Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) – Einleitung
Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) ist eine durch Enteroviren der Gruppe A (EV-A) verursachte virale Infektionserkrankung, die charakterisiert ist durch ein Exanthem (Hautausschlag) an den Handflächen, Fußsohlen und im Mundbereich. Weitere betroffene Körperstellen können das Gesäß, der Genitalbereich, die Knie und Ellenbogen sein.
Synonyme und ICD-10: Hand-Fuß-Mund-Exanthem; falsche Maul- und Klauenseuche; ICD-10-GM B08.-: Sonstige Virusinfektionen, die durch Haut- und Schleimhautläsionen gekennzeichnet sind, andernorts nicht klassifiziert
Enteroviren sind kleine, unbehüllte RNA-Viren, die zur Familie der Picornaviridae gehören.
Zu den Enteroviren der Gruppe A (EV-A) gehören Coxsackie A-Viren (A2-A8, A10, A12, A14, A16), Enterovirus A71 (EV-A71) und neuere Serotypen.
Die häufigste Ursache der HFMK sind Coxsackie A16-Viren sowie Coxsackievirus A6 und A10.
Beachte: Die HFMK ist nicht zu verwechseln mit der Maul- und Klauenseuche, die bei Rindern, Schafen und Schweinen auftritt. Die beiden Krankheiten werden von unterschiedlichen Gattungen innerhalb der Familie der Coronaviridae verursacht.
Charakteristische Laborbefunde
Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit wird durch verschiedene Enteroviren, meist Coxsackievirus A16 oder Enterovirus 71, ausgelöst. Die Erkrankung ist in der Regel selbstlimitierend und verläuft mild, weshalb Laborbefunde meistens keine spezifischen Veränderungen aufweisen. In schweren oder atypischen Fällen können jedoch einige Laborparameter untersucht werden:
- Leukozytose oder Leukopenie: Es kann zu einer leicht erhöhten oder verminderten Anzahl weißer Blutkörperchen kommen, wobei dies oft unspezifisch ist.
- Erhöhte CRP-Werte (C-reaktives Protein): In seltenen Fällen kann das CRP gering erhöht sein, insbesondere bei schweren Verläufen mit systemischen Entzündungsreaktionen.
- Serologische Tests: Serologische Tests auf spezifische Antikörper gegen Coxsackieviren oder Enteroviren können durchgeführt werden, sind aber in der Regel nicht routinemäßig notwendig.
- PCR (Polymerase-Ketten-Reaktion): Der Erregernachweis mittels PCR kann aus Rachenabstrichen, Stuhlproben oder Bläscheninhalt erfolgen. Dies ist die genaueste Methode zum Nachweis von Coxsackieviren oder Enteroviren.
- Liquorbefunde (bei Komplikationen wie Meningitis (Hirnhautentzündung)/Enzephalitis (Gehirnentzündung)):
- Pleozytose: Leichte Erhöhung der Zellzahl im Liquor, meistens lymphozytär.
- Erhöhte Eiweißwerte: Bei Komplikationen kann das Eiweiß im Liquor leicht erhöht sein.
- Negativer Glukosewert: Die Glukosekonzentration bleibt in der Regel normal.
Die Labordiagnostik bei der Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist in der Regel nicht erforderlich, da die Diagnose meist klinisch gestellt wird.
Formen der Erkrankung
- Klassische Hand-Fuß-Mund-Krankheit: Typischer Verlauf mit Fieber, Enanthemen (schmerzhafte Schleimhautläsionen im Mund) und Exanthem (nicht juckender Hautausschlag) an Handflächen und Fußsohlen.
- Atypische Hand-Fuß-Mund-Krankheit: Gekennzeichnet durch disseminierte Hautveränderungen und einen stark reduzierten Allgemeinzustand. Diese Form kann auch juckende Ausschläge an atypischen Stellen wie dem Gesäß, Genitalbereich, Knien oder Ellenbogen verursachen.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.
Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend bei Kindern unter 10 Jahren auf, jedoch können auch Erwachsene erkranken.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Es liegen keine validen Daten zur Prävalenz in Deutschland vor, da die HFMK nicht bundesweit meldepflichtig ist.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Variabel, regelmäßige Ausbrüche insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen.
Saisonale Häufung der Erkrankung: Die Erkrankung wird ganzjährig diagnostiziert, jedoch treten besondere Häufungen im Spätsommer und Herbst auf.
