Dreitagefieber (Exanthema subitum) – Einleitung

Das Exanthema subitum, auch Dreitagefieber genannt, ist eine durch das humane Herpes-Virus Typ 6 (HHV-6) oder seltener Typ 7 (HHV-7) verursachte akute Infektionskrankheit. Sie betrifft vorwiegend Säuglinge und Kleinkinder und zeichnet sich durch plötzliches hohes Fieber aus, gefolgt von einem feinfleckigen Hautausschlag.

Synonyme und ICD-10: Roseola infantum, Sechste Krankheit; ICD-10-GM B08.2: Exanthema subitum [Sechste Krankheit]

Es gibt zwei Typen der humanen Herpesviren (HHV-6): Der Sub­typ HHV-6B ist der Verursacher des Drei-Tage-Fiebers (Exanthema subitum):
Hinweis: Bislang konnte keine Primärinfektion mit dem Subtyp HHV-6A in Verbindung gebracht werden.

Charakteristische Laborbefunde

  • Leukopenie (Verminderung der weißen Blutkörperchen)
  • Relative Lymphozytose (Vermehrung der Lymphozyten im Vergleich zu anderen weißen Blutkörperchen)
  • Erhöhte Antikörper gegen HHV-6/HHV-7 im Blutserum (serologisch nachweisbar)
  • PCR-Nachweis von HHV-6-DNA bei Verdacht auf aktive Infektion

Formen der Erkrankung

  • Typische Form: Plötzlich auftretendes hohes Fieber (über 39 °C) für 3 bis 5 Tage, gefolgt von einem makulopapulösen Exanthem (Hautausschlag), das vorwiegend am Rumpf auftritt und sich innerhalb weniger Stunden bis Tage zurückbildet.
  • Atypische Form: Milde oder asymptomatische Verläufe ohne den typischen Ausschlag.

Ursachen

  • Erreger: Humanoes Herpesvirus 6B (HHV-6B) ist der Hauptverursacher des Dreitagefiebers. In seltenen Fällen kann auch HHV-7 zu ähnlichen Symptomen führen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Jungen und Mädchen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel
: Die Infektion tritt überwiegend bei Kindern im Alter von 6 bis 24 Monaten auf.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Fast 100 % der Kinder haben bis zum dritten Lebensjahr Kontakt mit dem Virus.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Sehr hohe Inzidenz im Säuglings- und Kleinkindalter.

Saisonale Häufung
: Die Erkrankung tritt vermehrt im Frühjahr und Herbst auf.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Humanes Herpesvirus 6B (selten HHV-7)

Erregerreservoir
: Der Mensch ist das einzige relevante Reservoir.

Vorkommen
: Weltweit verbreitet

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Ja, vorwiegend über Tröpfcheninfektion.

Kontagiosität
(Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Gering, Übertragungen erfolgen meist durch engen Kontakt.

Übertragungsweg
: Hauptsächlich über Speicheltröpfchen beim Husten oder Niesen, selten über Vaginalsekrete.

Eintrittspforte
: Schleimhäute von Mund, Nase und Augen

Inkubationszeit
(Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 5-15 Tage

Krankheitsdauer
: In der Regel 5-7 Tage

Dauer der Infektiosität
: Solange der Erreger im Speichel nachweisbar ist, meistens einige Tage vor und während des Fiebers.

Seroprävalenz
(Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Nahezu 100 % der Erwachsenen sind seropositiv für HHV-6.

