Echinokokkose – Einleitung

Die Echinokokkose ist eine parasitäre Infektionskrankheit, die durch Bandwürmer der Gattung Echinococcus verursacht wird. Es gibt zwei Hauptformen der Echinokokkose:

  1. Alveoläre Echinokokkose (AE): Ausgelöst durch Echinococcus multilocularis (Fuchsbandwurm).
  2. Zystische Echinokokkose (CE): Ausgelöst durch Echinococcus granulosus (Hundebandwurm).

Die Erkrankungen führen zu zystischen oder alveolären Veränderungen in Organen, meist der Leber. Beide Formen gelten als Zoonosen, bei denen der Mensch als Fehlwirt infiziert wird.

Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM B67.-: Echinokokkose

Echinococcus multilocularis (Fuchsbandwurm)

Synonyme und ICD-10: Alveoläre Echinokokkose (AE), Multilokuläre Echinokokkose; ICD-10: B67.- Echinokokkose

Charakteristische Laborbefunde

  • Serologie: Nachweis spezifischer Antikörper gegen Echinococcus multilocularis (IgG).
  • ELISA-Test: Zur Erkennung spezifischer Echinokokken-Antikörper.
  • Bildgebende Verfahren: MRT oder CT zeigen multilokuläre, infiltrative Zysten in der Leber.
  • Leberwerte: Leichte Erhöhung der Transaminasen (ALT, AST) bei Leberbefall.
  • Alkalische Phosphatase (AP): Erhöht bei biliärem Befall.

Formen der Erkrankung

  • Alveoläre Echinokokkose (AE): Schleichender Verlauf mit zerstörerischem Wachstum vor allem in der Leber, ähnelt einem bösartigen Tumor.
  • Disseminierte Form: In seltenen Fällen breitet sich der Befall auf andere Organe wie Lunge und Gehirn aus.

Ursachen

  • Infektion durch orale Aufnahme von Eiern von Echinococcus multilocularis, die sich im Kot von Füchsen, seltener auch von Hunden und Katzen, befinden.
  • Primäre Kontamination durch verunreinigte Nahrung (Beeren, Gemüse).

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel
: 50-60 Jahre.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Gering, aber in Endemiegebieten wie Süddeutschland, Frankreich und der Schweiz erhöht.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): 0,03–0,3 Fälle pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Mitteleuropa; weltweit 18.000 Fälle, davon 90 % in China.

Saisonale Häufung der Erkrankung
: Keine spezifische saisonale Häufung.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Echinococcus multilocularis.

Erregerreservoir
: Füchse, seltener Hunde und Katzen.

Vorkommen
: Endemisch in Europa (Deutschland, Schweiz, Frankreich), Nordchina, Sibirien und Nordjapan.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Nein.

Kontagiosität
(Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Keine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch.

Übertragungsweg
: Orale Aufnahme der Eier durch kontaminierte Lebensmittel oder Wasser.

Eintrittspforte
: Magen-Darm-Trakt.

Inkubationszeit
(Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): Bis zu 15 Jahre.

Krankheitsdauer
: Ohne Behandlung oft progressiv und führt innerhalb von 10 Jahren zum Tod.

Dauer der Infektiosität
: Nicht ansteckend.

Seroprävalenz
(Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Höher in Endemiegebieten.

Erregerspezifische Immunität
: Keine dauerhafte Immunität nach Infektion.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Zunächst asymptomatisch, später Symptome einer Lebererkrankung mit Zystenbildung und Organzerstörung.

Prognose

  • Ohne Therapie letal in 90 % der Fälle. Bei rechtzeitiger Diagnose und chirurgischer Entfernung der Parasitenherde hohe Überlebenschancen (nahezu 100 %).

Echinococcus granulosus (Hundebandwurm)

Synonyme und ICD-10: Zystische Echinokokkose (CE), Hydatidenkrankheit; ICD-10: B67.- Echinokokkose

Charakteristische Laborbefunde

  • Serologie: Nachweis von Antikörpern gegen Echinococcus granulosus.
  • ELISA: Positiv bei zystischer Echinokokkose.
  • Leberfunktionstests: Normal bis leicht erhöht bei Leberbeteiligung.
  • Bildgebung: Sonografie oder CT zeigt runde, klar abgrenzbare Zysten.

Formen der Erkrankung

  • Zystische Echinokokkose (CE): Meist singuläre Zysten in der Leber, aber auch Lunge und andere Organe können betroffen sein.
  • Multiple Zysten: In seltenen Fällen können sich mehrere Zysten in verschiedenen Organen bilden.

Ursachen

  • Infektion durch orale Aufnahme von Eiern von Echinococcus granulosus, die im Kot von Hunden, seltener von Wölfen und Katzen, ausgeschieden werden.
  • Kontakt mit infiziertem Tierkot oder über kontaminierte Lebensmittel.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Beide Geschlechter gleich betroffen.

Häufigkeitsgipfel: Menschen aller Altersgruppen, häufig in ländlichen Gebieten.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Vor allem in Schafzuchtgebieten in Südeuropa, Südamerika und Asien.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Schätzungen von 1 bis 200 Fällen pro 100.000 Einwohner in endemischen Gebieten.

Saisonale Häufung der Erkrankung
: Keine spezifische saisonale Häufung.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Echinococcus granulosus.

Erregerreservoir
: Hunde, seltener Wölfe und Katzen.

Vorkommen
: Weltweit, besonders in Schafzuchtgebieten im Mittelmeerraum, Südamerika, Asien und Afrika.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Nein.

Kontagiosität
(Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Keine direkte Mensch-zu-Mensch-Übertragung.

Übertragungsweg
: Fäkal-oral durch Verzehr von Eiern im kontaminierten Kot.

Eintrittspforte
: Magen-Darm-Trakt.

Inkubationszeit
(Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): Monate bis Jahre.

Krankheitsdauer
: Langsamer Verlauf, kann über viele Jahre bestehen bleiben.

Dauer der Infektiosität
: Nicht ansteckend.

Seroprävalenz
(Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Höher in Endemiegebieten.

Erregerspezifische Immunität
: Keine dauerhafte Immunität nach Infektion.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Oft asymptomatisch über viele Jahre. Symptome entstehen durch die Kompression von Organen durch die Zysten.

Prognose

  • Bei frühzeitiger Diagnose und Entfernung der Zysten gute Prognose. Unbehandelt können die Zysten lebensbedrohlich werden, wenn sie platzen und eine anaphylaktische Reaktion auslösen.

Zusammenfassung

Beide Formen der Echinokokkose, sowohl die alveoläre durch Echinococcus multilocularis als auch die zystische durch Echinococcus granulosus, stellen schwere parasitäre Infektionen dar. Die alveoläre Echinokokkose verläuft wie ein bösartiger Tumor mit potenziell letalem Ausgang, während die zystische Form einen langsameren und oft weniger aggressiven Verlauf nimmt. Beide erfordern eine frühzeitige Diagnose und Therapie, um schwerwiegende Komplikationen zu verhindern.

In Deutschland sind beide Formen der Echinokokkose meldepflichtig gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG).

Literatur

  1. Torgerson PR, Keller K, Magnotta M et al.: The global burden of alveolar echinococcosis. Plos Negl Trop Dis 2010 Jun 22;4(6):e722. doi: 10.1371/journal.pntd.0000722.
  2. Gottstein B, Stojkovic M, Vuitton DA et al.: Threat of alveolar echinococcosis to public health – a challenge for Europe. Trends Parasitol 2015;31:407-412 doi:https://doi.org/10.1016/j.pt.2015.06.001