Cytomegalie – Symptome – Beschwerden

In 80 % der Fälle verläuft eine Infektion der immunkompetenten Schwangeren mit dem humanen Cytomegalievirus (HVMV) asymptomatisch, das heißt ohne Beschwerden zu verursachen.

Ca. 20 % der Schwangeren weisen Grippe- oder Mononukleose-ähnliche Symptomen auf [1].

Maternofetales Transmissionsrisiko für HCMV in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der maternalen Primärinfektion [8] 

Zeitpunkt der maternalen Primärinfektion
(mütterliche Erstinfektion)
Transmissionsrisiko (%)
(Übertragungsrisiko von Mutter auf Fetus)
3-12 Wochen präkonzeptionell  9
3 Wochen perikonzeptionell 31-45
Erstes Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) 30-42
Zweites Trimenon 38-45
Drittes Trimenon 64-77


Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Infektion mit dem Cytomegalievirus hinweisen:

Neugeborene mit symptomatischer kongenitaler Infektion [3-7]

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine symptomatische kongenitale CMV-Infektion bei Neugeborenen und werden oft zuerst bemerkt:

  • Thrombozytopenie: Verminderte Anzahl an Thrombozyten (Blutplättchen), was zu einer erhöhten Blutungsneigung führen kann (in (77-81 % der Fälle)
  • Petechien: Punktförmige Haut- oder Schleimhautblutungen, die durch eine verminderte Anzahl an Blutplättchen verursacht werden (in 41-76 % der Fälle)
  • Mikroenzephalie: Abnormer Kleinwuchs des Kopfes, der auf eine gestörte Entwicklung des Gehirns hinweist (in 30-53 % der Fälle)

Hauptsymptome
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer symptomatischen kongenitalen CMV-Infektion:

  • Chorioretinitis: Entzündung der Aderhaut (Choroidea) mit Beteiligung der Netzhaut (Retina), was zu Sehstörungen führen kann
  • Pneumonie (Lungenentzündung): Entzündung der Lungen, die zu Atembeschwerden führen kann
  • "Blue-berry muffin spots": Hautveränderungen, die durch blaubeerenartig durch die Haut schimmernde Effloreszenzen gekennzeichnet sind
  • Hörstörungen: Können sich in der Kindheit bemerkbar machen (in 26-42 % der Fälle)
  • Intrauterine Wachstumsretardierung (IUGR): Verzögerung des Wachstums des Kindes im Mutterleib (in 30-50 % der Fälle)

Begleitsymptome
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Zerebrale Krampfanfälle: Werden durch die gestörte Entwicklung des Gehirns verursacht
  • Migrationsstörungen des Zentralnervensystems: Störungen in der Wanderung von Nervenzellen, was zu einer abnormalen Gehirnentwicklung führt
  • Hyperbilirubinämie: Erhöhte Bilirubinwerte im Blut, die eine Gelbfärbung der Haut und Augen verursachen können (in 81 % der Fälle)
  • Ikterus (Gelbsucht): Gelbfärbung der Haut und Augen aufgrund eines erhöhten Bilirubinspiegels (in 67 % der Fälle)
  • Lenticulo-striatale Vaskulopathie: Gefäßveränderungen im Gehirn, die bei einer Untersuchung sichtbar werden können (in 71-88 % der Fälle)
  • Erhöhte Aspartat-Aminotransferase (AST; GOT): Ein erhöhter Wert eines Leberenzyms, der auf eine Leberschädigung hinweist (in 76 % der Fälle)

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Enteritis (Darmentzündung): Kann zu Durchfall führen

Beachte: 

  • Nur ca. 10 % der kongenital ("angeborenen") infizierten Neugeborenen sind symptomatisch bei der Geburt.
  • Auch asymptomatische Neugeborene entwickeln Spätschäden in 10-15 % der Fälle. 

