte: Enteral (über den Darm) oder parenteral (über die Atemwege).
Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 7-14 Tage.
Krankheitsdauer: Akute Symptome halten meist 3-5 Tage an.
Dauer der Infektiosität: Ansteckung bereits 2-3 Tage vor Ausbruch der Erkrankung. Viren können bis zu mehreren Wochen nach der Erkrankung im Stuhl nachgewiesen werden.
Seroprävalenz (Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Bei durchgemachter Infektion entwickelt sich eine lebenslange Immunität gegen den jeweiligen Virustyp.
Erregerspezifische Immunität: Nach durchgemachter Infektion besteht lebenslange Immunität gegen die spezifischen Enteroviren.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Inkubationszeit: Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 7-14 Tage. Während dieser Zeit können bereits Viren ausgeschieden werden, auch wenn noch keine Symptome aufgetreten sind.
- Symptome: Die Erkrankung beginnt typischerweise plötzlich mit hohem Fieber, Halsschmerzen und einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Innerhalb weniger Tage entwickeln sich kleine, schmerzhafte Bläschen und Ulzerationen (Geschwürsbildung) am weichen Gaumen, den Mandeln und der Rachenhinterwand. Diese Läsionen können auch auf die Zunge übergreifen.
- Krankheitsdauer: Die Krankheit dauert in der Regel 7-10 Tage. Das Fieber kann 2-3 Tage anhalten, während die Bläschen und Ulzerationen etwa eine Woche benötigen, um abzuheilen.
- Komplikationen: In den meisten Fällen verläuft die Herpangina komplikationslos. Seltene Komplikationen, die hauptsächlich bei immungeschwächten Patienten auftreten, können eine virale Meningitis oder Myokarditis umfassen. Diese Komplikationen sind jedoch bei gesunden Kindern und Erwachsenen ungewöhnlich.
Prognose
- Günstiger Verlauf: Die Prognose bei Herpangina ist in der Regel sehr gut. Die meisten Kinder und Erwachsenen erholen sich vollständig ohne langfristige gesundheitliche Probleme.
- Symptomatische Behandlung: Die Behandlung zielt auf die Linderung der Symptome ab, wie z. B. durch Schmerzmittel (Paracetamol oder Ibuprofen), ausreichende Flüssigkeitszufuhr und gegebenenfalls Mundspülungen oder Lokalanästhetika (örtliche Betäubungsmittel) zur Schmerzlinderung im Mund- und Rachenbereich.
- Immunität: Nach einer durchgemachten Infektion besteht eine lebenslange Immunität gegen den spezifischen Serotyp des Coxsackie-Virus, der die Infektion verursacht hat. Eine erneute Infektion mit demselben Serotyp ist daher unwahrscheinlich.
- Keine Impfung verfügbar: Derzeit gibt es keine Impfung gegen Coxsackie-Viren. In Fällen hoher Gefährdung kann jedoch innerhalb von 72 Stunden nach Exposition ein Gamma-Globulin verabreicht werden, um die Schwere der Erkrankung zu mildern.
- Nicht meldepflichtig: In Deutschland ist eine Infektion mit Herpangina nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflichtig. Bei Verdacht auf einen Ausbruch muss jedoch eine Meldung durch den Laborleiter erfolgen.
Zusammenfassend ist Herpangina eine meist unkompliziert verlaufende Infektionskrankheit mit einer sehr guten Prognose, insbesondere bei Kindern und gesunden Erwachsenen. Komplikationen sind selten und treten hauptsächlich bei immungeschwächten Personen auf.