Echinokokkose – Operative Therapie

Die Echinokokkose (Bandwurmerkrankung durch Echinococcus-Arten) ist eine parasitäre Infektion, die durch die Larven von Echinococcus granulosus (zystische Echinokokkose, CE) oder Echinococcus multilocularis (alveoläre Echinokokkose, AE) verursacht wird. Die Therapie hängt von der Form der Erkrankung, dem Befallsmuster und der Organbeteiligung ab.

Alveoläre Echinokokkose (AE)

Die chirurgische Resektion (operative Entfernung des betroffenen Gewebes) stellt die einzige kurative Therapie (Therapie mit dem Ziel der Heilung) dar.

Indikationen für eine chirurgische Resektion

  • Radikale Entfernung des Befundes – Ziel ist eine vollständige R0-Resektion (Entfernung im Gesunden) des befallenen Leberparenchyms (Lebergewebe) und ggf. angrenzender Strukturen.
  • En-bloc-Resektion (Entfernung in einem Stück) mit ausreichendem Sicherheitsabstand (≥ 1 cm) und Lymphadenektomie (Entfernung befallener Lymphknoten).
  • Befall angrenzender Organe – Falls Nachbarorgane infiltriert sind, kann eine multiviszerale Resektion erforderlich sein.

Alternative Therapieoption – Lebertransplantation (LTX, Verpflanzung einer Spenderleber)

  • Indikation: Bei nicht resezierbaren Befunden oder ausgedehntem Leberbefall mit Leberversagen.
  • Problem: Hohe Rezidivrate aufgrund verbleibender parasitärer Zellen, daher lebenslange Immunsuppression mit Risiko für erneute Infektion.

Medikamentöse Therapie

  • Albendazol (Anthelminthikum, Wurmmittel) – Einsatz perioperativ (vor und nach der Operation) zur Reduktion der Parasitenlast.
  • Therapiedauer: Mindestens 2 Jahre nach erfolgreicher R0-Resektion, bei inkompletter Resektion oder inoperablen Fällen lebenslange Therapie erforderlich.
  • Alternative: Mebendazol bei Unverträglichkeit.

Zystische Echinokokkose (CE)

Die chirurgische Resektion ist die Therapie der Wahl, insbesondere bei großen oder symptomatischen Zysten.

Indikationen für eine chirurgische Resektion

  • Große Zysten (> 5 cm) im Stadium CE2-CE3 mit multiplen Tochterzysten.
  • Zysten mit hoher Rupturgefahr (spontan oder traumatisch) aufgrund oberflächlicher Lage.
  • Kompressionssymptomatik – Zysten, die auf Nachbarorgane drücken und Beschwerden verursachen.
  • Zysten mit Verbindung zum Gallengangssystem – Gefahr einer biliären Obstruktion oder Superinfektion.
  • Superinfizierte Zysten – Erhöhtes Risiko für Komplikationen wie Abszesse oder Sepsis.

Chirurgische Verfahren

  • Laparoskopische Resektion (minimal-invasive Entfernung per Bauchspiegelung) – Bei günstiger Lage und kleineren Zysten.
  • Offene Resektion (Operation über einen Bauchschnitt) – Standardverfahren bei großen oder komplexen Zysten.
  • Endozystektomie mit Omentumplastik (Verwendung des großen Netzes zur Abdeckung/Füllung der Zystenhöhle) – Verhindert Komplikationen durch Resthöhlenbildung.

Perkutane Therapieoption – PAIR (Percutaneous Aspiration, Instillation, Re-Aspiration)

  • Nicht-invasives Verfahren, besonders in Entwicklungsländern angewandt.
  • Kontraindikation (Gegenanzeige): Bestehende zysto-biliäre Fisteln (Verbindung zwischen Zyste und Gallengangssystem), da dies zu einer Infektion oder Sepsis führen kann.

Medikamentöse Therapie

  • Albendazol (Anthelminthikum, Wurmmittel) – Gabe perioperativ bzw. periinterventionell, um das Risiko einer intraoperativen Dissemination (Verschleppung von Parasiten) zu reduzieren.
  • Therapiedauer: Mindestens 4 Wochen präoperativ und mehrere Monate postoperativ, abhängig vom Resektionsstatus und Vorliegen von Tochterzysten.

Zusammenfassung der Therapieansätze

Echinokokkose-Form Therapieoption Bemerkung
Alveoläre Echinokokkose Chirurgische Resektion (R0, radikale Entfernung) Einzige kurative Option
  Lebertransplantation (LTX) Bei inoperablen Fällen
  Albendazol-Therapie (mind. 2 Jahre) Auch lebenslang möglich
Zystische Echinokokkose Chirurgische Resektion Therapie der Wahl
  PAIR-Therapie (perkutane Drainage mit Sklerosierung) Nur in spezifischen Fällen
  Albendazol-Therapie (perioperativ und postoperativ) Zur Prävention von Rezidiven

Die Wahl der Therapie hängt von der individuellen Befundkonstellation ab. Eine interdisziplinäre Betreuung ist essenziell, um den bestmöglichen Therapieerfolg zu gewährleisten.