Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Beschreibung des Erregers

  • Erreger: Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) wird vorwiegend durch Enteroviren der Gruppe A (EV-A) verursacht. Dazu gehören insbesondere die Coxsackie-A-Viren (Serotypen A2, A4-A8, A10, A12, A14, A16) und das Enterovirus A71 (EV-A71).
  • Genom: Enteroviren sind RNA-Viren mit einem einzelsträngigen RNA-Genom und gehören zur Familie der Picornaviridae. Sie besitzen keine Virushülle und sind daher gegenüber äußeren Einflüssen wie Hitze und Säure resistenter als behüllte Viren.
  • Virulenz (Infektionskraft): Die Virulenz basiert auf der Fähigkeit, Epithelzellen (Haut- und Schleimhautzellen) zu infizieren und dort eine zytopathische Wirkung (Zellzerstörung) auszuüben. Insbesondere EV-A71 kann bei schweren Verläufen auch das Zentrale Nervensystem (ZNS) befallen.

Epidemiologie und Übertragungsweg

  • Verbreitung: Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit tritt weltweit auf, wobei die meisten Fälle bei Kleinkindern unter 10 Jahren beobachtet werden. Häufige Ausbrüche treten in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen auf.
  • Hauptübertragungsweg:
    • Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch fäkal-orale Aufnahme von virushaltigen Sekreten oder durch Tröpfcheninfektion (Kontakt mit Speichel oder Sekreten aus den Atemwegen).
  • Weitere Übertragungswege:
    • Indirekt durch kontaminierte Oberflächen, Spielzeug oder Nahrungsmittel.
  • Reservoir: Der Mensch ist das Hauptreservoir der Viren. Viren werden durch infizierte Personen über den Stuhl, Speichel und nasopharyngeale Sekrete ausgeschieden.
  • Infektiosität: Enteroviren sind hochinfektiös, und bereits der Kontakt mit geringen Virusmengen reicht aus, um eine Infektion auszulösen.

Eintrittspforte des Erregers

  • Haupteintrittspforte: Die Viren gelangen über den Mund oder die Schleimhäute des Nasen-Rachen-Raums in den Körper.
  • Nebeneintrittspforten: Infektionen können auch über Augenkontakt mit kontaminierten Händen oder Gegenständen auftreten.

Pathogenese des Erregers

  1. Initiale Infektion und Eintritt in den Körper:
    • Nach der Aufnahme der Viren über den Mund gelangen die Enteroviren in den Pharynx (Rachen) und den Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt), wo sie sich in den lokalen Lymphknoten vermehren.
    • Von den Lymphknoten aus breiten sich die Viren über den Blutkreislauf (erste Virämie) aus und erreichen weitere Zielorgane.
  2. Systemische Ausbreitung und Vermehrung:
    • Die Viren gelangen in die Epithelzellen der Haut und der Schleimhäute, insbesondere in den Handflächen, Fußsohlen und der Mundschleimhaut.
    • Dort verursachen sie eine zytopathische Wirkung, indem sie die Zellmembran der infizierten Zellen schädigen und eine entzündliche Reaktion auslösen.
    • Die Virusvermehrung in den Zellen führt zur Zelllyse (Zellzerstörung), was die Bläschenbildung (Vesikel) in der Haut und den Schleimhäuten hervorruft.
  3. Lokale Entzündungsreaktion und Exanthem:
    • Durch die Schädigung der Haut- und Schleimhautzellen kommt es zur Freisetzung von Entzündungsmediatoren (z. B. Interleukin-6, TNF-α), was die lokale Entzündungsreaktion verstärkt.
    • Die entzündliche Reaktion führt zur typischen Bläschenbildung an Händen, Füßen und im Mundbereich, begleitet von Rötung, Schwellung und Schmerzhaftigkeit der betroffenen Stellen.
    • Die Bläschen enthalten virale Partikel und sind daher infektiös.
  4. Schwere Verläufe und ZNS-Beteiligung:
    • In seltenen Fällen, insbesondere bei Infektionen mit Enterovirus A71 (EV-A71), können die Viren über den Blutweg das Zentrale Nervensystem (ZNS) erreichen.
    • Dies kann zu aseptischer Meningitis (nicht-bakterielle Hirnhautentzündung), Enzephalitis (Hirnentzündung) oder Lähmungen führen, die potenziell lebensbedrohlich sind.

