Fußpilz (Tinea pedis) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Beschreibung des Erregers

  • Erreger: Tinea pedis (Fußpilz) wird hauptsächlich durch Dermatophyten verursacht, insbesondere durch die Arten Trichophyton rubrum und Trichophyton interdigitale. Dermatophyten sind fadenförmige Pilze, die zu den Fungi imperfecti gehören und auf keratinisiertes Gewebe (Hornschicht der Haut, Haare und Nägel) spezialisiert sind.
  • Genom: Dermatophyten besitzen ein komplexes Pilzgenom, das Gene für keratolytische Enzyme (Enzyme, die Keratin abbauen) und Proteasen (eiweißspaltende Enzyme) enthält, die für die Zerstörung des Wirtsgewebes verantwortlich sind.
  • Virulenz (Infektionskraft): Die Virulenz basiert auf der Fähigkeit der Dermatophyten, Keratin als Nährstoffquelle zu nutzen und durch Freisetzung von Keratinasen das Horngewebe abzubauen, was eine Ausbreitung in den oberen Hautschichten ermöglicht.

Epidemiologie und Übertragungsweg

  • Verbreitung: Tinea pedis ist weltweit verbreitet und zählt zu den häufigsten Dermatophytosen (Pilzinfektionen der Haut). Besonders betroffen sind Erwachsene und Sportler, die häufig ein feuchtwarmes Milieu (z. B. durch langes Tragen von Sportschuhen) aufweisen.
  • Hauptübertragungsweg:
    • Die Übertragung erfolgt in der Regel durch direkten Kontakt mit kontaminierten Oberflächen (z. B. Fußböden in Schwimmbädern, Fitnessstudios, Umkleiden) oder direkten Haut-zu-Haut-Kontakt mit einer infizierten Person.
  • Weitere Übertragungswege:
    • Indirekter Kontakt: Übertragung durch geteilte Handtücher, Socken oder Schuhe.
  • Reservoir: Dermatophyten kommen in der Umwelt (z. B. Erde, Boden) sowie auf der Haut und den Nägeln von Menschen und Tieren vor.
  • Infektiosität: Dermatophyten sind hochinfektiös; bereits der Kontakt mit infizierten Hautschuppen kann eine Infektion auslösen.

Eintrittspforte des Erregers

  • Haupteintrittspforte: Die Infektion erfolgt durch die Epidermis (oberste Hautschicht) an den Fußsohlen, Zehenzwischenräumen oder Nägeln, wobei die Pilze häufig durch Mikrorisse oder Hautläsionen in die Hornschicht eindringen.
  • Nebeneintrittspforten: In seltenen Fällen kann eine Infektion auch an anderen Stellen des Körpers auftreten (z. B. durch Kratzen und autoinokulative Verbreitung).

Pathogenese des Erregers

  • Initiale Infektion und Anheftung:
    • Nach dem Kontakt mit der kontaminierten Haut oder Oberfläche haften sich die Dermatophyten an die oberste Hautschicht (Stratum corneum) an und beginnen sich dort zu vermehren.
    • Begünstigt wird die Anheftung durch ein feuchtwarmes Milieu, das die Schutzbarriere der Haut schwächt und die Hornschicht aufweicht (Mazeration), wodurch die Pilze leichter eindringen können.
  • Vermehrung und Keratinabbau:
    • Dermatophyten nutzen das Keratin in der Hornschicht der Haut als Nährstoffquelle. Sie setzen Keratinasen und Proteasen frei, die das Keratin aufspalten und abbauen.
    • Dieser Prozess führt zu einer lokalen Schädigung der Epidermis und ermöglicht es den Pilzen, sich weiter im Stratum corneum auszubreiten.
  • Lokale Entzündungsreaktion:
    • Der Abbau von Keratin und die Freisetzung von Pilzmetaboliten (Stoffwechselprodukten) lösen eine lokale Entzündungsreaktion aus, die mit der Freisetzung von Zytokinen und proinflammatorischen Mediatoren einhergeht.
    • Diese Entzündungsreaktion ist verantwortlich für die typischen Symptome wie Rötung, Juckreiz und Schuppung.
  • Bläschenbildung und Schuppung:
    • In einigen Fällen kommt es zur Bildung von Bläschen (vesikulöse Tinea pedis), die durch die Ansammlung von Entzündungsflüssigkeit unter der Epidermis entstehen.
    • Die kontinuierliche Vermehrung der Pilze führt zu einer Verstärkung der Hautschädigung und zur Schuppung der betroffenen Hautareale, insbesondere in den Zehenzwischenräumen.
  • Chronische Infektion und Ausbreitung:
    • Unbehandelt kann sich die Infektion in die benachbarten Hautareale ausbreiten, wie den Fußrücken oder die Fußsohlen.
    • In schweren Fällen kann es zur Ausbreitung auf die Fußnägel kommen (Tinea unguium), was die Behandlung deutlich erschwert.