Pränatale Infektion

Nachfolgende Symptome treten im Rahmen einer Infektion im ersten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) bei 20 % der Schwangerschaften auf und bei einer Infektion im zweiten Trimenon bei ca. 6 % [2]:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine pränatale Infektion und werden oft zuerst bemerkt:

  • Geringes Geburtsgewicht: Weist auf eine Wachstumsverzögerung im Mutterleib hin
  • Ikterus (Gelbsucht): Gelbfärbung der Haut und Augen des Neugeborenen, die durch erhöhte Bilirubinwerte im Blut verursacht wird (ca. 67 %)
  • Petechien: Punktförmige Blutungen auf der Haut oder den Schleimhäuten, die auf eine verminderte Anzahl an Blutplättchen hinweisen (ca. 41-76 %)

Hauptsymptome
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer pränatalen Infektion:

  • Lymphadenopathie: Vergrößerte Lymphknoten, die auf eine Infektion hinweisen können
  • Hepatosplenomegalie (Leber- und Milzvergrößerung): Weist bei Neugeborenen auf eine systemische Infektion hin
  • Blutgerinnungsstörungen: Können zu vermehrten Blutungen führen
  • Erhöhte Leberwerte (Transaminasen: ALT, AST): Anzeichen für eine Leberschädigung oder Leberentzündung (erhöhte Aspartat-Aminotransferase (AST): 76 %)
  • Thrombozytopenie: Niedrige Anzahl an Blutplättchen, die zu einer erhöhten Blutungsneigung führt (in 77-81 % der Fälle)
  • Hämolyse: Zerstörung der roten Blutkörperchen, die zu einer Blutarmut führen kann
  • Wachstumsverzögerung im Mutterleib (Intrauterine Wachstumsretardierung, IUGR): Das Kind wächst im Mutterleib langsamer als normal (ca. 30-50 %)
  • Frühgeburt

Begleitsymptome
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Inguinalhernien (Leistenhernie): Ein Teil des Darms tritt durch eine Schwachstelle in der Bauchwand hervor
  • Chorioretinitis: Entzündung der Aderhaut und Netzhaut im Auge, was zu Sehstörungen führen kann
  • Mikrozephalie: Abnormer Kleinwuchs des Kopfes, was auf eine gestörte Gehirnentwicklung hinweist (in 30-53 %der Fälle)

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Exanthem (Hautausschlag)

Peri- und postantale Infektion

Die peri- und postnatale Infektion mit dem Cytomegalievirus verläuft meist asymptomatisch. In wenigen Fällen können jedoch folgende Symptome auftreten:   

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine peri- und postnatale CMV-Infektion und werden oft zuerst bemerkt:

  • Lymphadenitis (Lymphknotenentzündung) mit Lymphadenopathie (Lymphknotenvergrößerung): Besonders im Halsbereich (ca. 10-20 % der Fälle)

Hauptsymptome
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer peri- und postnatalen CMV-Infektion:

  • Allgemeines Krankheitsgefühl: Geht oft mit Fieber und Müdigkeit einher (ca. 20-30 %)
  • Cephalgie (Kopfschmerzen): Kopf- und Nackenschmerzen, die besonders bei Jugendlichen und Erwachsenen auftreten können (ca. 10-15 %)
  • Myalgie (Muskelschmerzen): Oft im Zusammenhang mit Fieber und Abgeschlagenheit (ca. 10-15 %)
  • Pharyngitis (Rachenentzündung) (ca. 10-20 %)
  • Hepatitis (Leberentzündung): Kann zu Gelbsucht (Ikterus) führen (ca. 10-15 %)

Begleitsymptome
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Fieber: Weist auf eine systemische Infektion hin (ca. 20-30 %)
  • Parotitis (Speicheldrüsenentzündung): Oft begleitet von vermindertem Speichelfluss (ca. 5-10 %)
  • Panuveitis: Entzündung der mittleren Augenhaut, die zu Sehstörungen führen kann (< 5 %)
  • Retinitis (CMV-Retinitis): Entzündung der Netzhaut, die zu verschwommenem Sehen und Sehverlust führen kann (< 5 %)

