Hantavirus-Erkrankung – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Hantavirus-Infektion hinweisen:

Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS)

Phase 1

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf die erste Phase einer Hantavirus-Infektion und werden oft zuerst bemerkt:

  • Hohes Fieber (> 38,5 °C): Ein plötzlich auftretendes hohes Fieber ist ein typisches Symptom und hält in der Regel 3-4 Tage an. Tritt bei fast allen Betroffenen auf.
  • Schüttelfrost und starke Rückenschmerzen (Lumbalgie): Diese Symptome sind charakteristisch für die Anfangsphase und werden bei etwa 80 % der Patienten beobachtet.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der ersten Phase von HFRS:

  • Muskelschmerzen (Myalgie): Treten bei etwa 80-90 % der Betroffenen auf, oft sehr ausgeprägt in der Lenden- und Beinmuskulatur
  • Kopfschmerzen (Cephalgie): Bei 70-80 % der Patienten sind starke, oft pochende Kopfschmerzen vorhanden
  • Sehstörungen und Lichtscheu (Photophobie): Vorübergehende Sehstörungen und eine erhöhte Lichtempfindlichkeit treten bei etwa 50 % der Betroffenen auf

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Bindehautentzündung (Konjunktivitis): Bei etwa 30 % der Patienten kommt es zu einer Rötung und Schwellung der Augen.
  • Husten und Rachenrötung: Trockener Husten und eine Entzündung des Rachens sind bei etwa 20 % der Betroffenen vorhanden.
  • Abdominale Schmerzen und kolikartige Flankenschmerzen: Treten bei etwa 40-50 % der Patienten auf und können sehr intensiv sein

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit und allgemeines Unwohlsein

Phase 2 (nach ca. 3-6 Tagen)

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf die zweite Phase einer Hantavirus-Infektion und weisen auf eine Verschlechterung des Zustands hin:

  • Niedriger Blutdruck (Hypotension): Kann zu Schwindel, Schwäche und Ohnmacht führen; bei etwa 30-50 % der Betroffenen zu beobachten

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der zweiten Phase von HFRS:

  • Einblutungen in die Bindehaut (konjunktivale Einblutungen): Rötungen und punktförmige Blutungen in der Bindehaut, die bei etwa 30 % der Patienten auftreten
  • Hautpetechien: Kleine, punktförmige Blutungen (flohstichartige Blutungen) unter der Haut, besonders an den unteren Extremitäten. Diese treten bei etwa 20-30 % der Patienten auf und können auf eine Störung der Blutgerinnung hinweisen.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Starker Schwindel und Schwäche: Treten häufig in Verbindung mit dem niedrigen Blutdruck auf
  • Blasse Haut und kalte Extremitäten: Typische Symptome bei Hypotonie, oft begleitet von einem Gefühl der Kälte und allgemeiner Schwäche

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Allgemeine Abgeschlagenheit und Müdigkeit

Phase 3 (Nierenbeteiligung)

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf die dritte Phase einer Hantavirus-Infektion mit Nierenbeteiligung und werden oft zuerst bemerkt:

  • Niereninsuffizienz (Nierenschwäche): Eine eingeschränkte Nierenfunktion führt zu einer verminderten Urinausscheidung. Anzeichen sind Oligurie (weniger als 500 ml Urin in 24 Stunden) oder Anurie (weniger als 100 ml Urin in 24 Stunden), was bei etwa 50-70 % der Betroffenen auftritt.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der dritten Phase von HFRS:

  • Mikrohämaturie*: Vorhandensein von Blut im Urin, das nur mikroskopisch nachgewiesen werden kann. Tritt bei etwa 30-50 % der Betroffenen auf und ist ein Hinweis auf eine Schädigung der Nieren.
  • Proteinurie*: Erhöhte Eiweißausscheidung im Urin; bei etwa 50-70 % der Betroffenen vorhanden
  • Leukozytose*: Erhöhung der weißen Blutkörperchen im Blut, die bei etwa 70 % der Patienten auftritt. Dies ist ein Hinweis auf eine Entzündungsreaktion im Körper.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Kreatinämie*: Erhöhte Kreatininwerte im Blut, die auf eine Verschlechterung der Nierenfunktion hinweisen. Tritt bei etwa 50-70 % der Betroffenen auf.
  • Thrombozytopenie*: Mangel an Blutplättchen im Blut, was bei etwa 30-50 % der Patienten vorkommt. Es besteht ein erhöhtes Blutungsrisiko.
  • Urämie: Erhöhte Konzentration harnpflichtiger Substanzen im Blut, was bei etwa 50-70 % der Betroffenen auftritt und zu Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Juckreiz führen kann.
  • Schock: Ein Zustand, der durch sehr niedrigen Blutdruck und unzureichende Durchblutung der Organe gekennzeichnet ist. Kann bei schwerer Nierenbeteiligung auftreten.

