HPV – Operative Therapie
Die Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) kann zu verschiedenen Krankheitsbildern führen, darunter anogenitale Warzen (Condylomata acuminata) und HPV-assoziierte Malignome wie das Analkarzinom. Eine operative Therapie kommt in der Regel erst nach Ausschöpfung konservativer Maßnahmen infrage.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Therapieresistente anogenitale Warzen, die nicht auf topische Therapien wie Imiquimod, 5-Fluorouracil, Podophyllotoxin oder Trichloressigsäure ansprechen
- Ausgedehnte oder stark symptomatische Läsionen (z. B. Schmerzen, Blutungen, funktionelle Einschränkungen)
- Präkanzeröse Läsionen im Rahmen einer HPV-assoziierten intraepithelialen Neoplasie (z. B. AIN III – anale intraepitheliale Neoplasie Grad III)
- Verdacht auf maligne Entartung (z. B. Analkarzinom, Zervixkarzinom oder Oropharynxkarzinom)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Unkontrollierte Blutgerinnungsstörungen, die ein erhöhtes Blutungsrisiko bei chirurgischer Entfernung darstellen
- Schwere immunsupprimierende Erkrankungen, die eine unzureichende Wundheilung oder Rezidivneigung (Neigung zum Wiederauftreten der Erkrankung) begünstigen
- Nicht abgeschlossene topische Therapie, sofern noch Erfolgsaussichten bestehen
- Maligne Erkrankungen, bei denen eine primäre Radiochemotherapie die Therapie der Wahl ist
Operationsverfahren
- Exzision (chirurgische Entfernung)
- Scharfer Löffel (Kürettage)
- Abtragung mit chirurgischer Schere (Scherenschlag)
- Konventionelle Skalpellchirurgie
- Ablative Verfahren
- Kryochirurgie (Kryotherapie) – Vereisung der Warzen durch flüssigen Stickstoff
- Elektrokoagulation/Elektrokaustische Abtragung – Entfernung mittels elektrischer Schlinge
- Infrarotkoagulation – Erhitzung der Läsionen mit Infrarotstrahlung
- Lasertherapie (CO₂-Laser) – Vaporisation von Warzen mittels Laserenergie
- Photodynamische Therapie (PDT) – Anwendung von 5-Aminolävulinsäure mit anschließender Lichteinwirkung
- Chirurgische Therapie bei HPV-assoziiertem Analkarzinom
- Primäre Radiochemotherapie (RCT) nach Nigro-Schema
- Perkutane Strahlentherapie (50-59,4 Gy), mit integriertem oder sequenziellem Bestrahlungsboost (5-20 Gy)
- Kombination mit Chemotherapie (Mitomycin C und 5-Fluorouracil)
- Primäre Radiochemotherapie (RCT) nach Nigro-Schema
Postoperative Nachsorge
- Topische Nachbehandlung mit Imiquimod (5 % Creme) oder Sinecatechin (10 % Salbe) über maximal 16 Wochen, um Rezidive zu verhindern
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen, insbesondere bei HPV-assoziierten Neoplasien
- Hygienemaßnahmen und sexuelle Gesundheitsaufklärung, um Reinfektionen zu vermeiden
- Impfung gegen HPV zur Reduktion des Rezidivrisikos bei Patientinnen und Patienten bis zum 45. Lebensjahr
Mögliche Komplikationen
- Wundheilungsstörungen, insbesondere bei großflächigen Exzisionen
- Narbenbildung und Gewebeschrumpfung, die funktionelle Beeinträchtigungen verursachen kann
- Schmerzen und Sensibilitätsstörungen, insbesondere nach Laser- oder Kryotherapie
- Rezidive, insbesondere bei unvollständiger Entfernung oder persistierender HPV-Infektion
- Pigmentveränderungen oder Depigmentierung, insbesondere nach Lasertherapie
Vergleich der Operationsmethoden
Verfahren | Indikationen (Anwendungsgebiete) | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Chirurgische Exzision | Einzelne, größere oder therapieresistente Warzen | Einmalige Entfernung, histologische Untersuchung möglich | Narbenbildung, Wundheilungsstörungen |
Kryotherapie | Kleine bis mittelgroße Läsionen | Minimalinvasiv, keine Anästhesie nötig | Mehrere Sitzungen erforderlich, Schmerz während der Behandlung |
Elektrokoagulation | Flächige Warzenbefunde | Hohe Effektivität bei ausgedehnten Läsionen | Schmerzen, Narbenbildung, Rezidivrisiko |
CO₂-Lasertherapie | Rezidivierende, großflächige Warzen | Präzise, wenig Blutungen | Erhöhtes Infektionsrisiko, hohes Rezidivpotenzial (Potenzial des Wiederauftretens der Erkrankung) |
Photodynamische Therapie (PDT) | Präkanzeröse HPV-Läsionen | Gewebeschonend, keine Narbenbildung | Hohe Kosten, selten verfügbar |
Radiochemotherapie (Nigro-Schema) | HPV-assoziiertes Analkarzinom | Organerhaltende Therapie, hohe Heilungsraten | Akute Nebenwirkungen (Mukositis/Mundschleimhautentzündung, Diarrhö/Durchfall, Myelosuppression/Schädigung des Knochenmarks) |
Fazit
- Chirurgische Ablation ist eine Option für therapieresistente HPV-Läsionen, jedoch mit Rezidivrisiko.
- Die Wahl des ablativen Verfahrens hängt von Größe, Lokalisation und Patientenpräferenz ab.
- HPV-assoziierte Karzinome werden bevorzugt mittels Radiochemotherapie behandelt.
- HPV-Impfung bleibt die wichtigste präventive Maßnahme gegen HPV-assoziierte Erkrankungen.