Erregerspezifische Immunität
: Nach durchgemachter Infektion besteht lebenslange Immunität.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Fieberphase: Die Erkrankung beginnt typischerweise mit einem plötzlichen Fieberanstieg auf über 39 °C, der in der Regel 3 bis 5 Tage anhält. Das Fieber tritt ohne erkennbare Vorzeichen auf und verläuft oft ohne weitere begleitende Symptome in den ersten Tagen. Bei manchen Kindern können jedoch leichte Beschwerden wie Husten, Erbrechen oder eine Mittelohrentzündung (Otitis media) auftreten.
  • Fieberkrämpfe: Bei etwa 10-15 % der betroffenen Kinder kommt es während der Fieberphase zu Fieberkrämpfen. Diese treten meist bei Temperaturen über 39 °C auf und dauern selten länger als einige Minuten. Obwohl diese Krämpfe in der Regel gutartig sind, stellen sie für Eltern oft eine beängstigende Situation dar und sollten ärztlich abgeklärt werden.
  • Exanthem: Nach Abklingen des Fiebers, das meistens abrupt endet, erscheint ein typischer, makulopapulöser (knotig-fleckiger) Ausschlag (Exanthem). Dieser beginnt häufig am Rumpf und breitet sich auf Arme und Beine aus. Der Ausschlag ist blassrot, nicht juckend und kann innerhalb weniger Stunden bis zu einigen Tagen wieder verschwinden. In einigen Fällen kann der Ausschlag so unauffällig sein, dass er nicht bemerkt wird.
  • Dauer der Krankheit: Die Gesamtdauer der Erkrankung beträgt in der Regel 5 bis 7 Tage, wobei das Fieber den größten Teil der Krankheitszeit einnimmt. Der Ausschlag tritt typischerweise erst auf, wenn das Fieber bereits abgeklungen ist.

Prognose

  • Spontane Genesung: Das Dreitagefieber hat in den allermeisten Fällen einen guten und unkomplizierten Verlauf. Das Fieber fällt plötzlich ab, der Ausschlag bildet sich ohne medizinische Intervention rasch zurück, und das Kind erholt sich vollständig innerhalb weniger Tage.
  • Fieberkrämpfe: Obwohl Fieberkrämpfe häufig auftreten, führen sie selten zu bleibenden Schäden. Wiederholte Fieberkrämpfe während des Dreitagefiebers sind möglich, haben jedoch keine negativen langfristigen Auswirkungen auf die neurologische Entwicklung des Kindes. Bei Kindern mit familiärer Vorgeschichte von Fieberkrämpfen besteht ein etwas höheres Risiko.
  • Komplikationen: Schwere Komplikationen sind extrem selten. In Einzelfällen wurden jedoch Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder aseptische Meningitis (nicht-bakterielle Hirnhautentzündung) im Zusammenhang mit einer Infektion durch HHV-6 beschrieben. Solche Fälle erfordern eine intensivmedizinische Betreuung und können zu bleibenden neurologischen Schäden führen, sie stellen jedoch die Ausnahme dar.
  • Langzeitfolgen: In der Regel hinterlässt das Dreitagefieber keine bleibenden gesundheitlichen Probleme. Die Infektion führt zu einer lebenslangen Immunität, und eine erneute Erkrankung ist äußerst selten.
  • Erhöhtes Risiko bei Immunsuppression: Bei immungeschwächten Personen, wie z. B. Patienten nach Organtransplantationen oder Personen mit schweren angeborenen oder erworbenen Immundefekten, kann eine Reaktivierung des Virus zu schweren Komplikationen führen. Bei diesen Patienten können das Virus und die Erkrankung schwerer verlaufen.

Zusammenfassung der Prognose

  • Günstig bei immunkompetenten Kindern: Der Verlauf ist in der Regel mild bis moderat, mit einer raschen Erholung nach der fieberhaften Phase.
  • Lebenslange Immunität: Eine durchgemachte Infektion schützt in den meisten Fällen lebenslang vor erneuter Erkrankung.
  • Komplikationen: Fieberkrämpfe sind die häufigste Komplikation, verlaufen jedoch meistens harmlos. Schwere Komplikationen wie Enzephalitis sind äußerst selten.
  • Erhöhtes Risiko bei Immungeschwächten: Bei immungeschwächten Personen kann eine Reaktivierung des Virus schwerwiegender verlaufen und sollte sorgfältig überwacht werden.

Eine Schutzimpfung gegen das Dreitagefieber steht bislang nicht zur Verfügung.