Wirtsreaktion

  • Lokale Immunantwort:
    • Die Infektion der Hautbarriere führt zur Aktivierung der angeborenen Immunzellen, einschließlich Makrophagen und dendritischer Zellen, die eine lokale Entzündungsreaktion initiieren.
    • Durch die Freisetzung von Zytokinen und Chemokinen kommt es zu einer Infiltration von neutrophilen Granulozyten und anderen Immunzellen, was die Entzündung und den Juckreiz verstärkt.
  • Systemische Immunantwort:
    • In der Regel bleibt die Immunantwort lokal begrenzt, doch bei rezidivierenden Infektionen kann es zur Sensibilisierung und einer verstärkten T-Zell-Antwort kommen, was zu chronischen Entzündungsreaktionen führt.
  • Anpassungsmechanismen des Erregers:
    • Dermatophyten sind in der Lage, durch die Freisetzung von Keratinase-Inhibitoren die lokale Immunantwort zu modulieren.
    • Sie besitzen auch Mechanismen zur Hemmung der Phagozytose (Aufnahme durch Fresszellen), was ihr Überleben in der Hautbarriere ermöglicht.

Organaffinität und Gewebeschäden

  • Bevorzugte Zielorgane: Dermatophyten befallen bevorzugt die Hornschicht der Fußhaut (Stratum corneum), insbesondere in den Zehenzwischenräumen, an den Fußsohlen und in seltenen Fällen die Fußnägel.
  • Resultierende Gewebeschäden:
    • Die kontinuierliche Keratinolyse führt zu Hautrissen, Mazeration (Aufweichen der Haut) und in schweren Fällen zur Zerstörung der Nagelstruktur (Tinea unguium).
    • Unbehandelt kann es zu chronischen Hautveränderungen, Hyperkeratosen (Verdickung der Hornschicht) und sekundären bakteriellen Infektionen kommen.

Klinische Manifestation

  • Symptomatologie:
    • Typische Symptome sind Juckreiz, Rötung, Schuppung und Risse an den betroffenen Hautstellen, insbesondere in den Zehenzwischenräumen und an den Fußsohlen.
    • Bei vesikulöser Form können Bläschen und Nässen auftreten.
    • Chronische Verläufe führen zu Hyperkeratosen (Verdickung der Haut) und Fissuren (tiefe Hautrisse).
  • Komplikationen:
    • Sekundäre bakterielle Infektionen (z. B. durch Staphylococcus aureus).
    • Ausbreitung auf Fußnägel (Tinea unguium) oder auf benachbarte Hautareale (Tinea corporis).

Verläufe und Schweregrade

  • Milde Verläufe: Lokale Infektion mit leichtem Juckreiz und Schuppung.
  • Schwere Verläufe: Ausgedehnter Befall mit Bläschen, nässenden Hautstellen und Hyperkeratosen.

Prognosefaktoren

  • Wirtsfaktoren:
    • Menschen mit gestörter Hautbarriere (z. B. bei Neurodermitis) und geschwächtem Immunsystem sind besonders anfällig.
    • Chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus erhöhen das Risiko.
  • Erregerfaktoren:
    • Dermatophyten mit erhöhter Keratinase-Produktion haben eine höhere Virulenz und neigen zu rezidivierenden Infektionen.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Tinea pedis ist eine häufige Pilzinfektion der Füße, die durch Dermatophyten wie Trichophyton rubrum verursacht wird. Die Pathogenese beruht auf der Besiedlung der Hornschicht und dem Abbau von Keratin durch Pilzenzyme, was zu lokalen Entzündungsreaktionen und Schädigung der Hautbarriere führt. Die Infektion äußert sich typischerweise durch Schuppung, Rötung und Juckreiz in den Zehenzwischenräumen. Eine frühzeitige Behandlung ist wichtig, um eine chronische Ausbreitung und sekundäre Infektionen zu verhindern.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • kohlenhydratreiche Ernährung
  • Benutzung öffentlicher Badeeinrichtungen

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Durchblutungsstörungen
  • Fußfehlstellungen
  • Periphere Neuropathie (Nervenkrankheit, die mehrere (poly = viel) Nerven gleichzeitig befällt)
  • Verletzungen des Fußes