Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Frühsommer-Meningoenzephalitis dar.

Familienanamnese

  • Bestehen in Ihrer Familie neurologische Erkrankungen, wie Multiple Sklerose (MS), Epilepsie (Krampfanfälle), Morbus Parkinson, Migräne oder neurodegenerative Erkrankungen?
  • Gab es in Ihrer Familie häufige oder schwer verlaufende Virusinfektionen, insbesondere solche mit Beteiligung des zentralen Nervensystems?
  • Bestehen in Ihrer Familie bekannte Immunschwächen oder Autoimmunerkrankungen (z. B. systemischer Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen)?

Sozialanamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Sind Sie beruflich häufig in bewaldeten oder grasreichen Gebieten unterwegs (z. B. Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Gartenarbeit)?
  • Umgebungsbezogene Faktoren:
    • Verbringen Sie Ihre Freizeit gerne draußen? (z. B. Wandern, Camping)
    • Verwenden Sie beim Aufenthalt im Freien schützende Kleidung oder Insektenschutzmittel (Repellentien)?
    • Hatten Sie in den letzten Wochen engen Kontakt zu Zeckenhabitaten (Lebensräume von Zecken), z. B. durch Waldarbeiten, Picknicks im hohen Gras oder das Spielen von Kindern auf ungemähten Wiesen?
    • Halten Sie Haustiere (z. B. Hunde oder Katzen), die Zugang zu Zeckenhabitaten haben?
    • Gab es in Ihrem Umfeld kürzlich diagnostizierte FSME-Erkrankungen?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Haben Sie derzeit oder hatten Sie in den letzten Tagen Fieber, das plötzlich begann? Wenn ja: Wie hoch war die Temperatur, wie lange hielt sie an?*
  • Leiden Sie unter Kopfschmerzen, insbesondere im Stirn-, Schläfen- oder Nackenbereich?
  • Bestehen Übelkeit, Erbrechen, Schwindel?*
  • Hatten Sie eine leichte Atemwegsentzündung (z. B. Halsschmerzen, trockener Husten)?
  • Fühlen Sie sich abgeschlagen oder ungewöhnlich müde?
  • Haben Sie Muskel- oder Gliederschmerzen festgestellt?
  • Bestehen neurologische Symptome, wie:
    • Schmerzhafte Nackensteifigkeit?*
    • Empfindungsstörungen oder Lähmungen, insbesondere an Armen oder Beinen?*
    • Gangunsicherheit oder Bewegungsstörungen?*
    • Bewusstseinsstörungen, Verwirrtheit oder Wesensveränderungen?*
  • Ist Ihnen ein Zeckenstich erinnerlich? Wenn ja, wann und wo?

Hinweise auf ein Guillain-Barré-Syndrom:

  • Traten diese neurologischen Symptome nach einem Infekt (z. B. grippeähnlich, Hautausschlag, Durchfall) auf?*
  • Kam es zu einer rasch fortschreitenden Muskelschwäche auf beiden Seiten?*
  • Wurde bei Ihnen oder engen Angehörigen bereits einmal ein Guillain-Barré-Syndrom diagnostiziert?
  • Wie lange bestehen diese Symptome bereits?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Gab es in den letzten Wochen ungewollte Gewichtsveränderungen? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
  • Haben Sie Appetitverlust bemerkt?
  • Trinken Sie regelmäßig ausreichend Flüssigkeit (mind. 1,5 Liter pro Tag)?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Bestehen bekannte neurologische Erkrankungen?
    • Wurde bei Ihnen bereits eine FSME-Infektion oder eine andere Zeckenkrankheit (z. B. Borreliose) diagnostiziert?
    • Bestehen chronische Immunschwächen (z. B. HIV, Diabetes mellitus, rheumatische Erkrankungen)?
  • Impfstatus:
    • Sind Sie gegen FSME geimpft? Wenn ja: Wann war Ihre letzte Impfung und wurde sie aufgefrischt?
    • Haben Sie weitere relevante Impfungen erhalten (z. B. gegen Tetanus, Influenza)?
  • Haben Sie bekannte Allergien gegen Impfstoffe, Medikamente oder andere Substanzen?

Medikamentenanamnese

  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein? Wenn ja: Welche?
  • Nehmen Sie immunsuppressive Medikamente (z. B. Cortison, Methotrexat, Biologika)?
  • Haben Sie in der letzten Zeit fiebersenkende Mittel (Antipyretika) eingenommen, die Symptome maskieren könnten (z. B. Paracetamol, Ibuprofen)?

Umweltanamnese

  • Leben Sie in einer Region, in der es in den letzten Jahren vermehrt zu FSME-Fällen gekommen ist (z. B. Süddeutschland, Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen)?

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.