HIV – Körperliche Untersuchung

Eine umfassende klinische Untersuchung ist die Grundlage für die Auswahl der weiteren diagnostischen Schritte:

  • Allgemeine körperliche Untersuchung – inklusive Blutdruck, Puls, Körpertemperatur, Körpergewicht [ungewollter Gewichtsverlust], Körpergröße; des Weiteren:
    • Inspektion (Betrachtung)
      • Haut, Schleimhäute, Pharynx (Rachen) und Skleren (weiße Teil des Auges) [Exanthem (Hautausschlag), Pharyngitis (Rachenentzündung), Schleimhautulzerationen (Geschwüre an den Schleimhäuten), Haarleukoplakie (weißliche Erhabenheiten vor allem auf der Zunge auftretend); Pilzinfektionen, Purpura (kleine Haut- und Schleimhauteinblutungen)]
      • Abdomen (Bauch)
        • Form des Abdomens?
        • Hautfarbe? Hautbeschaffenheit?
        • Effloreszenzen (Hautveränderungen)?
        • Pulsationen? Darmbewegungen?
        • Sichtbare Gefäße?
        • Narben? Hernien (Brüche)?
    • Inspektion und Palpation der Lymphknotenstationen [Lymphadenopathie (Lymphknotengrößerung)?]
    • Untersuchung der Lunge [Pneumocystis jiroveci (früher Pneumocystis-carinii-Pneumonie; mit 50 % die häufigste Erstmanifestation einer Aidserkrankung)]
      • Auskultation (Abhören) der Lunge 
      • Bronchophonie (Überprüfung der Weiterleitung hochfrequenter Töne; der Patient wird aufgefordert, mehrmals mit spitzer Stimme das Wort "66" auszusprechen, während der Arzt die Lunge abhört)
        [verstärkte Schallleitung durch pulmonale Infiltration/Verdichtung des Lungengewebes (z. B. bei Pneumonie) die Folge ist, die Zahl „66" ist auf der erkrankten Seite besser zu verstehen als auf der gesunden Seite; bei verminderter Schallleitung (abgeschwächt oder fehlend: z. B. bei Pleuraerguss, Pneumothorax, Lungenemphysem). Die Folge ist, die Zahl "66" ist über der erkrankten Lungenpartie kaum hörbar bis fehlend, da die hochfrequenten Töne stark gedämpft werden]
      • Perkussion (Abklopfen) der Lunge [z. B. bei Lungenemphysem; Schachtelton beim Pneumothorax]
      • Stimmfremitus (Überprüfung der Weiterleitung tiefer Frequenzen; der Patient wird aufgefordert, mehrmals mit tiefer Stimme das Wort "99" auszusprechen, während der Arzt seine Hände auf den Brustkorb oder Rücken des Patienten legt)
        [verstärkte Schallleitung durch pulmonale Infiltration/Verdichtung des Lungengewebes (z. B. bei Pneumonie) die Folge ist, die Zahl „99" ist auf der erkrankten Seite besser zu verstehen als auf der gesunden Seite; bei verminderter Schallleitung (abgeschwächt: z. B. Atelektase, Pleuraschwarte; stark abgeschwächt oder fehlend: bei Pleuraerguss, Pneumothorax, Lungenemphysem). Die Folge ist, die Zahl "99" ist über der erkrankten Lungenpartie kaum hörbar bis fehlend, da die tieffrequenten Töne stark gedämpft werden]
    • Palpation (Abtasten) des Abdomens (Bauch) (Druckschmerz?, Klopfschmerz?, Hustenschmerz?, Abwehrspannung?, Bruchpforten?, Nierenlagerklopfschmerz?, Splenomegalie (Milzvergrößerung)?)
    • Perkussion (Abklopfen) des Abdomens
      • Dämpfung des Klopfschall durch vergrößerte Milz?
      • Splenomegalie?: Abschätzen von Milzgröße]
  • Krebsvorsorge [wg. möglicher Folgeerkrankungen:
    • Analkarzinom/Analkrebs (häufig innerhalb von wenigen Monaten aus den Vorstufen heraus entstehend; häufig in Verbindung mit humanen Papillomviren/HVP; ein weiterer Risikofaktor ist das Rauchen)
    • Burkitt-Lymphom (malignes (bösartiges) Lymphom, dessen Bildung mit dem Epstein-Barr-Virus assoziiert ist und zu den B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen gezählt wird)
    • Cervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs)
    • Kaposi-Sarkom (sprich: [ˈkɒpoʃi] – „Kaposchi“) – eine vor allem im Zusammenhang mit AIDS auftretende Tumorerkrankung, deren Ursache höchstwahrscheinlich auf das Humane Herpes virus Typ 8 (HHV-8) in Verbindung mit Kofaktoren (Immunsuppression, Umweltfaktoren sowie oxidativer und nitrosativer Stress) zurückzuführen ist. Die Krankheit äußert sich durch das Auftreten von braun-bläulichen Tumorknoten vor allem im Bereich von Schleimhäuten und im Darm. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Bei der mit AIDS assoziierten Form treten braun-bläuliche Flecken multifokal meist auch auf der Haut von Beinen und Armen auf.
    • Primäre ZNS-Lymphome]
  • Ggf. neurologische Untersuchung [wg. Symptom: periphere Neuropathie (Nervenschäden, vor allem an den Beinen auftretend)]

In eckigen Klammern [ ] wird auf mögliche pathologische (krankhafte) körperliche Befunde hingewiesen.