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit und Schwäche (ca. 20-30 %)

Cytomegalie-Infektion bei Personen mit Immunschwäche (Abwehrschwäche) 

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine CMV-Infektion bei Personen mit Immunschwäche und werden oft zuerst bemerkt:

  • Fieber: Oft nicht sehr hoch, aber anhaltend. Es kann auf eine systemische Infektion hinweisen (ca. 40-60 %)
  • Dyspnoe (Atemnot): Besonders bei körperlicher Belastung, was auf eine Lungenbeteiligung hindeutet (ca. 30-50 %)

Hauptsymptome
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer CMV-Infektion bei Personen mit Immunschwäche:

  • Husten (eher trocken): Kann auf eine Lungenentzündung oder Bronchitis hinweisen (ca. 20-40 %)
  • Allgemeines Krankheitsgefühl: Geht häufig mit Müdigkeit und Appetitlosigkeit einher (ca. 50-70 %)
  • Anorexie (Appetitlosigkeit): Oft begleitet von Gewichtsverlust (ca. 30-50 %)
  • Müdigkeit: Erschöpfung und fehlende Energie, die den Alltag stark beeinträchtigen können (ca. 60-80 %)
  • Nächtliches Schwitzen: Kann zu Schlafstörungen führen (ca. 20-30 %)

Begleitsymptome
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Arthralgie (Gelenkschmerzen): Oft in Kombination mit Muskelbeschwerden (ca. 10-20 %)
  • Myalgie (Muskelschmerzen): Können diffuse oder lokale Muskelgruppen betreffen (ca. 20-30 %)
  • Tachypnoe: Zu schnelle Atmung, oft begleitet von Atemnot, besonders bei körperlicher Belastung (ca. 20-30 %)

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Schwäche und Erschöpfung

Literatur

  1. Picone O, Vauloup-Fellous C, Cordier AG, Guitton S, Senat MV, Fuchs F et al.: A series of 238 cytomegalovirus primary infections during pregnancy: description and outcome. Prenat Diagn 2013 Aug;33(8):751-8. doi: 10.1002/pd.4118. Epub 2013 May 1.
  2. Lipitz S, Yinon Y, Malinger G, Yagel S, Levit L, Hoffman C et al.: Risk of cytomegalovirus-associated sequelae in relation to time of infection and findings on prenatal imaging. Ultrasound Obstet Gynecol 2013 May;41(5):508-14. doi: 10.1002/uog.12377.
  3. Kimberlin DW, Lin CY, Sánchez PJ et al.: Effect of ganciclovir therapy on hearing in symptomatic congenital cytomegalovirus disease involving the central nervous system: a randomized, controlled trial. J Pediatr 2003; 143: 16-25
  4. Kimberlin DW, Jester PM, Sánchez PJ et al.: National institute of allergy and infectious diseases collaborative antiviral study group. Valganciclovir for symptomatic congenital cytomegalovirus disease. N Engl J Med 2015; 372: 933-43
  5. Gabrielli L, Bonasoni MP, Santini D et al.: Human fetal inner ear involvement in congenital cytomegalovirus infection. Acta Neuropathol Commun 2013; 1: 63
  6. Ross SA, Boppana SB: Congenital cytomegalovirus infection: outcome and diagnosis. Semin Pediatr Infect Dis 2005; 16: 44-9
  7. Engman ML, Lewensohn-Fuchs I, Mosskin M, Malm G: Congenital cytomegalovirus infection: the impact of cerebral cortical malformations. Acta Paediatr 2010; 99: 1344-9
  8. Buxmann H et al.: Zytomegalievirus-Primärinfektion in der Schwangerschaft. Dtsch Arztebl Int  2017 Jan;114(4):45-52 doi:  10.3238/arztebl.2017.0045