Dengue-Fieber – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Dengue-Fiebers dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie bekannte Erkrankungen des Immunsystems (z. B. HIV, Autoimmunerkrankungen)?
  • Bestehen bei Familienangehörigen häufige oder ungewöhnlich schwere Verläufe von Infektionskrankheiten?
  • Hatten Angehörige in letzter Zeit Aufenthalte in tropischen oder subtropischen Risikogebieten für Dengue-Fieber? Wenn ja: Zeigen sie ähnliche Symptome wie Sie?

Sozialanamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Reisen Sie beruflich häufig in tropische oder subtropische Regionen (z. B. Südostasien, Lateinamerika, Karibik)?
    • Arbeiten Sie im Gesundheitswesen, Tourismus, bei einer Fluggesellschaft oder in der Entwicklungshilfe mit Kontakt zu internationalen Reiserückkehrern?
  • Umgebungsbezogene Faktoren:
    • Besteht Kontakt zu Personen mit akuten fieberhaften Erkrankungen aus Dengue-Endemiegebieten?
    • Besteht durch Wohnsituation oder Lebensumfeld ein erhöhtes Expositionsrisiko gegenüber Mücken (z. B. subtropisches Klima, Wohnlage in Sumpf-, Wald- oder Wasserzonen)?
  • Haben Sie aktuell psychosoziale Belastungen oder körperlichen Stress?

Reiseanamnese

  • Waren Sie in den letzten Wochen oder Monaten auf Reisen? Wenn ja:
    • Wann sind Sie gereist? [Wichtig zur Einschätzung der Inkubationszeit: 4-7 (max. 14 Tage)]
    • Wohin sind Sie gereist?
      • Dengue-Risikogebiete:
        • Afrika (Madagaskar, Sudan, Kap Verde)
        • Karibik (Dominikanische Republik, Puerto Rico, Kuba)
        • Lateinamerika (Brasilien, Mexiko, Kolumbien, Nicaragua)
        • Pazifikinseln (Fidschi, Tonga, Neukaledonien)
        • Südasien (Indien, Bangladesch, Sri Lanka)
        • Südostasien (Thailand, Indonesien, Philippinen, Vietnam, Malaysia)
    • Wie lange dauerte Ihr Aufenthalt?
  • Haben Sie sich überwiegend in städtischen oder ländlichen Gebieten aufgehalten?
  • Waren Sie in Gebieten mit stehenden Gewässern oder hoher Mückendichte? (z. B. tropische Wälder, Reisfelder, Abwasserbereiche, offene Wasserbehälter)
  • Haben Sie draußen geschlafen oder in Unterkünften ohne Mückenschutz gewohnt?
  • Gab es in Ihrer Umgebung Berichte über Dengue-Ausbrüche?
  • Wurden Schutzmaßnahmen gegen Mückenstiche getroffen:
    • Verwendung von Mückenspray oder Insektenschutzmitteln?
    • Tragen langer Kleidung?
    • Nutzung von Mückennetzen oder Klimaanlagen?
  • Sind Sie in der letzten Zeit von einer Mücke gestochen worden?
  • Haben Sie ungefiltertes Wasser getrunken oder Lebensmittel aus unsicheren Quellen konsumiert?
  • Waren Sie in den Tropen in medizinischer Behandlung?
  • Haben Sie Bluttransfusionen oder invasive medizinische Eingriffe im Ausland erhalten?
  • Hatten Sie nach der Reise grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen oder Hautausschlag?*
  • Gab es nach Ihrer Rückkehr gesundheitliche Beschwerden, die zeitlich mit dem Aufenthalt in einem Dengue-Gebiet zusammenhängen könnten?*
  • Haben Personen in Ihrem direkten Umfeld (Familie, Freunde, Kollegen) ähnliche Symptome?
  • Haben Sie Impfungen oder eine Malariaprophylaxe vor der Reise durchgeführt?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Wie fühlen Sie sich aktuell?
  • Fühlen Sie sich abgeschlagen oder haben Sie ein allgemeines Krankheitsgefühl?
  • Haben Sie Symptome wie Fieber, Müdigkeit oder Muskelschmerzen?
  • Wenn Sie Fieber haben:
    • Wie hoch ist die Temperatur?
    • Seit wann haben Sie Fieber?
    • Gibt es Fieberschübe oder -pausen (typisch biphasisches Fieberverhalten bei Dengue)?
  • Ist Ihnen ein Hautausschlag aufgefallen?
  • Wenn ja, wo und wann ist er aufgetreten (z. B. am Rumpf, in den Extremitäten)?
  • Gab es Einblutungen (z. B. kleine rote Punkte auf der Haut, blaue Flecken, Zahnfleischbluten)?*
  • Leiden Sie unter Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen („Knochenbrecherfieber“)?
  • Haben Sie Schmerzen hinter den Augen oder Druckempfindlichkeit in diesem Bereich?
  • Haben Sie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall bemerkt?
  • Haben Sie eine Appetitlosigkeit festgestellt?
  • Haben Sie Nasenbluten oder Zahnfleischbluten festgestellt?
  • Gab es Blutungen im Stuhl oder Urin?
  • Sind Sie in der letzten Zeit von einer Mücke gestochen worden?
  • Haben Sie Schutzmaßnahmen wie Mückensprays, Netze oder lange Kleidung verwendet?
  • Wann und in welcher Reihenfolge sind die Symptome aufgetreten?
  • Gibt es Symptome, die zeitgleich oder unmittelbar nach der Rückkehr aus einem Risikogebiet aufgetreten sind?

Hinweise auf ein Guillain-Barré-Syndrom:

  • Traten diese neurologischen Symptome nach einem Infekt (z. B. grippeähnlich, Hautausschlag, Durchfall) auf?*
  • Kam es zu einer rasch fortschreitenden Muskelschwäche auf beiden Seiten?*
  • Wurde bei Ihnen oder engen Angehörigen bereits einmal ein Guillain-Barré-Syndrom diagnostiziert?
  • Wie lange bestehen diese Symptome bereits?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Haben Sie in der letzten Zeit deutlich an Gewicht verloren?
  • Haben Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich genommen?
  • Haben Sie Lebensmittel aus unsicheren Quellen oder ungefiltertes Wasser konsumiert?
  • Haben Sie in der letzten Zeit Alkohol in größeren Mengen konsumiert?
  • Nehmen Sie regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel oder andere Substanzen ein, die Einfluss auf Ihre Gesundheit haben könnten?

Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Haben Sie Vorerkrankungen, die Ihr Immunsystem schwächen (z. B. HIV, Diabetes, chronische Nierenerkrankungen)?
    • Gab es in der Vergangenheit andere Infektionserkrankungen, die tropischen Ursprung haben könnten?
    • Haben Sie bereits eine frühere Dengue-Infektion durchgemacht? (erhöhte Gefahr eines schweren Verlaufs bei Zweitinfektion)
  • Operationen und Interventionen:
    • Gab es kürzlich operative Eingriffe, Bluttransfusionen oder invasive medizinische Eingriffe?
  • Impfstatus:
    • Haben Sie Impfungen gegen tropische Krankheiten erhalten (z. B. Gelbfieber, Typhus)?
  • Medikamentenanamnese:
    • Haben Sie Medikamente eingenommen, die die Blutgerinnung beeinflussen könnten (z. B. Aspirin, Ibuprofen, Antikoagulantien)?
    • Wurden Antibiotika oder Malariamedikamente eingenommen?

*Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.