Ebola – Einleitung

Ebola ist eine lebensbedrohliche Virusinfektion, die durch das Ebola-Virus (aus der Familie der Filoviridae) ausgelöst wird. Sie gehört zur Gruppe des viralen hämorrhagischen Fiebers und führt zu schweren systemischen Erkrankungen mit hoher Sterblichkeitsrate.

Synonyme und ICD-10: Ebolafieber; Ebola-hämorrhagisches Fieber; Ebola-Viruskrankheit; engl.: ebola virus disease (EVD), Ebola hemorrhagic fever, EHF; ICD-10-GM A98.4: Ebola-Viruskrankheit

Benannt wurde die Krankheit nach dem Fluss "Ebola" in der demokratischen Republik Kongo (damals Zaire), weil das Virus dort das erste Mal aufgetreten ist (1976).

Formen der Erkrankung

Es werden fünf Spezies (Serogruppen) des Ebola-Virus unterschieden, von denen vier beim Menschen schwere Krankheitsverläufe verursachen:

  • Zaire-Ebolavirus (ZEBOV): Verursacht die schwerste Form, mit einer Letalität von bis zu 90 %.
  • Sudan-Ebolavirus (SEBOV): Etwas weniger virulent, aber ebenfalls gefährlich.
  • Bundibugyo-Ebolavirus (BEBOV): Führt zu ähnlichen Symptomen wie ZEBOV, jedoch mit geringerer Letalität (Sterblichkeit).
  • Elfenbeinküste-Ebolavirus (CIEBOV): Sehr selten.
  • Reston-Ebolavirus (REBOV): Nicht pathogen für Menschen, infiziert jedoch andere Säugetiere wie Primaten und Schweine.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Beide Geschlechter sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel
: Die Erkrankung tritt vor allem in Zentral- und Westafrika auf, bei bestimmten Ausbrüchen jedoch in verschiedenen Altersgruppen und Bevölkerungsschichten.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Aufgrund der sporadischen Natur der Ausbrüche variiert die Prävalenz stark. Nach größeren Epidemien, wie jener von 2014-2016 in Westafrika, wird von einer signifikanten Reduktion durch präventive Maßnahmen und Impfkampagnen ausgegangen.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): In Endemiegebieten ist die Inzidenz variabel. Während des Ausbruchs 2014 wurden weltweit mehr als 28.000 Fälle registriert, mit über 11.000 Todesopfern.

Saisonale Häufung der Erkrankung
: Keine ausgeprägte Saisonalität. Ausbrüche treten sporadisch und unabhängig von den Jahreszeiten auf.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Das Ebola-Virus gehört zur Gattung Filovirus, zu der auch das verwandte Marburg-Virus zählt. Es ist eines der größten RNA-Viren, das eine hohe Mutationstendenz und Anpassungsfähigkeit aufweist.

Erregerreservoir: Hauptreservoir des Ebola-Virus sind Flughunde (Chiroptera) in Subsahara-Afrika. Es wird vermutet, dass sie den Virus in Wildtieren verbreiten, wie Primaten und Nagetieren, die dann das Virus auf den Menschen übertragen.

Vorkommen: Ebola tritt vorwiegend in Zentral- und Westafrika auf. Zu den am stärksten betroffenen Ländern zählen die Demokratische Republik Kongo, Uganda, Sudan, Gabun, sowie die westafrikanischen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja, das Virus wird durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten infizierter Personen oder Tieren übertragen. Eine Übertragung erfolgt auch durch kontaminierte Gegenstände wie Nadeln oder medizinisches Equipment.

Kontagiosität (Ansteckungskraft): Die Ansteckungskraft des Ebola-Virus ist hoch. Es kann über Blut, Speichel, Sperma, Stuhl und andere Körperflüssigkeiten übertragen werden. Auch postmortale Übertragungen durch Umgang mit den Leichen Verstorbener sind möglich.

Übertragungsweg. Ebola wird über direkten Kontakt zu infizierten Tieren (durch Jagen und Verzehr von Buschfleisch) oder Menschen (Körperflüssigkeiten) übertragen. Eine aerogene Übertragung (Tröpfcheninfektion) ist unter normalen Bedingungen ausgeschlossen.

Eintrittspforte: Hauptsächliche Eintrittspforten sind Hautverletzungen oder Schleimhäute. Es besteht auch eine Gefahr durch infizierte medizinische Instrumente oder Nadeln.

Inkubationszeit: Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 2-21 Tage, im Mittel 4-10 Tage.

Krankheitsdauer: Die akute Phase dauert typischerweise 7-14 Tage. Ohne intensive medizinische Behandlung endet die Erkrankung meist tödlich.

Dauer der Infektiosität

  • Die Infektiosität besteht, solange der Erkrankte Fieber und Symptome zeigt und Virenausscheidung nachweisbar ist.
  • Besonders gefährlich ist das Virus in Körperflüssigkeiten wie Sperma, wo es bis zu 531 Tage überleben kann [3].
  • Beachte: Das Ejakulat kann noch Monate nach dem Abklingen der Symptome infektiös sein! Bei 10 Prozent der Überlebenden sind die Viren auch nach einem Jahr noch nachweisbar [1]. 

Seroprävalenz: Nach durchlaufener Infektion hinterlässt das Virus eine spezifische Immunität, die jedoch nicht vollständig vor Reinfektionen schützt.

