Fieber – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Fiebers dar.
Familienanamnese
- Wie ist der allgemeine Gesundheitszustand Ihrer Angehörigen?
- Infektiöse Erkrankungen in der Umgebung des Patienten?
- Ethnizität (Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe)?
Soziale Anamnese
- Welchen Beruf haben Sie?
- Welche Hobbys (z. B. Jäger) haben Sie?
- Wann und wo waren Sie zuletzt im Urlaub? [Falls Reise: s. u. Reiseanamnese]
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Seit wann besteht das Fieber?
- Weniger 7 Tage
- Länger als 7 Tage und unklarer Ursache
- Wie hoch ist das Fieber?
- Fiebermuster ist zu dokumentieren:
- Verläuft es gleichmäßig, schwankend oder wellenförmig?
- Gibt es tageszeitliche Abhängigkeiten?
- Haben Sie Schüttelfrost?
- Haben Sie Nachtschweiß?
- Gibt es begleitende Symptome?
- Ausschlag
- Durchfall
- Husten
- Schmerzen
- Fühlen Sie sich krank?
- Haben Sie Kopf-/Gliederschmerzen?
- Sind Ihnen Lymphknotenvergrößerungen aufgefallen?
- Falls der Patient ein Neugeborenes ist:
- Gab es seitens der Mutter Fieber*, positive Abstriche* oder einen vorzeitigen Blasensprung*?
- Liegt Frühgeburtlichkeit* vor?
- Wurden fiebersenkende Maßnahmen durchgeführt? Wenn ja, welche und wann?
- Hatten Sie Tierkontakt, Zeckenexposition, Insektenstiche?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie ungewollt Körpergewicht verloren?
- Hat sich Ihr Appetit verändert?
- Sind Ihnen Veränderungen beim Stuhlgang und/oder beim Wasserlassen aufgefallen?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
- Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen (angeborene Herzerkrankungen* (z. B. Klappenvitien); angeborene Immundefekterkrankungen* (z. B. Antikörpermangel); Anzahl und Schwere von Infektionen; bösartige Erkrankungen*; Bluterkrankungen und Einschränkung der Milzfunktion*; Immundefekte*; Infektionserkrankungen)
- Sexualanamnese
- Sexuelle Gewohnheiten (Heterosexualität, Homosexualität, Bisexualität)?
- Häufigkeit und Anzahl der Sexualkontakte?
- Betreiben Sie Analverkehr/Analsex? Wenn ja, rezeptiv oder insertiv bzw. passiv oder aktiv?
- Entleeren Sie die Harnblase nach dem Geschlechtsverkehr?
- Verwenden Sie Verhütungsmittel? Wenn ja, welche (z. B. Kondome?, Scheidendiaphragma?, hormonelle Kontrazeptiva?)
- Schwangerschaftsanamnese (falls der Patient ein Neugeborenes ist)
- Operationen (Splenektomie/Milzentfernung?, Organtransplantation?)
- Verletzungen
- Allergien
- Impfstatus, Malariaprophylaxe
Medikamentenanamnese
Arzneimittelfieber (Synonym: Medikamentenfieber) – hauptsächlich bedingt durch Hypersensitivitätssyndrome; Fieber tritt dabei relativ kurz nach der ersten Medikamenteneinnahme auf und klingt innerhalb von 72 Stunden nach Absetzen des Wirkstoffs wieder ab; Beispiele:
- Analgetika
- Antibiotika
- Aminoglycosid-Antibiotika (Streptomycin)
- Antibiotikum aus der Gruppe der Polymyxine (Colistin)
- Cephalosporine
- Glykopeptid-Antibiotika (Vancomycin)
- Penicilline
- Sulfonamide
- Antiepileptika (Barbiturate und Phenytoin)
- Antihistaminika (H1- und H2-Blocker)
- Antihypertensiva (Dihydralazin, Methyldopa)
- Antipsychotika (dämpfend wirkende Psychopharmaka)
- Barbiturate
- Biologika (Infliximab, Filgrastim u. a.)
- Diuretika
- Hormone
- Schilddrüsenhormone (L-Thyroxin),
- Neuroleptika
- Nichtsteroidale Antirheumatika (inklusive Salizylate)
- Sedativa
- Voxelotor
- Zentral wirksame Arzneimittel (z. B. Halothan, Succinylcholin)
Reiseanamnese
- Reiseroute: Aufenthaltsorte; bzw. Fluchtroute mit Dauer und Umständen des Aufenthalts
- Wann waren Sie verreist? [wg. Inkubationszeit:
- Bakterielle Infektionen haben meist eine kurze Inkubationszeit, sodass assoziierte Krankheiten wie z. B. Cholera, Typhus, Sigellosen, Rickettsiosen vier Wochen nach einer Rückkehr eher unwahrscheinlich sind
- Helminthen wie intestinalen Tropenerkrankungen oder Wurmerkrankungen: mindestens sieben Wochen bis zum Ausbruch der Krankheit]
- Dauer des Aufenthalts
- Wie haben Sie übernachtet?
- Im Freien
- Im Hotel (mit oder ohne geöffneten Fenster)
- Liegen spezifische Risikofaktoren vor? Wie beispielsweise:
- Genuss roher Milchprodukte (Brucellose, Tuberkulose)
- Kontakt mit erkrankten Personen
- Kontakt mit Prostituierten (HIV-Infektion, Hepatitis B und C, Syphilis)
- Kontakt mit Binnengewässern (Katayama-Syndrom)/Kontakt mit Süßwasser (Bilharziose, Leptospirose)
- Bluttransfusionen (HIV-Infektion, Hepatitis B und C, Malaria),
- Tierkontakte (Brucellose, Leptospirose, Q-Fieber, Tollwut, Tularämie)
- Offene Trinkwassersysteme (Legionellose, Leptospirose)
- Besuche in Höhlen (Ebola, Histoplasmose; Marburg- und Ebolafieber)
- Waren sie in den Tropen in medizinischer Behandlung?
- Was haben Sie in den Tropen unternommen?
- Welche Prophylaxemaßnahmen haben Sie durchgeführt?
Bei unklaren Fällen kann Rücksprache mit einem Tropeninstitut genommen werden.
Wann muss ein Kind mit Fieber zum Arzt?*
Babys mit Fieber gehören grundsätzlich zum Kinder- und Jugendarzt. Ältere Kinder sollten ihm in folgenden Fällen vorgestellt werden:
- Das Fieber steigt über 38,5 °C.
- Das Fieber besteht länger als drei Tage.
- Das Kind verweigert das Trinken, verliert Flüssigkeit und trocknet aus.
- Dem Kind geht es gut, aber das Erbrechen dauert länger als zwölf Stunden (wenn es dem Kind nicht gutgeht, früher zum Arzt!)
- Dem Kind geht es gut, aber der Durchfall dauert länger als zwei Tage (wenn es dem Kind nicht gutgeht, früher zum Arzt!).
- Das Kind hat schwere Bauchschmerzen oder -krämpfe.
- Die Schmerzen werden trotz Behandlung stärker.
- Das Kind krampft.
- Das Kind hat einen Hautausschlag oder zeigt Symptome von Ohrenschmerzen oder Atmungsbeschwerden.
Quelle: Stiftung Kindergesundheit
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)