Infektionsepidemiologie
Erreger: Die häufigsten Erreger der HFMK sind Coxsackie A16-Viren sowie Coxsackievirus A6 und A10. Weitere Enteroviren der Gruppe A (EV-A) wie Enterovirus A71 (EV-A71) können ebenfalls HFMK verursachen.
Erregerreservoir: Der Mensch ist das einzige relevante Reservoir für die Enteroviren, die HFMK verursachen.
Vorkommen: Weltweit verbreitet, mit besonderer Häufung im westpazifischen Raum (z. B. Malaysia, Singapur, China, Japan). Insbesondere EV-A71 führt dort häufig zu schweren Verläufen mit Beteiligung des zentralen Nervensystems (ZNS) oder Lungenödemen.
Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja, die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten (z. B. Nasen- und Rachensekrete, Speichel, Bläschenflüssigkeit) oder Stuhl sowie durch Kontakt mit kontaminierten Oberflächen.
Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Sehr hoch; der Manifestationsindex beträgt 10-20 %, d. h., 10-20 % der Infizierten zeigen erkennbar Symptome der HFMK.
Übertragungsweg: Primär fäkal-oral (Infektion über den Verdauungstrakt), aber auch Tröpfcheninfektion in den ersten Tagen nach der Infektion möglich.
Eintrittspforte: Enteral (über den Verdauungstrakt).
Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): In der Regel 3-10 Tage (1 bis 30 Tage möglich).
Krankheitsdauer: 7-10 Tage.
Dauer der Infektiosität: Hoch ansteckend in der ersten Krankheitswoche, insbesondere bei Ulzeration der Bläschen. Viren können mehrere Wochen nach Abklingen der Symptome weiterhin im Stuhl ausgeschieden werden, was eine lange Infektiosität zur Folge hat. Auch asymptomatische Personen können infektiös sein.
Erregerspezifische Immunität: Die Erkrankung hinterlässt eine Immunität nur gegen den spezifischen auslösenden Erreger. Eine erneute Infektion mit einem anderen Serotyp ist möglich.
Verlauf und Prognose
Verlauf
Die klassische Hand-Fuß-Mund-Krankheit beginnt normalerweise mit Allgemeinsymptomen wie Fieber, geringem Appetit und Halsschmerzen. Ein bis zwei Tage nach dem Fieberbeginn entwickeln sich in der Regel schmerzhafte Enantheme (Ausschlag im Bereich der Schleimhäute). Davon betroffen sind vor allem Zunge, Zahnfleisch und die Mundschleimhaut. Innerhalb von ein bis zwei Tagen bildet sich ein nicht-juckendes Exanthem (Hautausschlag) mit ebenen oder erhöhten roten Flecken, manchmal auch Blasenbildung. Handflächen und Fußsohlen sind meist betroffen. Ebenfalls können Gesäß, Genitalbereich, Knie oder Ellenbogen betroffen sein, wobei hier auch juckende Ausschläge (atypische Verläufe) auftreten können.
Der Krankheitsverlauf ist im Regelfall mild. Innerhalb von fünf bis sieben Tagen erholen sich fast alle Patienten ohne ärztliche Behandlung. Nach etwa sieben bis 14 Tagen kommt es zu einer narbenlosen Abheilung der Hautveränderungen.
Bei der atypischen Hand-Fuß-Mund-Krankheit leiden die erkrankten Patienten unter disseminierten ("über den Körper oder bestimmte Körperregionen verteilt") Hautveränderungen sowie einem stark reduzierten Allgemeinzustand.
Mehr als 80 % der Infektionen verlaufen asymptomatisch, das heißt, ohne Auftreten von Symptomen, jedoch unter Ausbildung von neutralisierenden typspezifischen Antikörpern.
Prognose
Die Prognose der Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist in der Regel gut. Die meisten Patienten erholen sich vollständig ohne medizinische Intervention. Komplikationen sind selten, aber mögliche Komplikationen können polioartige Paresen (Lähmungen) oder aseptische Meningitis (Hirnhautentzündung)/Enzephalitis (Gehirnentzündung) umfassen.
Die Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) ist sehr gering und betrifft nur Fälle, in denen schwere Komplikationen auftreten.
In der Schwangerschaft verlaufen die meisten Enterovirusinfektionen mild oder asymptomatisch. Schwere Komplikationen sind selten. Die meisten Neugeborenen zeigen ebenfalls einen milden Krankheitsverlauf. In sehr seltenen Fällen ist eine systemische Infektion mit fulminanten (schnellen und heftigen) Verläufen möglich.
Impfung: Eine Schutzimpfung gegen HFMK steht bislang nicht zur Verfügung.
In Deutschland ist die Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflichtig.