Filzlausbefall (Pediculosis pubis) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Beschreibung des Erregers

  • Erreger: Die Filzlaus (Pthirus pubis), auch als Schamläuse bezeichnet, gehört zur Familie der Pediculidae und ist ein Ektoparasit (äußerer Parasit) des Menschen. Sie hat eine typische tropfenförmige Körperform, misst etwa 1,5–2 mm und ist aufgrund ihrer greifartigen Beine ideal an das Leben im dichten Haarbewuchs des Menschen angepasst.
  • Lebenszyklus: Der gesamte Lebenszyklus (Eizelle bis zur erwachsenen Laus) findet auf dem Wirt (Mensch) statt. Die weibliche Laus legt täglich bis zu vier Eier (Nissen), die fest an den Haaren befestigt werden. Die Entwicklung von der Eizelle bis zur erwachsenen Laus dauert etwa 18 Tage bei einer Umgebungstemperatur von etwa 27 °C.
  • Virulenz (Infektionskraft): Die Virulenz basiert auf der Fähigkeit der Filzläuse, Blut zu saugen, das sie für ihre Nahrungsaufnahme benötigen. Alle Entwicklungsstadien ernähren sich ausschließlich von Blut.

Epidemiologie und Übertragungsweg

  • Verbreitung: Filzläuse sind weltweit verbreitet und kommen bevorzugt in dicht behaarten Körperregionen des Menschen vor, wie der Schamregion, Achselhöhlen, seltener auch in Bart-, Brust- und Wimpernhaaren. Die Prävalenz ist insbesondere in Regionen mit schlechter Hygienesituation erhöht.
  • Hauptübertragungsweg:
    • Die Übertragung erfolgt vorwiegend durch direkten Körperkontakt während sexueller Aktivitäten, da die Läuse eine enge Körpernähe und Wärme benötigen.
  • Weitere Übertragungswege:
    • In seltenen Fällen können die Läuse auch durch den Gebrauch von infizierter Bettwäsche, Handtüchern oder Kleidung übertragen werden.
  • Reservoir: Das einzige Reservoir der Filzlaus ist der Mensch.
  • Infektiosität: Filzläuse sind hochinfektiös, und bereits der Kontakt mit einem befruchteten Weibchen oder Larvenstadien reicht aus, um einen Befall zu verursachen.

Eintrittspforte des Erregers

  • Haupteintrittspforte: Die Läuse dringen nicht in den Körper ein, sondern verankern sich mithilfe ihrer greifartigen Beine fest an den Haaren der Schamregion und anderer behaarter Körperstellen.
  • Nebeneintrittspforten: Eine Übertragung auf andere Körperstellen wie Augenbrauen, Wimpern oder Brusthaare ist ebenfalls möglich.

Pathogenese des Erregers

  • Initiale Besiedlung und Anheftung:
    • Nach der Übertragung der Filzläuse von einem infizierten Wirt auf einen neuen Wirt haften sich die Läuse sofort an die Haarwurzeln der Schamhaare oder anderer dichter Haarbereiche an.
    • Die Läuse verankern sich fest mithilfe ihrer greifartigen Beine, die speziell für das Festhalten an dicken Haaren entwickelt sind.
  • Nahrungsaufnahme und Hautreaktionen:
    • Nach dem Anheften beginnen die Läuse mit der Nahrungsaufnahme, indem sie die Haut durchbohren und mithilfe eines Stachelrüssels in die Blutkapillaren eindringen.
    • Beim Blutsaugen werden Speichelsekrete freigesetzt, die entzündliche Reaktionen und Hautreizungen hervorrufen. Dies führt zu einem intensiven Juckreiz und Rötungen an den befallenen Stellen.
  • Reproduktionszyklus und Eierablage:
    • Die weiblichen Filzläuse beginnen unmittelbar nach der Paarung mit der Eierablage. Sie produzieren täglich bis zu vier Eier (Nissen), die einzeln fest an die Haarbasis geklebt werden.
    • Die Eier sind oval, transparent bis weißlich und haften so stark an den Haaren, dass sie schwer zu entfernen sind. Nach etwa 7–10 Tagen schlüpfen die Larven (Nymphen), die sich über drei Entwicklungsstadien zu erwachsenen Läusen entwickeln.
  • Verbreitung und Populationsaufbau:
    • Die Nymphen beginnen ebenfalls unmittelbar nach dem Schlüpfen mit der Blutsaugaktivität und erreichen nach etwa 8–10 Tagen das Erwachsenenstadium.
    • Die Populationsgröße kann sich bei idealen Bedingungen (Temperatur und Wirt) innerhalb von 2–3 Wochen deutlich erhöhen, was den Juckreiz und die Hautreaktionen verstärkt.

