HIV – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine HIV-Infektion hinweisen:
Akute HIV-Krankheit
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine akute HIV-Infektion und treten häufig zuerst auf:
- Fieber: Anhaltend erhöhte Temperatur (in ca. 80 % der Fälle)
- Lymphadenopathie: Schwellung der Lymphknoten (70-80 % der Fälle)
- Exanthem: Hautausschlag, der oft makulopapulös (knotig-fleckig) ist und den Körperstamm betrifft (ca. 50 % der Fälle)
- Pharyngitis: Halsschmerzen und Rachenentzündung (40-50 % der Fälle)
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Cephalgie (Kopfschmerzen) (40 % der Fälle)
- Myalgie (Muskelschmerzen): Muskelschmerzen in Verbindung mit dem allgemeinen Krankheitsgefühl (30-40 % der Fälle)
- Arthralgie (Gelenkschmerzen) (30 % der Fälle)
- Diarrhoe (Durchfall): Häufiger und wässriger Stuhlgang (20-30 % der Fälle)
- Nausea/Erbrechen: Übelkeit und Erbrechen (30 % der Fälle)
- Appetitlosigkeit: Fehlendes Verlangen nach Nahrung, häufig mit ungewolltem Gewichtsverlust (20-30 % der Fälle)
- Splenomegalie: Vergrößerte Milz (10-20 % der Fälle)
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Allgemeines Krankheitsgefühl: Müdigkeit und Schwäche
- Ungewollter Gewichtsverlust
- Enzephalitis (Gehirnentzündung): Geht mit Fieber, Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen einher (selten)
- Meningitis (Hirnhautentzündung) (selten)
- Myelopathie (Rückenmarkserkrankung): Funktionsstörungen des Rückenmarks (selten)
Beachte: Bei der akuten HIV-Krankheit kommt es in ca. 50-60-90 % der Fälle innerhalb eines Zeitraums von 3 bis 4 Wochen nach der Infektion zu einem "Grippe- bzw. Epstein-Barr-Virus/Mononukleose" ähnlichen Krankheitsbild, das meistens nur von kurzer Dauer ist.
Symptomatisches Stadium
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine HIV-Infektion im symptomatischen Stadium und treten oft zuerst auf:
- Fieber: Hält oft länger an (80 %)
- Verminderte Leistungsfähigkeit: Schwächegefühl und Antriebslosigkeit im Alltag (60-80 %)
- Ungewollte Gewichtsabnahme: Deutlicher Gewichtsverlust ohne offensichtlichen Grund (50-70 %)
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Diarrhoe (Durchfall): Häufig und anhaltend (30-60 %)
- Pilzinfektionen: Häufige Pilzinfektionen, v. a. im Mundbereich und an den Schleimhäuten (70-90 %)
- Herpes zoster (Gürtelrose): Schmerzhafter Ausschlag, der sich meist entlang eines Nervs ausbreitet (15-20 %)
- Trockene Haut: Häufig auch mit Juckreiz (40-50 %)
- Purpura: Kleine Einblutungen in die Haut oder Schleimhäute (10-15 %)
- Haarleukoplakie: Weißliche, nicht abwischbare Beläge auf der Zunge (20-30 %)
- Periphere Neuropathie: Nervenbeschwerden, vor allem an den Beinen, die mit Kribbeln, Taubheit oder Schmerzen einhergehen (30-40 %)
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Cervixdysplasie: Veränderungen am Gebärmutterhals, die zu Krebsvorstufen führen können
Siehe auch unter "Indikatorerkrankungen".
Warnzeichen (red flags)
- Ein HIV-Nachweis bei Kindern kann auf Kindesmissbrauch hinweisen.
Indikatorerkrankungen
Indikatorerkrankungen (Synonym: Markererkrankung), d. h. Erkrankungen, die mit einer erhöhten Wahrscheinlich für eine HIV-Infektion einhergehen (HIV-Prävalenz > 0,1 %) [1] und Warndiagnosen*, bei denen an einen HIV-Test gedacht werden sollte:
-
Sexuell übertragbare Infektionen (STI) – insb. Syphilis, Gonorrhoe, Herpes genitalis, anale und genitale Kondylome oder Lymphogranuloma venereum
- Cervix- oder Analkarzinom (Gebärmutterhals- oder Analkrebs) bzw. -dysplasie
- Gingivitis (Zahnfleischentzündung)*, Gingivitis nekrotisierende
- Haarleukoplakie oral/Zunge – sehr typisch und geradezu pathognomonisch für HIV
- Hepatitis B/C
- Herpes zoster (Gürtelrose) – insbesondere Herpes-Rezidive, die an Häufigkeit oder Intensität zunehmen
- Lymphome (Krebserkrankungen des lymphatischen Systems)
- Mundsoor* – Hinweis auf fortgeschrittene HIV-Infektion; tritt auch bei anderen Immuneffekten auf
-
Mononukleose-ähnliches Krankheitsbild
- Proktitis* – speziell nach rezeptivem Analverkehr; auch Coinfektion von STD und HIV-Infektion möglich
- Rezidivierende Pneumonien (Neigung zu einer Häufung von Pneumonieepisoden/Lungenentzündungen), insb. durch Pneumokokken
- Seborrhoische Dermatitis/Exanthem (fettig-schuppige Entzündung der Haut)
- Shigellen-Infektionen, Salmonellosen oder Salmonellen-Sepsis
- Psoriasis, neu aufgetreten im mittleren Erwachsenenalter – insbesondere bei ungewöhnlicher Lokalisation
- Laborparameter
- Leukozytopenie (verminderte Anzahl von weißen Blutkörperchen; unklarer Ursache)
- Thrombozytopenie/Immunthrombopenie (verminderte Anzahl von Thrombozyten (Blutplättchen); 10 bis 15 % der nicht behandelten Patienten mit HIV entwickeln eine Thrombopenie mit Thrombozytenzahlen < 150.000/μl
- Beachte: Zytopenien (Verminderung der Anzahl der Zellen im Blut) gehören zu den späteren Manifestationen im Verlauf einer latenten HIV-Infektion.
Des Weiteren:
- Atypische Psoriasis (neu aufgetretene)
- Chronische Parotitis (Ohrspeicheldrüsenentzündung)
- Herpes analis (Herpesinfektionen im Analbereich)
- Humanes Papillomavirus
- Mollusca contagiosa (knötchenartige Hauterscheinung, die durch eine Virusinfektion verursacht wird)
- Orale Haarleukoplakie (OHL; s. u. Folgeerkrankungen))
- Pneumocystis-jiroveci-Pneumonie (früher: PCP - Pneumocystis-carinii-Pneumonie; s. u. Folgeerkrankungen)
- Soor-Ösophagitis (Speiseröhrenentzündung aufgrund einer Infektion durch Hefepilze)
- Vulvovaginale Candidosen (Pilzinfektion des Scheideneingangs und der Scheide)
- Tuberkulose.
Beachte: Bislang werden ca. 10 % der HIV-Erstdiagnosen aufgrund von Veränderungen an Haut oder Schleimhäuten gestellt.
Literatur
- Sullivan AK, Raben D, Reekie J et al (2013) Feasibility and effectiveness of indicator condition-guided testing for HIV: results from HIDES I (HIV indicator diseases across Europe study). PLoS ONE 2013;8(1):e52845. doi: 10.1371/journal.pone.0052845. Epub 2013 Jan 15.