Grippe (Influenza) – Prävention
Zur Prävention der Influenza (Grippe) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Ein Mangel an Vitamin C, Zink und Vitamin D schwächt das Immunsystem.
- Genussmittelkonsum
- Tabak (Rauchen) – Erhöht oxidativen Stress, schwächt das Immunsystem und schädigt die Atemwege.
- Kontakt zu erkrankten Personen – Meiden Sie engen Kontakt in der ansteckenden Phase (bis zu fünf Tage nach Symptombeginn).
Die Übertragung erfolgt in der Regel durch Tröpfcheninfektion, seltener durch direkten Kontakt mit dem Virus, beispielsweise über Händekontakt. - Kontakt zu Vögeln – Insbesondere Hühner und Wasservögel können Träger der aviären Influenza (Vogelgrippe) sein.
Präventionsmaßnahmen
- Impfung
- Influenza-Impfung (Grippeimpfung) – Die wichtigste und wirksamste präventive Maßnahme zur Vermeidung von Influenza-Infektionen und schweren Verläufen.
- Gezielte Impfung von Risikogruppen – Besonders empfohlen für ältere Menschen, Schwangere, Personen mit chronischen Erkrankungen und medizinisches Personal.
- Händewaschen (unter fließendem Wasser mit Wasser und Seife (mind. 15-20 Sekunden lang); dabei die Hände gut einseifen und dann den Seifenschaum gründlich abwaschen; ggf. danach Händedesinfektion)
- Immer nach:
- direktem Kontakt mit anderen Menschen
- Nachhause kommen
- Husten und Niesen
- Putzen der Nase
- Toilettengang
- Kontakt mit Tieren
- Immer vor:
- Lebensmittelvorbereitung
- dem Essen
- Immer nach:
- Vermeiden Sie Händeschütteln und Umarmungen zur Begrüßung.
- Halten Sie Abstand von hustenden oder niesenden Menschen.
- Beim Husten und Niesen abwenden, wenn möglich, in die Ellenbeuge niesen.
- Berühren Sie so wenig wie möglich Ihren Mund, die Nase oder Augen mit den eigenen Händen.
- Nasen-Mund-Schutz (MNS): Tragen von MNS von allen Mitgliedern im Haushalt und den Erkrankten selbst.
- Eine Studie zur Ergründung der Übertragungswege des Influenza-Virus konnte nachweisen, dass auch in der ausgeatmeten Luft von Influenza-Infizierten, die ohne Husten und Niesen gesammelt wurden, Virusmengen nachzuweisen waren, die für eine Infizierung ausreichen [1].
- Das Tragen einer Gesichtsmaske während der Grippesaison hat in einer randomisierten Studie aus Norwegen die Zahl der symptomatischen Atemwegsinfektionen gesenkt (8,9 % versus 12,2 % in der Kontrollgruppe) [4].
- Händedesinfektion: Speichel schützt offenbar die Influenza-Viren vor der Wirkung eines Desinfektionsmittels. Erst nach 240 Sekunden führt das alleinige Abtreiben der Hände mit einem Desinfektionsmittel auf Ethanolbasis, die Kontakt mit infiziertem Speichel hatten, zur vollständigen Inaktivierung aller Influenzaviren [2].
- Baloxavir (Virustatikum): Nach einer Einmaldosis erkrankten nur 7 von 374 Patienten (1,9 %), die mit Baloxavir behandelt wurden, an einer laborbestätigten Influenza gegenüber 51 von 375 Patienten (13,6 %) in der Placebogruppe [3].
Hinweis: Zukünftig können Mutationen dieses Mittel gegenüber Viren unempfindlich machen; virale Escape-Mutanten sind bereits nachgewiesen worden.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention der Influenza zielt darauf ab, die Krankheitsausbreitung bei infizierten Personen zu minimieren und Komplikationen zu verhindern.
- Früherkennung und Isolation
- Früherkennung – Diagnostik bei Verdacht auf Influenza, insbesondere bei Risikogruppen.
- Klinische Symptomatik – Typische Symptome umfassen plötzlich einsetzendes hohes Fieber, trockenen Husten, Halsschmerzen, Muskelschmerzen (Myalgien), Kopfschmerzen sowie allgemeine Schwäche und Erschöpfung. In schweren Fällen kann es zu Atemnot, Kreislaufproblemen und neurologischen Symptomen kommen.
- Labordiagnostik – Der Nachweis des Influenza-Virus erfolgt durch molekulare Methoden wie die Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Zusätzlich können Schnelltests verwendet werden, die jedoch eine geringere Sensitivität aufweisen. Zur Differenzierung sind Blutbildanalysen, CRP (C-reaktives Protein) und andere Entzündungsparameter sinnvoll.
- Isolation – Infizierte Personen sollten Kontakt zu anderen Menschen minimieren und sich isolieren, bis sie symptomfrei sind.
- Medikamentöse Prophylaxe
- Antivirale Therapie – Einsatz von Baloxavir oder Neuraminidase-Inhibitoren (z. B. Oseltamivir) bei bestätigten Fällen oder hohem Expositionsrisiko.
- Risikomanagement
- Behandlung von Begleiterkrankungen – Optimierung der Therapie bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder COPD, um schwere Verläufe zu verhindern.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention der Influenza konzentriert sich auf die Langzeitfolgen und die Vermeidung von Komplikationen nach einer Influenzaerkrankung.
- Langzeitmanagement
- Behandlung von Sekundärinfektionen – Frühzeitige Behandlung bakterieller Superinfektionen (z. B. Pneumonie).
- Rehabilitation – Atemtherapie und Lungenrehabilitation bei lang anhaltender Atemwegsschädigung.
- Patientenaufklärung
- Schulungen – Aufklärung über das richtige Verhalten während und nach der Erkrankung, einschließlich Hygienemaßnahmen.
- Impfprogramme – Förderung der jährlichen Impfung zur Vermeidung erneuter Infektionen.
- Nachsorge
- Kontrolle von Lungenerkrankungen – Regelmäßige Überwachung bei vorbestehenden oder durch Influenza verschlimmerten Atemwegserkrankungen.
Literatur
- Yan J et al.: Infectious virus in exhaled breath of symptomatic seasonal influenza cases from a college community. PNAS January 30, 2018 115 (5) 1081-1086; published ahead of print January 18, 2018 https://doi.org/10.1073/pnas.1716561115
- Hirose R et al.: Situations Leading to Reduced Effectiveness of Current Hand Hygiene against Infectious Mucus from Influenza Virus-Infected Patients. mSphere 4:e00474-19; https://doi.org/10.1128/mSphere.00474-19
- Ikernatsu H et al.: Baloxavir Marboxil for Prophylaxis against Influenza in Household Contacts. N Engl J Med 2020; 383:309-320 doi: 10.1056/NEJMoa1915341
- Solberg RB et al.: Personal protective effect of wearing surgical face masks in public spaces on self-reported respiratory symptoms in adults: pragmatic randomised superiority trial BMJ 2024; 386 doi: https://doi.org/10.1136/bmj-2023-078918
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Händedesinfektion und Händehygiene. (AWMF-Registernummer: 029 - 027 - in Überarbeitung), HygMed 2008; 33 [7/8]; 300-313