Wirtsreaktion

  • Lokale Immunantwort:
    • Die Hautreaktionen werden durch die Speichelsekrete der Läuse ausgelöst, die beim Blutsaugen in die Haut injiziert werden.
    • Dies führt zu einer lokalen Entzündungsreaktion, die durch Histaminfreisetzung verstärkt wird und den intensiven Juckreiz verursacht.
    • Durch wiederholtes Kratzen kommt es zu Exkoriationen (Hautabschürfungen) und in einigen Fällen zu sekundären bakteriellen Infektionen.
  • Systemische Immunantwort:
    • Bei längerem Befall kann der Wirt sensibilisiert auf die Speichelproteine der Läuse reagieren, was zu allergischen Reaktionen und einem verstärkten Juckreiz führt.
    • In seltenen Fällen kann es zu einer Lymphadenopathie (Schwellung der Lymphknoten) im betroffenen Bereich kommen.

Organaffinität und Gewebeschäden

  • Bevorzugte Zielorgane: Filzläuse befallen bevorzugt dicht behaarte Körperregionen wie die Schamhaare, Achselhaare und seltener Augenbrauen und Wimpern.
  • Resultierende Gewebeschäden:
    • Die Hauptschäden bestehen in Hautreizungen, Rötungen und kleinen Papeln an den Saugstellen.
    • Chronische Hautschäden durch ständiges Kratzen können zu sekundären bakteriellen Infektionen und in seltenen Fällen zu Lichenifikation (Verdickung der Haut) führen.

Klinische Manifestation

  • Symptomatologie:
    • Das Hauptsymptom ist intensiver Juckreiz im Schambereich, der meist nachts stärker auftritt.
    • Sichtbare blaue Flecken (sogenannte Maculae caeruleae) können an den Bissstellen auftreten, die durch die Ablagerung von Hämosiderin (Blutabbauprodukt) entstehen.
    • In schweren Fällen kommt es zu Hautläsionen, Schwellungen und Erythemen (Hautrötungen) im betroffenen Bereich.
  • Komplikationen:
    • Sekundäre bakterielle Infektionen durch Kratzen.
    • Übertragung auf andere behaarte Körperstellen, insbesondere bei Kindern auf Wimpern und Augenbrauen, was zu Blepharitis (Lidrandentzündung) führen kann.

Verläufe und Schweregrade

  • Milde Verläufe: Geringer Befall mit einzelnen Läusen, oft asymptomatisch oder mit mildem Juckreiz.
  • Schwere Verläufe: Massiver Befall mit starkem Juckreiz, Hautläsionen und sekundären Infektionen.

Prognosefaktoren

  • Wirtsfaktoren:
    • Menschen mit dichtem Haarwuchs im Schambereich oder schlechter Hygiene sind besonders anfällig für schweren Befall.
    • Sexuelle Aktivität mit infizierten Partnern erhöht das Infektionsrisiko.
  • Erregerfaktoren:
    • Läuse sind empfindlich gegenüber Temperaturveränderungen und können nur bei idealer Körperwärme überleben.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Filzlausbefall (Pediculosis pubis) ist eine sexuell übertragbare Ektoparasitose, die durch Filzläuse (Pthirus pubis) verursacht wird. Die Pathogenese ist durch die Anheftung der Läuse an den Schamhaaren, die Blutsaugaktivität und die lokale Hautreaktion gekennzeichnet. Das Hauptsymptom ist starker Juckreiz im Schambereich, oft begleitet von Hautreizungen und sekundären Infektionen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Verbreitung zu verhindern und Komplikationen zu vermeiden.

Ätiologie (Ursachen)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Übertragung durch direkten Körperkontakt (vor allem Geschlechtsverkehr)
  • Selten Übertragung durch gemeinsam benutzte Kleidung, Bettwäsche oder Handtücher