Wirtsreaktion

  • Lokale Immunantwort:
    • Die Virusvermehrung in den Epithelzellen aktiviert die angeborene Immunantwort, insbesondere durch Makrophagen und dendritische Zellen.
    • Die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen führt zur Rekrutierung von neutrophilen Granulozyten und einer Verstärkung der Entzündungsreaktion, was zu den typischen Exanthemen (Hautausschlägen) und vesikulären Läsionen führt.
  • Systemische Immunantwort:
    • Die adaptive Immunantwort wird durch die Aktivierung von T-Lymphozyten und die Bildung von Antikörpern (IgM, IgG) gegen die viralen Antigene verstärkt.
    • Bei wiederholten Infektionen mit unterschiedlichen Enterovirus-Serotypen kann es zu einer Kreuzreaktion der Antikörper kommen, was die klinische Manifestation beeinflusst.
  • Anpassungsmechanismen des Erregers:
    • Enteroviren sind in der Lage, durch antigenische Variationen (Veränderung ihrer Oberflächenproteine) der Immunerkennung zu entgehen.
    • Die hohe Genomvariabilität der Enteroviren ermöglicht es, neue Serotypen zu bilden, die auch bei Patienten mit bestehender Immunität zu einer Reinfektion führen können.

Organaffinität und Gewebeschäden

  • Bevorzugte Zielorgane:
    • Das Virus befällt primär die Epithelzellen der Haut und der Schleimhäute, insbesondere im Bereich der Hände, Füße und der Mundschleimhaut.
    • In schweren Fällen kann es auch das Zentrale Nervensystem (ZNS) und die Herzmuskelzellen befallen.
  • Resultierende Gewebeschäden:
    • Die Virusvermehrung in den Epithelzellen führt zur Zelllyse (Zellzerstörung) und zur Bläschenbildung.
    • Bei schwerem Verlauf können entzündliche Schäden im ZNS zu bleibenden neurologischen Defiziten führen.

Klinische Manifestation

  • Symptomatologie:
    • Die typischen Symptome sind fieberhafte, schmerzhafte Bläschen und Hautausschläge an den Händen, Füßen und in der Mundschleimhaut.
    • Die Bläschen können sich als kleine Vesikel mit serösem Inhalt präsentieren, die nach einigen Tagen aufplatzen und ulzerieren (Geschwüre bilden).
    • Die Hautveränderungen sind oft begleitet von Juckreiz, Schwellung und Schmerzen beim Schlucken.
  • Komplikationen:
    • Dehydratation (Austrocknung) durch schmerzhaftes Schlucken bei ausgedehnten Schleimhautveränderungen.
    • Bei Infektionen mit Enterovirus A71 können Meningitis, Enzephalitis und Herzmuskelentzündung (Myokarditis) auftreten.

Verläufe und Schweregrade

  • Milde Verläufe: Meist selbstlimitierend, mit leichter Symptomatik und vollständiger Heilung innerhalb von 7-10 Tagen.
  • Schwere Verläufe: Bei Immunsupprimierten oder bei Beteiligung des ZNS (insbesondere durch EV-A71) können lebensbedrohliche Komplikationen auftreten.

Prognosefaktoren

  • Wirtsfaktoren:
    • Kleinkinder, ältere Menschen und immunsupprimierte Personen haben ein höheres Risiko für schwere Verläufe.
    • Eine frühere Infektion mit Enterovirus A71 kann die Schwere der Erkrankung bei Reinfektion beeinflussen.
  • Erregerfaktoren:
    • Enteroviren mit erhöhter Neurotropie (Affinität zum ZNS) führen häufiger zu schweren Verläufen.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist eine hochinfektiöse Viruserkrankung, die durch Enteroviren (insbesondere Coxsackie-A-Viren und Enterovirus A71) verursacht wird. Die Pathogenese ist durch die Vermehrung der Viren in den Epithelzellen und die anschließende Bläschenbildung an Händen, Füßen und im Mund gekennzeichnet. Die Erkrankung ist in der Regel selbstlimitierend, kann aber in seltenen Fällen das ZNS betreffen und zu schweren Komplikationen führen. Eine frühzeitige Diagnose und geeignete Hygienemaßnahmen sind wichtig, um die Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern.

Ätiologie (Ursachen)

  • Kontakt zu Personen mit HFMK