Erregerspezifische Immunität: Infizierte Personen, die die Erkrankung überleben, entwickeln eine erregerspezifische Immunität. Allerdings gibt es Hinweise, dass das Virus in bestimmten Körperregionen, wie im Liquor oder im Ejakulat, auch nach klinischer Genesung noch persistieren kann [1][3][5].

Verlauf und Prognose

Verlauf

Ebola beginnt typischerweise 2 bis 8 Tage nach der Infektion mit unspezifischen Symptomen wie Fieber, Cephalgie (Kopfschmerzen), Myalgie (Muskelschmerzen), Nausea (Übelkeit) und Diarrhoe (Durchfall). In den folgenden Tagen kommt es zu einer dramatischen Verschlechterung des Allgemeinzustandes mit zunehmender Prostration (völlige Erschöpfung der Körperkräfte). Weitere typische Symptome betreffen:

  • Atemwege: Dyspnoe (Atemnot), Husten, Rhinorrhoe (Ausfluss aus der Nase), Thoraxschmerz (Brustschmerzen)
  • Blutkreislaufsystem: Orthostatischer Blutdruckabfall (plötzlicher Blutdruckabfall bei Positionswechsel), Ödeme (Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe)
  • Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt): Wiederkehrende Nausea, Erbrechen, Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen) und Diarrhoe
  • Nervensystem: Cephalgie, Bewusstseinsstörungen, bis zum Koma

Wenn sich der Gesundheitszustand innerhalb von 14 Tagen nach Symptombeginn nicht bessert, schreitet die Erkrankung häufig zu Herzkreislauf- und Nierenversagen fort. Schwere Blutungen (hämorrhagische Diathese) in lebenswichtigen Organen wie der Leber, Lunge, Nieren, Milz und in den Blutgefäßen sind charakteristisch für die späten Krankheitsstadien. Diese systemischen Blutungen verschlechtern die Prognose erheblich, da sie zur Entwicklung eines Multiorganversagens führen.

Symptome des zentralen Nervensystems (ZNS), wie eine Enzephalitis (Gehirnentzündung), können noch Monate nach der akuten Krankheitsphase auftreten. Dies ist besonders problematisch, da Patienten im Serum negativ auf Ebola-Viren getestet werden können, während im Liquor (Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit) noch Ebola-Viren nachweisbar sind [2].

Prognose

Die Prognose ist abhängig von der rechtzeitigen Diagnose und der Qualität der medizinischen Versorgung. Eine ungünstige Prognose zeigt sich vor allem dann, wenn folgende Faktoren auftreten:

  • Hämorrhagische Diathese (in ca. 50 % der Fälle): Die Blutungsneigung ist ein Zeichen eines fortgeschrittenen Stadiums der Erkrankung und verschlechtert die Prognose erheblich.
  • Zerebrale Symptome: Wenn das Gehirn betroffen ist, wie durch eine Enzephalitis (Gehirnsentzündung) oder andere neurologische Ausfälle, verschlechtert sich der Gesundheitszustand dramatisch.

Die Letalität (Sterblichkeit) variiert stark je nach der Virusspezies und den zur Verfügung stehenden medizinischen Möglichkeiten. In den betroffenen afrikanischen Ländern beträgt die Letalität je nach Virusspezies zwischen 50 und 90 %. In Industrienationen, wo intensivmedizinische Maßnahmen zur Verfügung stehen, liegt die Letalität bei etwa 22 %.

Impfung: Der Impfstoff rVSV-ZEBOV hat sich gegen Ende der Ebola-Epidemie in West-Afrika als effektiv erwiesen. Er wurde ursprünglich zur Abwehr von bioterroristischen Angriffen in Nordamerika entwickelt [4]. Die EU-Kommission hat Oktober 2019 die Zulassung empfohlen.

In Deutschland ist die Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig. Die Meldung hat bei Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod und bei direktem oder indirektem Erregernachweis in Verbindung mit einer akuten Infektion (unabhängig vom klinischen Bild) namentlich zu erfolgen.

Literatur

  1. Sissoko D et al.: Dynamics of Ebola Virus Clearance in Semen in Guinea. CROI 2016, Boston, Massachusetts, Conference Dates and Location: February 22–25, 2016 | Boston, Massachusetts Abstract Number: 75LB
  2. Howlett P et al.: Ebola Virus Disease Complicated by Late-Onset Encephalitis and Polyarthritis, Sierra Leone, doi: http://dx.doi.org/10.3201/eid2201.151212
  3. Diallo B et al.: Resurgence of Ebola virus disease in Guinea linked to a survivor with virus persistence in seminal fluid for more than 500 days. Clin Infect Dis. (2016). doi: 10.1093/cid/ciw601
  4. Henao-Restrepo et al.: Efficacy and effectiveness of an rVSV-vectored vaccine in preventing Ebola virus disease: final results from the Guinea ring vaccination, open-label, cluster-randomised trial (Ebola Ça Suffit!) Lancet 2017;389:505-518 doi: http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(16)32621-6
  5. Dokubo EK et al.: Persistence of Ebola virus after the end of widespread transmission in Liberia: an outbreak report.The Lancet Infectious Diseases Published: 23 July 2018 doi: https://doi.org/10.1016/S1473-3099(18)30417-1

Leitlinien

  1. WHO Leitlinie: Therapeutics for Ebola virus disease. WHO August 2022