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Starke Müdigkeit und allgemeines Unwohlsein

*Siehe auch Labordiagnostik

Komplikationen außerhalb der Nieren (extrarenale Manifestationen)

  • ZNS-Beteiligung: Symptome wie Verwirrtheit, Krampfanfälle oder Bewusstseinsstörungen können auftreten.
  • Begleithepatitis: Leberentzündung, die sich durch Gelbsucht und erhöhte Leberwerte im Blut zeigen kann
  • Myokarditis: Entzündung des Herzmuskels, die zu Brustschmerzen und Herzrhythmusstörungen führen kann
  • Schwere pulmonale Symptome: In seltenen Fällen kann es zu schweren Lungenkomplikationen kommen, die eine intensive medizinische Überwachung erfordern.

Weitere Phasen

  • Polyurie (krankhaft erhöhte Urinausscheidung)
  • Rekonvaleszenz

Man geht davon aus, dass ein großer Teil der Infektionen asymptomatisch verläuft.

Hanta-Virus-induzierte (kardio-) pulmonale Syndroms (HCPS; Hantavirus pulmonary syndrome, HPS)

Diese Verlaufsform ist vorwiegend durch Viren wie das Andes-Virus und das Sin-Nombre-Virus verursacht, die hauptsächlich in Amerika vorkommen.

Initial

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf ein hantavirusinduziertes pulmonales Syndrom und werden oft zuerst bemerkt:

  • Plötzliches, hohes Fieber: Oft über 38,5 °C ansteigt; ist ein häufiges erstes Anzeichen; dieses Fieber tritt bei nahezu allen Betroffenen (> 90 %) auf und hält typischerweise mehrere Tage an

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Anfangsphase von HCPS/HPS:

  • Muskelschmerzen (Myalgie): Besonders in den großen Muskelgruppen wie Rücken, Schultern und Oberschenkeln; treten bei etwa 70-90 % der Betroffenen starke Schmerzen auf
  • Übelkeit und Erbrechen (Nausea/Emesis): Diese Symptome treten bei etwa 50-60 % der Patienten auf und können zu einer starken Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes führen.
  • Bauchschmerzen: Treten bei etwa 50 % der Betroffenen auf und können von milden bis zu sehr intensiven Beschwerden reichen.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Schwindel (Vertigo): Häufiges Symptom, das auf eine beeinträchtigte Durchblutung oder niedrigen Blutdruck hinweisen kann
  • Schwäche: Allgemeines Gefühl der Schwäche und Abgeschlagenheit, das bei nahezu allen Patienten auftritt und die körperliche Belastbarkeit stark einschränkt.

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Appetitlosigkeit und Müdigkeit

Nach wenigen Tagen

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine kardiopulmonale Verschlechterung bei HCPS/HPS und werden oft zuerst bemerkt:

  • Schwere Atemnot (Dyspnoe): Eine zunehmende Atemnot ohne Auswurf (trockener Husten) entwickelt sich rasch und betrifft fast alle Patienten (> 90 %).
  • Sauerstoffmangel (Hypoxie): Die eingeschränkte Sauerstoffaufnahme führt bei den meisten Betroffenen (> 80 %) zu einem starken Gefühl der Atemnot und bläulicher Verfärbung der Haut (Zyanose).

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der kardiopulmonalen Phase von HCPS/HPS:

  • Pulmonales Ödem mit Tachypnoe: Flüssigkeitsansammlung in den Lungen führt zu beschleunigtem Atem (Tachypnoe) und erschwerter Atmung. Dieses Symptom tritt bei nahezu allen Betroffenen auf und verschlechtert sich oft innerhalb weniger Stunden.
  • Interstitielle Pneumonie: Eine Lungenentzündung, bei der die Lungenbläschen und das umgebende Gewebe betroffen sind, zeigt sich bei etwa 70-80 % der Patienten. Diese Pneumonie ist oft durch entzündliche Zellen (mononukleäre Infiltrate) gekennzeichnet.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Schock: Ein kritischer Zustand mit starkem Blutdruckabfall, der bei etwa 50 % der Betroffenen auftritt. Anzeichen sind kalte, blasse Haut und Schwindel.
  • Akutes Lungenversagen (ARDS): Ein schwerer Zustand, bei dem die Lungenfunktion stark eingeschränkt ist. Dieses Symptom tritt bei etwa 30-50 % der Patienten auf und ist lebensbedrohlich.

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Schwäche und Müdigkeit

Komplikationen

  • Multiorganversagen: In schweren Fällen kann es zu einem Versagen mehrerer Organe kommen, was eine sofortige intensivmedizinische Behandlung erfordert.