Durchfall (Diarrhoe) – Medikamentöse Therapie
Therapieziele
- Rehydrierung (Flüssigkeitsausgleich)
- ggf. Eliminierung der Erreger
- Stuhlregulierung
Therapieempfehlungen
- Symptomatische Therapie inkl. Flüssigkeitsersatz – orale Rehydrierung bei Zeichen der Dehydratation (Flüssigkeitsmangel; > 3 % Gewichtsverlust): Gabe von oralen Rehydrationslösungen (ORL), die hypoton sein sollten, zwischen den Mahlzeiten ("Teepausen") bei leichter bis mittelschwerer Dehydrierung.
Bei Kindern ist bei einem Verlust von mehr als 7,5 % des Körpergewichts eine intravenöse Rehydrierung erforderlich. - Ggf. symptomatische Therapie der Diarrhoe/Arzneimittel gegen Durchfall (Opioid: Loperamid; beachte Kontraindikationen/Gegenanzeigen, s. u.)
- Chologene Diarrhoe (gallensäurebedingter Durchfall), typischerweise bei Zustand nach Ileumresektion (chirurgische Entfernung von Teilen des Dünndarms): Colestyramin (Gallensäurenadsorbenz) (bei einer 7-Tage-Retention < 20 % im SeHCAT-Test; s. u. Medizingerätediagnostik)
- Je nach der zugrunde liegenden Störung müssen eventuell Antibiotika gegeben werden. Ihr Einsatz sollte gründlich abgewägt werden, da Antibiotika häufig selbst Ursache von Durchfallerkrankungen sind [1].
- Die Verabreichung von Antibiotika ist empfohlen bei: Shigellen (Resistenztestung!) oder Salmonellen
- Auf Antibiotika sollte verzichtet werden: Infektionen mit Campylobacter, Yersinien und Escherichia coli
- Einsatz von Antibiotika wird diskutiert bei: EHEC (Enterohämorrhagische Escherichia coli)
- Siehe ggf. auch unter "Magen-Darm-Grippe" Gastroenteritis
- Siehe auch unter "Weitere Therapie".
Weitere Empfehlungen [s. u. Leitlinie Nr 2]
- Die Probiotika-Supplementierung kann bei immunkompetenten Patienten Schwere und Dauer der Diarrhoe reduzieren.
- Die orale Zink-Supplementierung verringert die Dauer der Diarrhoe bei Kindern im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren, die möglicherweise einen Zinkmangel aufweisen.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen) für Loperamid:
- Ileus (Darmverschluss)
- Diarrhoe mit Fieber
- Diarrhoe mit Blut
- Akute Colitis ulcersa (entzündliche Darmerkrankung)
- Pseudomembranöse Kolitis (Clostridium-difficile-Infektion)
- Kleine Kinder (< 2. LJ)
Weitere Hinweise
- AkdÄ Drug Safety Mail | 19–2016 : Die Arzneimittelbehörde der USA (FDA) warnt aktuell vor schwerwiegenden kardialen Ereignissen / Herzrhythmusstörungen bei Einnahme von Loperamid in höheren Dosierungen als empfohlen: Safety Announcement der FDA vom 07.06.2016
Bei anderweitig nicht erklärbaren kardialen Ereignissen wie QT-Verlängerung, Torsades de Pointes, anderen ventrikulären Arrhythmien, Synkopen (kurzzeitige Bewusstlosigkeit) oder Herzstillstand sollte die Einnahme von Loperamid als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden. Patienten sollten auf eine korrekte Dosierung hingewiesen werden.
Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)
Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für die Darmgesundheit sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:
- Vitamine (A, E, D3)
- Mineralstoffe (Calcium, Kalium, Magnesium)
- Spurenelemente (Zink)
- Weitere Vitalstoffe (Probiotische Kulturen: Laktobazillen, Bifidobakterien; Fruchtsäuren – Citrat (gebunden in Magnesium-, Kalium- und Calciumcitrat))
Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
Literatur
- S2k-Leitlinie: Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple. (AWMF-Registernummer: 021-024), Januar 2015 Langfassung
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple. (AWMF-Registernummer: 021-024), Januar 2015 Langfassung
- JAMA Network Clinical Guideline Synopsis: Diagnosis and Management of Infectious Diarrhea. JAMA Pediatr. Published online June 11, 2018. doi:10.1001/jamapediatrics.2018.1172